Essen. Die Ruhrbahn investiert 130 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Stellwerke. aus den 1970er Jahren. Was Fahrgäste erwarten dürfen.
Die Ruhrbahn steht vor einer der größten Investitionen in die eigene Infrastruktur der vergangenen Jahrzehnte. Für nicht weniger als 130 Millionen Euro will das kommunale Verkehrsunternehmen insgesamt fünf Stellwerke modernisieren, vier davon in Essen, eines in Mülheim. Die Technik stammt teils aus der zweiten Hälfte der 1970er Jahren und ist längst veraltet. Bis zum Jahr 2030 sollen die Relaisstellwerke durch moderne, rechnergesteuerte Anlagen ersetzt werden.
Das Stellwerk der Ruhrbahn erinnert an die Zentrale eines stillgelegten Atomkraftwerks
Es ist einige Jahre her, da gewährte die Ruhrbahn einen seltenen Einblick in ihr Stellwerk am Essener Hauptbahnhof. Die Schaltzentrale erinnerte an die Kommandobrücke eines stillgelegten Atomkraftwerkes. Die Arbeitsplätze waren verwaist, die Bildschirme schwarz. Nur kleine Lämpchen, die hin und wieder auf einem riesigen Steuerpult aufleuchteten, ließen erkennen, dass die Technik noch funktioniert und auch noch benutzt wird. Warum waren keine Techniker mehr vor Ort? Seit den 1990er Jahren werden die Weichen und Fahrstrecken aus der Leitstelle an der Schweriner Straße gesteuert.
Nicht weit entfernt vom Stellwerk am Essener Hauptbahnhof öffnete sich die Tür zur unterirdischen Relaisstation, einem riesigen Raum, vollgestellt mit Schaltkästen. In der Unternehmenszentrale im Erzhof spielten sie schon damals mit dem Gedanken, die sogenannte Zugsicherung zu erneuern, entschieden sich aber aus Kostengründen dagegen. Stattdessen wurden Stellwerke und Relaisschaltungen für 2,1 Millionen Euro ertüchtigt.
Der charmante, aber auch verwegene Gedanke der für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Abteilungen, in den Räumen des alten Stellwerkes unter dem Hauptbahnhof eine „Blaue Bar“ zu eröffnen, von wo aus Gäste bei einem Drink oder Cocktail den an- und abfahrenden Bahnen zuschauen können, wurde nicht weiterverfolgt. Dabei dürfte es bleiben, auch wenn eigentlich längst überfällige Modernisierung nun nachgeholt wird. Der ein oder andere Ruhrbahn-Kunde mag dies bedauern.
Bis 2030 könnte die Ruhrbahn den Betrieb mithilfe von Ersatzteilen aufrecht erhalten
Die Modernisierung ihrer Stellwerke will Ruhrbahn nun nicht weiter auf die lange Bank schieben. Andernfalls könnte es zu „langfristigen Störungen, Ausfällen bis hin zur Außerbetriebnahme von Stellwerken und damit von Tunnelstrecken kommen“, heißt es. Schon heute könnten Hersteller nicht mehr jedes Ersatzteil liefern, berichten Andreas Knebel und Ingolf von Seht von der Ruhrbahn, die das Projekt betreuen. Zug um Zug sollen die fünf Stellwerke deshalb bis zum Jahr 2030 erneuert werden. Und das „unter laufendem Rad, ohne dass die Fahrgäste davon etwas mitbekommen“, wie Andreas Knebel betont.
Bei der Finanzierung setzt das Nahverkehrsunternehmen auf eine 60-prozentige Förderung durch das Land NRW. Bliebe ein Eigenanteil in Höhe von 60 Millionen Euro, von denen 17,9 Millionen auf die Stadt Mülheim entfallen.
Die computergesteuerten Stellwerke bringen laut Ruhrbahn den Vorteil mit sich, dass der Betrieb im Falle einer Störung aufrecht erhalten werden kann; liegengebliebene Bahnen ließen sich über Ausweichstrecken umfahren. Zudem soll sich die Pünktlichkeit erhöhen, was nicht zu unterschätzen ist.