Essen-Rüttenscheid. Ellie kommt drei Monate zu früh zur Welt und muss auf der Intensivstation beatmet werden. Wie es der Essenerin an ihrem ersten Geburtstag geht.

Ellie sitzt auf einer Wiese im Grugapark, sie strahlt und klatscht in die Hände – doch hinter der kleinen Essenerin und ihrer Familie liegt eine schwere Zeit. Ellie ist 15 Monate alt, eigentlich hätte sie erst vor 12 Monaten zur Welt kommen sollen. „Ich bin wegen einer Schwangerschaftsvergiftung ins Krankenhaus gekommen“, sagt ihre Mutter Annkathrin Wiedemann. „In der 25. Schwangerschaftswoche hat man entschieden, Ellie per Kaiserschnitt zu holen.“

Direkt nach ihrer Geburt konnte Ellie trotz ihres Frühstarts selbst atmen, doch danach musste sie beatmet werden. In ihrem eigenen Krankenbett wurde Annkathrin Wiedemann auf die Frühchen-Intensivstation geschoben, um ihre Tochter sehen zu können. Drei lange Monate verbrachten die beiden anschließend noch in der Uniklinik. „Die erste Zeit war sehr schwierig“, sagt Wiedemann.

Noch heute hat Ellie oft Schwierigkeiten mit der Atmung. „Ein einfacher Schnupfen kann für sie schon tragisch sein“, sagt Wiedemann. Erst vor einigen Wochen habe sie deshalb wieder in der Klinik behandelt werden müssen. Alle drei Monate muss Ellie ohnehin zur Untersuchung, zweimal pro Woche bekommt sie Physiotherapie, bei der sie auch ihre Atmung trainiert. Trotz dieser Hürden hat die Familie in einen Alltag gefunden, beide Elternteile arbeiten im Schichtdienst in der Pflege und wechseln sich mit der Betreuung ab. Eine Kita darf Ellie frühestens ab dem zweiten Lebensjahr besuchen, noch wäre eine Infektion mit einer Kinderkrankheit zu gefährlich für sie.

Frühchen bekommen in Essen Unterstützung vom Bunten Kreis

In Essen kommen pro Jahr rund 600 Babys vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Allein in der Uniklinik werden pro Jahr etwa 60 bis 80 Frühchen behandelt, die bei ihrer Geburt weniger als 1500 Gramm wiegen. Auf die Entlassung aus der Klinik werden die Familien vom Team des „Bunten Kreises“ vorbereitet und auch zu Hause noch besucht.

Auch interessant

„Wir versuchen, in den ersten beiden Jahren ein behütetes Setting rund um die Frühchen und ihre Eltern zu schaffen“, sagt Margarete Reimann, Kinderkrankenschwester und pflegerische Leitung der Elternberatung Frühstart. Schon in der Klinik bezieht das Team die Eltern mit in die Versorgung der Babys ein und versucht, ihnen möglichst viel Sicherheit im Umgang mit den Frühgeborenen zu vermitteln. Später sind die Hausbesuche ein zusätzlicher Halt in den ersten Monaten, die Eltern können Fragen stellen und die Expertinnen haben ein Auge auf die Entwicklung der Babys, im Zweifel können sie sofort Ärzte zurate ziehen.

Eltern nutzen die Trauergruppe in Essen

„Der Bunte Kreis war zu Hause eine wichtige Unterstützung, um etwas den Stress und die Angst zu nehmen“, sagt auch Michael Nothelle, Ellies Vater. Das Team unterstützte die Familie bei der Entlassung aus der Uniklinik, damals war sie noch auf ein Sauerstoffgerät angewiesen. Sie organisierten die Physiotherapie und kamen einmal pro Woche zur Unterstützung und Beratung der Familie zu ihnen nach Hause.

Bis heute nutzt das Paar außerdem das Angebot der Trauergruppe. Denn vor Ellie erlitt ihre Mutter schon einmal eine Schwangerschaftsvergiftung, damals kam ihr Kind tot zur Welt. Die Kontakte zu Familien, die Ähnliches erlebt haben, sind dem Paar daher sehr wichtig. „Wir haben über den Bunten Kreis auch neue Freunde gefunden“, sagt Wiedemann. Für diese Unterstützung ist sie dankbar und macht das Angebot gerne bekannt.