Essen. Der Essener Werbeunternehmer Thomas Siepmann hat seit 2006 für jede WM und EM „Rudelgucken“ in Essen organisiert. Warum er das diesmal lässt.

Public Viewing ist im Winter ohnehin wenig verlockend, doch schließt der Essener Werbeunternehmer Thomas Siepmann dieses Format für die kommende Fußball-WM in Katar auch aus anderen Gründen noch einmal kategorisch aus. „Die pure Lust, Fußball zu schauen und zu feiern wurde uns genommen“, so Siepmann im Netzwerk Facebook.

Siepmann hat nach eigenen Angaben seit der WM 2006 für jede Europa- oder Weltmeisterschaft in Essen Public Viewings organisiert. Viele Tausend Essener dürften dabei gelegentlich oder regelmäßig die Freuden des „Rudelguckens“ kennengelernt haben. Diesmal allerdings nicht: Auf den Gräbern zahlreicher Stadion-Bauarbeiter, für die der Begriff Sklaven eher angemessen sei, ließe sich nicht unbeschwert ein Fußballfest feiern, so Siepmann. An Perversität sei das „kaum zu ertragen“.

„Es wird definitiv kein Public Viewing in diesem Jahr von uns geben“

Die im Wüstenstaat Katar Ende November beginnende WM sei „verlogen“ und werde „eine komplette, junge Generation um ein weiteres, großartiges Fußball-Erlebnis unwiederbringlich betrügen“, meint Siepmann. „Ich habe mich zu diesem Thema schon sehr früh positioniert und öffentlich geäußert. Es wird definitiv kein Public Viewing in diesem Jahr von uns geben.“

Ohnehin wolle das „unwürdige Schauspiel“ nur eine Minderheit sehen, wie Siepmann durch Befragungen in seinem privaten und beruflichen Umfeld herausfand. „Für mich persönlich bedeuten diese WM und auch die Vorgängerveranstaltung in Russland den größtmöglichen Betrug, dem dieser Sport jemals zum Opfer gefallen ist.“