Essen. „Kur vor Ort“ kämpft mit den Brandfolgen. Kurse können bald wieder starten, die Sauna muss warten. Und im Winter droht dann die Energiekrise.

Elf lange Monate Lockdown, dann 13 Monate, in denen man wieder einigermaßen Boden unter die Füße bekam, und nun ein Brand mit anschließender Zwangsschließung – die Grugatherme hat keine leichten Zeiten hinter sich. Das Winterhalbjahr mit seiner absehbaren Energieknappheit könnte weitere Herausforderungen und möglicherweise sogar eine Schließung bringen, erste Forderungen nach Schließung von Saunen gibt es bereits. Für Karsten Peipe, Geschäftsführer von Kur vor Ort, steht das Energiethema allerdings derzeit nicht im Focus, er hat alle Hände voll zu tun, die Folgen des Brandes vom 18. August in den Griff zu kriegen.

Statt Saunagäste muss die Grugatherme Gutachter und Handwerker begrüßen

„Es war ein Schock, ich war fix und fertig“, räumt Peipe ein, der seit dem 19. August statt Saunagästen und Kursteilnehmern nun Brandgutachter und Handwerker im Thermen-Komplex am Grugapark begrüßen muss. Immerhin gibt es nun einen ersten Lichtblick: Ab Montag, 29. August, können die Aqua-Fitness-Kurse und Reha-Wassergruppen wieder starten. Sauna-Besucher müssen sich aber noch einige Wochen gedulden: „Einen Wiedereröffnungstermin wenigstens für den größten Teil des Betriebs können wir wohl erst kommende Woche nennen“, sagt Peipe. Angepeilt sei, wenn alles gut geht, Ende September.

Betroffen vom Brand waren die beiden Saunen im Innern, der Außenbereich hatte mit dem Feuer nichts zu tun. Der Schaden sei nicht immens gewesen, aber doch so, dass das Holz erneuert werden muss. Auch die Elektrik und das Dach der Schwitzbuden bekamen etwas ab. Was nach einer relativ kleinen Reparatur klingt, ist in Zeiten, da auch Sauna-Bauer unter Materialknappheit leiden, durchaus ein Problem.

Um den Betrieb zeitnah wieder starten zu können, muss die Baustelle mit einer Art Notwand vom Rest der Saunalandschaft getrennt werden – auch dies müsse aber sorgfältig geplant werden, da die Verkehrssicherheit jederzeit zu gewährleisten ist. Deshalb sah sich Peipe auch nicht in der Lage, einfach draußen wieder zu öffnen, da die Bereiche zu sehr miteinander verwoben sind. Immerhin: Kur vor Ort ist nach Angaben des Chefs gut versichert, der nicht unerhebliche, aber noch nicht bezifferbare finanzielle Schaden dürfte also reguliert werden.

Chef der Bundesnetzagentur erwartet, dass Saunen im Winter schließen

Die Behebung der Brandfolgen hat das Thema Energiekrise etwas in den Hintergrund geschoben. Tatsächlich gibt es aber bundespolitisch schon erste Meinungsäußerungen, die einer freiwilligen oder sogar erzwungenen Schließung von Thermen und Saunen das Wort reden, die oft ziemlich energieintensiv sind. So hat der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, Wellness-Einerrichtungen für den kommenden Winter als Luxus deklariert. Ein „Weiter so“ im Freizeitbereich wäre angesichts der Energiekrise „grob unsolidarisch“, er erwarte, dass Saunen schließen.

Was hier Notwendigkeit ist und was reine Pädagogik, um der Bevölkerung den Ernst der Lage zu verdeutlichen, lässt sich derzeit noch schwer sagen. „Wir können das nur abwarten“, sagt Karsten Peipe, der allerdings darauf verweist, dass Kur vor Ort – anders als man vielleicht meinen könnte – zumindest nicht von Erdgas abhängt.

Vom Erdgas ist die Grugatherme immerhin unabhängig

„Die insgesamt sechs Saunaöfen werden mit Strom geheizt“, so der Geschäftsführer, langfristige Lieferverträge mit Festpreis verschafften dabei eine gewisse finanzielle Planungssicherheit. Bei der sonstigen Wärmeversorgung etwa für die beiden großen Thermalwasser-Becken hänge der Kur vor Ort-Komplex am Biomasse-Heizkraftwerk an der nahen Lührmannstraße, das die Grugapark-Gebäude und eben auch die Grugatherme versorgt. Die kleine Fernwärmeeinheit verbrennt Restholz aus Parks und Wäldern und gilt dank moderner Filter als umweltfreundlich und klimaneutral.

Eine Garantie für den reibungslosen Weiterbetrieb ist auch das aber vermutlich nicht. Wenn in Sporthallen die warmen Duschen abgestellt werden und auch sonst vieles kühler wird, kommt „Kur vor Ort“ mit seinen badewasserwarmen Becken möglicherweise unter Druck, auch wenn dafür kein Gas benötigt wird. „Wir hoffen natürlich auf Normalbetrieb, aber falls gesetzlich etwas anderes beschlossen wird, können wir uns nur fügen“, sagt Karsten Peipe.