Essen. Mascha Wagner, angehende Maurerin in einem Betrieb in Essen, ist „Auszubildende des Monats“ und glücklich über ihre Entscheidung fürs Handwerk.
Mascha Wagner (21), angehende Maurerin beim Frillendorfer Bauunternehmen Dunker, ist von der Handwerkskammer Düsseldorf zum „Lehrling des Monats“ im gesamten Regierungsbezirk ernannt worden. Das Handwerk weist derzeit junge Leute darauf hin, dass allein in Essen noch über 100 Lehrstellen unbesetzt sind.
Eine Frau auf dem Bau – das hat Seltenheitswert, auch heute noch. „Das war für mich aber kein Hindernis“, berichtet die Auszubildende, die in Düsseldorf wohnt und täglich per Zug und Fahrrad nach Frillendorf zur Arbeit fährt. Das Gymnasium verließ sie nach Klasse zehn; und eine echte Berufsorientierung hatte sie da noch nicht: „An der Schule hat man uns nur sehr wenig auf Ausbildungsberufe im Handwerk hingewiesen“, berichtet sie. Und obwohl ihre beiden Eltern studiert haben und akademischen Berufen nachgehen, ging sie ihrem eigenen Gefühl nach, dass etwas Praktisches das Richtige für sie sein könnte: Das Arbeitsamt schickte sie in vier verschiedene Praktika – Tischler, Dachdecker, Zimmerer und Maurer probierte sie aus.
Nach drei Wochen Praktikum war alles klar
„Das Faszinierende am Maurerberuf ist das Mauern selbst“, sagt Mascha Wagner. Nach einer dreiwöchigen Probezeit bei der Firma Dunker war klar: Das passt, fachlich wie menschlich. „Ich habe ihr sofort einen Lehrstellenvertrag angeboten“, berichtet Geschäftsinhaber Stephan Dunker. „Wir haben auch gewusst, dass es als Frau vielleicht die eine oder andere Schwierigkeit geben würde, aber wir haben uns gesagt: Das räumen wir aus dem Weg.“
Doch blöde Sprüche gab es, wenn überhaupt, nur am Anfang. Und eigentlich mag Mascha Wagner „die klare Sprache auf dem Bau“. Schnell überzeugte sie alle Kollegen von sich. „Ihr ausgeprägtes, handwerkliches Geschick, ihr großer Lernwille, ihre Einsatzfreude und Zielstrebigkeit“ zeichneten sie aus, lobte Kammer-Präsident Andreas Ehlert am Freitag,. „Alle wollen sie immer in ihren Team haben, ist aus dem Betrieb zu hören“, berichtete Ehlert.
Handwerk betont: In den Köpfen muss sich etwas ändern
In Essen ist derzeit grundsätzlich erst etwas mehr als jede dritte Lehrstelle besetzt, allein im Handwerk sind derzeit noch mehr als 100 Stellen frei. „Es ist zu wenig in den Köpfen, auch in jenen der Eltern, dass Handwerk den gleichen Wert hat wie eine akademische Laufbahn“, betonte Ehlert. Das Handwerk, unterstrich der Kammerpräsident, birge aktuell so viele Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinsteig wie noch nie zuvor – auch wenn die Zahlen von 2023, was die Berufsanfänger im Handwerk angehe, besser seien als im vergangenen Jahr.
Wovon Mascha Wagner träumt – was sie gern mal bauen würde? Sie überlegt kurz, lacht und sagt dann: „Ein Schloss. Aber das lässt ja niemand bauen.“ Wer weiß? Sie ist nicht nur vom Mauern fasziniert, sondern vor allem von der Unterschiedlichkeit der Werkstoffe und nicht zuletzt von Zierelementen, die einem Haus ein Gesicht geben.
„Sie fallen auf durch Leidenschaft und Freude am Tun“, attestierte Kammerpräsident Ehlert der Auszubildenden. Womit sie eine hervorragende Repräsentantin sei für die gesamte Zunft: „Tief einzudringen in die Materie, so gut sein zu wollen, wie es nur geht, das ist das echte Selbstverständnis eines Handwerkers und einer Handwerkerin“, fügte der Kreishandwerksmeister Martin van Beek hinzu.