Werden. Seit Jahrhunderten wird das Ludgerusfest in Essen-Werden gefeiert. Bischof Georg Bätzing war prominenter Gast. Wie die Prozession verlief.
Auf Kommando hoben die vier Träger den 80 Kilogramm schweren barocken Schrein mit den Gebeinen Liudgers an und erfüllten ein uraltes Gelübde aufs Neue. Abt Bernhard von Wevelinghoven hatte im 12. Jahrhundert eine jährliche Prozession zu Ehren des Heiligen versprochen. Das diesjährige Ludgerusfest hatte mit Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, einen prominenten Gast.
Mit dem Hof der ehemaligen Benediktinerabtei war der ideale Platz für einen Open-Air-Gottesdienst gefunden. Die Gläubigen standen zusammen, wenn auch die Reihen schon mal besser gefüllt waren. Der Limburger Bischof Georg Bätzing verwies auf Liudger, der in einer Epoche sozialer und kultureller Umwälzungen gelebt habe. Im 8. Jahrhundert war das Römische Reich untergegangen und die Völkerwanderung hatte eingesetzt.
Auch jetzt beginne ein unruhiges Zeitalter: „Wir sind dabei, die Schwelle zu einer neuen welt- und glaubensgeschichtlichen Ära zu überschreiten.“ Wer sich heute dem Dialog mit der Gegenwart entziehe, der verliere jegliche Möglichkeit, die Gegenwartskultur „auch kritisch verändernd zu durchdringen“. Es gelte, Menschen von heute für das Evangelium zu gewinnen.
Gelebte Ökumene im Stadtteil Essen-Werden
Bätzing dankte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck ausdrücklich „für dein enormes Engagement in dieser Kirche“. Overbeck antwortete: „Wir gehen in eine Zeitenwende hinein, die unsere ganze Gemeinschaft betrifft. Alle zu integrieren und nicht auszugrenzen, das ist katholisch.“
Gerade in Werden gehört die Ökumene dazu. Seit beinahe 30 Jahren ist eine Rast an der evangelischen Kirche festes Element des Rundweges zum Ludgerusfest. Er war verkürzt worden, so dass mancher Werdener vergebens auf die Prozession wartete. Auch hingen weniger Ludgerus-Fahnen als früher im Stadtteil.
Der evangelische Pfarrer Oliver Ruoß hatte den Besuch der Katholiken in der Corona-Zeit vermisst: „Schön, das ihr da seid. Es hat lange gedauert, drei Jahre lang.“ Aber diese Zeitspanne sei höchst relativ: „Seit fast 900 Jahren wird der Schrein durch Werden getragen.“ Zum Abschied rief Ruoß der Prozession zu: „Auf Wiedersehen, spätestens in einem Jahr. Selber Ort, selbe Zeit.“