Essen. Nach den Straßenkämpfen verfeindeter Großfamilien hat die Staatsanwaltschaft sieben Verfahren eingeleitet. Es geht um eine Reihe von Straftaten.
Nach den Massenschlägereien zwischen bis zu 400 Mitgliedern verfeindeter libanesischer Großfamilien vor knapp zwei Monaten in Essen-Altendorf ermittelt die Staatsanwaltschaft aktuell gegen sieben Beschuldigte.
Die Vorwürfe lauten auf gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch, schwerer Raub und Verstoß gegen das Waffengesetz, heißt es in einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Entsprechende Strafverfahren gegen die mutmaßlichen Täter seien inzwischen eingeleitet worden.
Nicht repräsentativ für die Kriminalitätslage im Land
Auch wenn die öffentliche Wahrnehmung nach solchen eskalierenden Straßenkämpfen mit Waffen, Stöcken, Stühlen und Tischen eine andere sein mag, betont Innenminister Herbert Reul, dass Auseinandersetzungen krimineller Clanangehöriger wie die Tumultlage in Essen nicht repräsentativ für die Entwicklung der Einsatz- und Kriminalitätslage in Nordrhein-Westfalen seien. Vielmehr stellten sie Ausnahmen dar.
„Vorfälle wie die Ereignisse in Essen-Altendorf vom 25. Juni 2022 sind nicht hinnehmbar und werden unter Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten verfolgt“, so Reul. Auf akute Einsatzlagen reagierten die Kreispolizeibehörden insofern unverzüglich mit einem hohen Kräfteansatz und intensiven Maßnahmen der unmittelbaren Gefahrenabwehr und konsequenten Strafverfolgung, die regelmäßig im Rahmen einer sogenannten Besonderen Aufbauorganisation getroffen würden.
Einen Tag später gab es drei Leichtverletzte
Die Anzahl derartiger Einsatzlagen sei „seit 2018 auch auf Grund der konsequenten Umsetzung zielführender Maßnahmen zur Bekämpfung der Clankriminalität kontinuierlich und deutlich gesunken“, heißt es im Innenministerium.
Nach dem ersten Tumult mit mehreren hundert Beteiligten und einem lebensgefährlich verletzten 30-Jährigen am 25. Juni, dessen Auslöser ein Streit um einen Parkplatz an der Altendorfer Straße gewesen sein könnte, kam es tags drauf zu erneuten Unruhen und einer Zusammenrottung von rund 100 gewaltbereiten Randalierern. Es gab drei Leichtverletzte. Ein 19- und ein 20-Jähriger wurden in Gewahrsam genommen.
Zwei Tage später trafen Polizisten im Stadtteil auf vier Verdächtige im Alter von 17 bis 20 Jahren, die in ihrem Auto diverse Schlagwerkzeuge, Messer, Macheten und einen Elektroschocker transportierten. In der Nacht zum 29. Juni schließlich stoppten Beamte nach einem Hinweis in Borbeck elf Maskierte, die ausnahmslos einer an den Ausschreitungen mutmaßlich beteiligten Großfamilie zuzuordnen waren.
Die Verdächtigen konnten ihrer Wege gehen
In einem Auto der libanesischstämmigen Männer fanden sich zwei Pistolen samt Munition. Die Waffen seien einsatzbereit gewesen, hieß es bei der Polizei, die lediglich Platzverweise erteilte. Die Verdächtigen konnten anschließend ihrer Wege gehen. Die Begründung: Die Schießeisen waren keinem von ihnen konkret zuzuordnen.