Essen. In Essen übersteigt nach Darstellung der Polizeigewerkschaft die Zahl der neu eingestellten Polizisten noch immer nicht die der Pensionierungen.
Genau 166 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte Essens Polizeipräsident Frank Richter in dieser Woche begrüßen, bei 128 von ihnen handelt es sich um Berufsanfänger, sie hatten ihren ersten Arbeitstag in der Essener Behörde. Fast alle „Neuen“ sind Absolventen der polizeilichen Fachhochschule, einige wenige bewarben sich aus anderen Behörden zum Dienst im Essener Polizeipräsidium oder stoßen zu den Essener Spezialeinheiten.
Verstärkung erhält die Essener Polizeibehörde ferner durch 30 Regierungsbeschäftigte und fünf Verwaltungsbeamtinnen und -beamte, die schon seit einiger Zeit ihren Dienst bei der Essener und Mülheimer Polizei versehen und die Polizisten von administrativen Aufgaben entlasten sollen, damit sich diese stärker auf die eigentliche Polizeiarbeit konzentrieren können.
Gewerkschaft GdP sieht noch keine Trendwende in der Personalpolitik
Durchaus ist all das auch für die Kreisgruppe Essen/Mülheim der Gewerkschaft der Polizei ein Grund zur Freude, allerdings kann man dort manche positive politische Begleitmusik nicht so recht teilen. Vorsitzender Jörg Brackmann widerspricht vor allem der Darstellung des NRW-Innenministeriums, wonach es mehr Einstellungen als Pensionierungen gebe und „die Trendwende geschafft“ sei.
Das stimme allenfalls theoretisch. „Tatsächlich kommen jedoch in den Direktionen des Polizeipräsidiums Essen erneut weniger Polizistinnen und Polizisten an“, so Brackmann. Das liege daran, dass manche sich noch in letzter Minute entscheiden, doch nicht bei der Polizei anzufangen, allerdings in der Statistik des Innenministeriums noch mitgezählt würden. Fakt sei: Auch in diesem Jahr habe in Essen die Zahl der neuen Mitarbeiter die der Ausgeschiedenen keineswegs überstiegen.
Lob für die Essener Behördenleitung: Immerhin erhält der Wachdienst Ausgleich
Der GdP-Chef lobte aber die Behördenleitung im Essener Polizeipräsidium, weil immerhin der umlaufende Wachdienst und die Kriminalwache mit ausgeglichenem Personal arbeiten könne. Die drei Essener Polizeiinspektionen Nord, Mitte und Süd erhalten insgesamt 90 und die Polizeiinspektion Mülheim 17 neue Beamtinnen und Beamte in ihren Reihen.
Zwar gebühre auch Innenminister Herbert Reul Anerkennung, dass er zumindest den Personalabbau gestoppt habe und die Anzahl der aktiven Polizisten in etwa stagniere – dies geschehe allerdings „auf einem seit Jahren schlechten Niveau“, wie Brackmann betont. „Nur weil kein nennenswerter Personalabbau mehr stattfindet, handelt es sich noch nicht um eine Trendwende.“
Die geringen Einstellungen der Jahre 2000 bis 2015 wirkten noch lange nach
Es werde noch Jahre dauern, bis die viel zu geringen Einstellungen der Jahre 2000 bis 2015 ausgeglichen seien. Hier liege der tiefere Grund für die weiterhin prekäre Personalsituation in Essen und in vielen anderen Polizeibehörden, betont Brackmann, der sich verärgert zeigte, dass die Polizisten diese verfehlte Personalpolitik mehrerer Landesregierungen weiterhin und noch lange ausbaden müssten. Verschärft würden die Probleme durch die tendenziell weiter wachsenden Aufgaben der Polizei und die steigende Zahl der Einsätze.
Von Feierstimmung könne daher zumindest bei der Polizeigewerkschaft keine Rede sein. Auch wenn die GdP sich den feierlichen Worten von Polizeipräsident Frank Richter anschloss und die neuen Kolleginnen und Kollegen herzlich in Essen willkommen hieß. „Ich hoffe, dass Sie erfahrene und unterstützende Kolleginnen und Kollegen an Ihrer Seite haben und stets gesund nach Hause kommen“, so Richter.