Essen-Altenessen. Zehn Schüler wurden in einem Projekt von Rot-Weiss-Essen auf ihrem Weg zum Abitur begleitet. So geht es jetzt mit den „Bessermachern“ weiter.

Vor fast vier Jahren haben Essener Chancen, Evonik Stiftung und Gymnasium Essen Nord-Ost mit „Die Bessermacher“ ein deutschlandweit einmaliges Projekt gestartet und zehn Jugendliche auf ihrem Weg zum bestmöglichen Abschluss gefördert – mit Erfolg. Im Juni konnten die Schülerinnen und Schüler ihr Abitur feiern.

Schüler haben Bessermacher-Projekt als letzte Chance gesehen

Die beiden Bessermacher Iman Meriem Benziane und Erfan Zargar beginnen jetzt ein Lehramtsstudium und unterrichten selbst am Altenessener „Lernort Seumannstraße“, um anderen jungen Menschen ihr Wissen weiterzugeben.

Zargar war einer der zehn Jugendlichen, mit denen das langfristig angelegte Bildungsprojekt im November 2018 an den Start ging: „Ich bin damals sitzen geblieben und dann in ein tiefes Loch gefallen“, erinnert sich der 20-Jährige. Andere Hausaufgabenhilfen hatte er bereits probiert: „Da fehlte mir das Zwischenmenschliche.“ Also hat er sich nach der Vorstellung des Projekts durch Niklas Cox, Projektleiter der Bessermacher, für die Initiative beworben: „Das habe ich als meine letzte Chance gesehen.“

Iman Meriem Benziane ist erst im vergangenen Jahr zu den Bessermachern gestoßen, als wegen eines Wohnungswechsels ein Platz im Projekt frei wurde. Ihr Ziel: „Ich wollte mich verbessern, mit meinen Noten in den guten und sehr guten Bereich kommen“, erzählt die 18-Jährige.

Lernort am Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiss Essen

An zwei festen Tagen in der Woche sind die zehn Schülerinnen und Schüler zur Förderung in den „Lernort Seumannstraße“ am Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiss Essen gekommen. Die Lernort-Pädagogen waren für die Jugendlichen aber auch außerhalb dieser Lernzeiten erreichbar; wenn’s mal Schwierigkeiten gab oder eine Klausur anstand, wurden Extraschichten eingelegt. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Die beiden Bessermacher Iman Meriem Benziane (v.l.) und Erfan Zargar sowie Tani Capitain, Operativer Leiter der Essener Chancen, möchten jungen Menschen neue Möglichkeiten geben.
Die beiden Bessermacher Iman Meriem Benziane (v.l.) und Erfan Zargar sowie Tani Capitain, Operativer Leiter der Essener Chancen, möchten jungen Menschen neue Möglichkeiten geben. © Müller/EC

„Die Bessermacher waren für mich ein sicherer Ort“, erzählt Zargar, „man konnte hier jederzeit herkommen, um in Ruhe zu lernen.“ Beispielsweise, wenn zu Hause gerade viel los war. „Man kennt jeden und fühlt sich hier wohl – eine kleine Gemeinschaft“, beschreibt Meriem Benziane die Atmosphäre am Lernort.

Hausaufgabenbetreuung, Bessermacher und Sommerschule

Der 2012 gegründete Verein Essener Chancen, ein Sozialprojekt von Rot-Weiss-Essen, will Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten und Kulturen ansprechen, sie involvieren und aktivieren, ihre Chancen für Schule, Ausbildung und Beruf zu ergreifen.

Als erstes wurde die Hausaufgabenbetreuung/Nachhilfe für Spieler des Nachwuchsleistungszentrums an der Seumannstraße organisiert. Dann kamen die „Bessermacher“ dazu, ein weiteres Projekt ist die Sommerschule, die auch von der Evonik-Stiftung unterstützt wird: Dort werden bis zu 20 Jugendliche in den Ferien am Lernort Seumannstraße auf ihre Nachprüfungen vorbereitet.

Weitere Infos: https://www.essener-chancen.de/startseite

Iman Meriem Benziane studiert nun ab dem Wintersemester Lehramt mit den Fächern Erziehungswissenschaften und Französisch, Zargar mit den Fächern Politik und Wirtschaft. Dass die Projektkoordinatoren Niklas Cox, Andreas Lichtenstein und David Schröder auf die Bessermacher abgefärbt haben, merkt man: „Ich möchte Menschen helfen, die in meiner Position waren“, ist Erfan Zargar entschlossen, „ich kann ihnen etwas beibringen, ihnen mein Wissen weitergeben.“ Und bald werden sowohl Zargar als auch Meriem Benziane die nächste Generation Bessermacher fördern.

Bessermacher-Projekt von RWE geht in die nächste Runde

Das Projekt geht nämlich mit dem Start des Schuljahres jetzt in die nächste Runde. Die Evonik-Stiftung fördert es wieder mit 120.000 Euro und neben dem Gymnasium Nord-Ost ist jetzt auch das Altenessener Leibniz-Gymnasium mit dabei. Auch dort werden einige Schüler und Schülerinnen von der zehnten Klasse bis zum Abitur unterstützt. Sportlehrer Eric Bardenberg hat bereits vor den Ferien in den Klassen für die Bessermacher geworben und einige Bewerbungen erhalten. „Die Jugendlichen haben aber auch Respekt davor“, weiß Bardenberg. Es gehe schließlich darum, drei Jahre lang zuverlässig dabei zu sein, das sei für viele eine lange Zeit.

Gleiches hat auch Arnd Michael, Sozialpädagoge am Gymnasium Nord-Ost, festgestellt: „Die Zuverlässigkeit ist eine gewisse Hürde.“ Er bittet interessierte Schüler und Schülerinnen, ein Motivationsschreiben zu verfassen. Das sei nicht nur eine gute Übung für etwaige Bewerbungen, sondern auch ein Zeichen der Eigenmotivation.