Essen-Altenessen. Der Essener Sportbund fordert die Vereine zum Energiesparen auf. Darum findet der Vorsitzende eines Tennisvereins den Brief eine Frechheit.

Nach dem Training duschen – das sollte selbstverständlich sein. Geht es nach dem Sportbund Essen (Espo), soll das jedoch mit Blick auf die Energiekrise kurz, das Wasser etwas kälter sein und zwischendurch abgedreht werden. So steht es in dem Brief, der an 430 Vereine der Stadt geschickt worden ist. Doch längst nicht alle Vereine trainieren auf städtischen Anlagen und wer bereits in Energiesparmaßnahmen investiert hat, regiert mitunter erbost auf das Schreiben. Wie eine Reaktion aus Altenessen zeigt.

„Klar ist, dass auch der organisierte Sport seinen Beitrag zur Energieeinsparung leisten muss und auch wird“, schreibt Espo-Geschäftsführer Thorsten Flügel an die Vereine. „Eine Frechheit“, findet das wiederum Rainer Zielke. Er ist der Vorsitzende des Tennisclubs Helene und die Sportler des Altenessener Tennisvereins trainieren auf eigener Anlage und nicht auf städtischen Plätzen oder Hallen. Das gilt auch für viele andere Turn- und Fußballvereine.

Energiekosten bei Altenessener Tennisverein waren extrem hoch

Im Umkehrschluss müssen die Mitglieder auch selbst für die Betriebskosten, Stromrechnung, Abfallentsorgung, Gebäudeversicherung und Co. aufkommen. „Wenn in einer städtischen Turnhalle der Wasserhahn tropft, ruft der Hausmeister den Espo an und die kümmern sich“, erklärt Zielke. Beim TC Helene müssten sie selbst ran, ebenso läuft es in anderen Vereinen, die keine städtischen Anlagen nutzen.

Beim Tennisclub Helene in Essen-Altenessen wird Strom durch Sonnenenergie gewonnen.
Beim Tennisclub Helene in Essen-Altenessen wird Strom durch Sonnenenergie gewonnen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Energie-Kosten für das 400 Quadratmeter große Clubhaus und die sechs Tennisplätze an der Seumannstraße fanden Zielke und seine Mitstreiter schon vor 15 Jahren „exorbitant hoch“. Sie errichteten zunächst eine Solarthermie-Anlage für die Erzeugung von Warmwasser, darauf folgte vor fünf Jahren eine Photovoltaik-Anlage und zuletzt wurde die Warmwasserversorgung auf Wärmepumpen umgestellt, außerdem wurden Bewegungsmelder in den Umkleiden installiert. Finanziert wurden die Projekte unter anderem durch Fördergelder des Landesprogramms „Moderne Sportstätten“.

Dächer von städtischen Turnhallen sollten für Energiegewinnung genutzt werden

Die Investitionen haben sich gelohnt, der Stromverbrauch habe sich eklatant reduziert und Zielke erklärt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass das der richtige Griff war und kann nur jedem empfehlen es zu tun.“ Er meint damit die Stadt selbst. Es gebe schließlich etliche städtische Turnhallen mit Flachdächern. Dieser Platz sei jedoch ungenutzt.

Geschäftsführer Dr. Thomas Eichinger und Vorsitzender des TC Helene 1932 e.V. Rainer Zielke (v.l.) auf der Tennisanlage in Essen-Altenessen.
Geschäftsführer Dr. Thomas Eichinger und Vorsitzender des TC Helene 1932 e.V. Rainer Zielke (v.l.) auf der Tennisanlage in Essen-Altenessen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Stattdessen ruft der Sportbund dazu auf kürzer zu duschen, Licht nur anzuschalten, wenn es erforderlich ist und insbesondere Flutlichtanlagen direkt nach dem Training auszuschalten. Thorsten Flügel schreibt: „Daher bitte ich Sie alle heute sehr eindringlich, in und auf Ihren Sportanlagen alle Mitglieder des Vereins zum sparsamen Umgang mit Energieressourcen aufzufordern und Ihre Mitglieder dafür zu sensibilisieren.“ Auch das ist nach Angaben von Zielke bei dem 90 Jahre alten Tennisclub längst passiert: „Besonders die älteren Mitglieder achten bei uns auf ein energiebewusstes Leben.“ Vor diesem Hintergrund habe ihn der Brief geärgert: „Viele reden viel, tun aber nicht viel.“

Essener Sportbund will kurzfristig Energie einsparen

„Es geht jetzt um kurzfristige Maßnahmen“, sagt Flügel auf Anfrage dieser Redaktion. Ihm sei bewusst, dass man so keine Millionen sparen könne. Es gehe aber darum zu zeigen, dass der Sport in der Energiekrise mitzieht und seinen Beitrag leistet. Die Rückmeldungen auf den Brief seien unterschiedlich gewesen. Einige – wie Zielke, der eine Antwort verfasst hat – hätten erklärt, dass sie schon immer auf diese Dinge geachtet haben, manche seien aber auch dankbar für die Anregungen.

Langfristige Projekte wie Photovoltaikanlagen auf städtischen Turnhallen sind nach Angaben von Thorsten Flügel seit Jahren immer mal wieder Thema. „Wir fühlen uns da ein bisschen wie der Rufer in der Wildnis und weisen schon lange darauf hin“, so Flügel. Aktuell seien jedoch sowohl das Geld zur Finanzierung, als auch die Handwerker zur Umsetzung Mangelware. Somit wirbt er weiter für die kurze, kalte Dusche nach dem Training.