Essen-Bredeney. Das beliebte Ausflugslokal am Baldeneysee wird 30 – doch Corona verhindert die Geburtstagsparty. Betreiber hoffen nun auf den Sommer.

Wer am Baldeneysee spazieren geht, kommt an dem Klassiker Südtiroler Stuben nicht vorbei. Direkt am Ufer neben dem Seaside Beach gelegen, feiert das beliebte Ausflugslokal am 1. Mai seinen 30. Geburtstag. Doch in Corona-Zeiten fällt die große Party aus.

Still ruht der See unter einem strahlend blauem Himmel, die Sonne gibt an diesem Aprilvormittag alles. Doch das perfekte Wetter können die Betreiber der Südtiroler Stuben, Roman Pichler und Catrin Linowsky, nicht nutzen; die Tische sind verwaist, der Zugang zur großen dreistufigen Terrasse ist abgesperrt. „Die Corona-Krise ist für uns schon bitter. Normalerweise wären an einem Tag wie heute die Plätze belegt“, sagt Catrin Linowsky, die das Ausflugslokal gemeinsam mit ihrem Bruder Roman 2003 von Vater Peter Pichler übernommen hat.

Der Südtiroler war der Liebe wegen 1968 im Ruhrgebiet gelandet, betrieb viele Jahre lang mit Ehefrau Angelika eine der ersten Pizzerien in Duisburg, bevor er 1990 im Alter von 47 auf die Südtiroler Stuben stieß. Die hießen damals noch Haus Dannenberg - ein etwas vermieftes und nicht sonderlich ansprechendes Lokal mit schönem Ausblick aber liebloser Ausstattung. „Unser Vater hat sich sofort in den Ort verliebt, das Potenzial erkannt und darauf bestanden, Haus und Grundstück zu kaufen, statt zu pachten“, erinnert sich Roman Pichler. Eine kluge Entscheidung, wie sich gerade jetzt in der Corona-Krise zeigt.

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Im Obergeschoss der Stuben gibt es Gästezimmer mit Blick auf den See

Viel hat die Familie Pichler in den vergangenen 30 Jahren investiert und verändert: Angefangen von der Speisekarte voller Südtiroler Spezialitäten wie Schlutzkrapfen und Käseknödel, dann folgte der Ausbau der Terrasse, auf der inzwischen 500 Gäste Platz finden, bis hin zur Erneuerung der kompletten Innenausstattung, die vor allem die Geschwister ab 2003 in die Hand nahmen. „Küche, Theke, Toiletten, der große Saal, wir haben immer die Winterpause genutzt, um zu renovieren“, sagt der 44-Jährige. Parallel dazu wurde das Obergeschoss ausgebaut – dort gibt es seit diesem Winter sieben Doppelgästezimmer, fast alle mit Blick auf den See.

Der Blick auf den Baldeneysee ist einmalig: Dafür sind die Südtiroler Stuben berühmt und beliebt. An sonnigen Wochenenden sind die 500 Sitzplätze auf der Terrasse immer besetzt.
Der Blick auf den Baldeneysee ist einmalig: Dafür sind die Südtiroler Stuben berühmt und beliebt. An sonnigen Wochenenden sind die 500 Sitzplätze auf der Terrasse immer besetzt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Ein weiterer Grundstein für den Erfolg ist das Gastroteam mit knapp 20 angestellten Kellnern und Köchen und mindestens noch einmal so vielen Aushilfskräften. „Wir haben wirklich tolle Leute, auf die man sich verlassen kann“, sagt Catrin Linowsky, „viele freuen sich schon auf die Saison, verfolgen die Wettervorhersagen und melden sich vorab bei uns.“

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Bei bestem Wetter wirbeln dann schon einmal acht Köche und 20 Kellner in den Stuben und sorgen dafür, dass die Gäste nicht allzu lange auf ihr Essen oder ihr kaltes Bier warten müssen. „Neben einer guten Karte ist ein guter, schneller Service das A und O“, weiß Roman Pichler, der seine gastronomische Ausbildung im Hotel Sheraton gemacht hat. Seine vier Jahre jüngere Schwester Catrin erwarb ihre Kenntnisse übrigens im noblen Berliner Hotel Adlon.

Die große Geburtstagsparty muss verschoben werden

Gemeinsam trifft das Geschwisterpaar alle unternehmerischen Entscheidungen – von der Speisekarte bis hin zu siebenstelligen Investitionen. Dass man sich dabei manchmal streitet, sei normal und gesund, „aber am Ende sind wir uns immer einig“, sagt Catrin Linowsky. So habe man zum Beispiel zusammen beschlossen, endlich einen Geschäftsführer einzustellen, der ihnen den Rücken für die Familie frei hält. „In der Saison hatten wir teilweise 60- bis 70-Stunden-Wochen, da sahen wir unsere Partner und Kinder quasi nur im Vorbeigehen. Das wollten wir unbedingt ändern“, sagt Roman Pichler.

Die Eltern Peter und Angelika Pichler lassen die Jungen in Ruhe, kommen nur noch ab und an am Baldeneysee vorbei. Sie genießen lieber die Rente und fahren oft in die alte Heimat von Peter Pichler. Aber natürlich wären sie bei der großen Geburtstagssause, die Roman Pichler und Catrin Linowsky mit Knödel-Wettessen, Live-Musik und vielen weiteren Schmankerln für den 1. Mai geplant hatten, dabei gewesen.

Schutzmasken mit dem Logo der Südtiroler Stuben sind schon bestellt

„Jetzt werden wir wohl zu Hause darauf anstoßen, mit unseren Eltern nur aus sicherer Entfernung“, sagt Catrin Linowsky, „ich glaube ja nicht, dass sich bis dahin die Corona-Auflagen für die Gastronomie verändert haben.“ Die treffen die Südtiroler Stuben natürlich wie alle anderen Gastronomien: Kurzarbeit ist bereits angesagt, finanzielle Soforthilfen sind beantragt und genehmigt. „Aber noch ist kein Cent geflossen“, sagt Roman Pichler, „wir müssen jetzt an unser Erspartes gehen.“

Trotzdem sind beide zuversichtlich, dass zumindest das Sommergeschäft nicht ganz verloren gehen wird. „Wir haben bereits Mund- und Nasenschutzmasken für uns und unser Personal bestellt“, sagt Catrin Linowsky, „natürlich mit dem Logo der Südtiroler Stuben.“ Dann würde zur Wiedereröffnung aus der Geburtstagsnachfeier ein Sommerfest. „Versprochen“, sagen die Geschwister.

Eisstockschießen im Winter

Obwohl sie auf den ersten Blick ein klassisches Sommer-Ausflugslokal sind, gelingt es den Südtiroler Stuben seit vielen Jahren, die lange Winterzeit gut zu nutzen: Mit vielen Weihnachtsfeiern, Gänseessen und dem Eisstockschießen.

Das Eisstockschießen fand in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal von Ende November bis Januar statt und ist laut Betreiber besonders beliebt bei größeren Gruppen wie Firmen.

Die Südtiroler Stuben liegen an der Freiherr-vom-Stein-Straße 280, unweit des Regattaturms und neben dem Seaside Beach: 472848, www.suedtiroler-stuben.de