Essen-Frohnhausen. Bei Hitze würde sich mancher gern am Straßenrand erfrischen. Aber Essen kennt keine Trinkwasserbrunnen. Dabei gibt es Vorbilder gleich nebenan.
Auf dem Frohnhauser Markt sprudelt bereits Wasser aus einem Brunnen. Das reicht, um sich etwas abzukühlen – nicht aber, um den Durst zu stillen, denn Trinkwasserqualität hat es nicht. Schräg gegenüber des Brunnens zeigen SPD-Ratsfrau Jutta Pentoch und Ali Kaan Sevinc, Ortsvereinsvorsitzender der SPD Frohnhausen/Altendorf, einen Randbereich des Platzes, an dem sie sich einen Trinkwasserbrunnen vorstellen können. „Technisch dürfte das kein Problem sein“, so Sevinc. „Für die Marktleute gibt es bereits einen Trinkwasseranschluss. Daraus könnte man auch Trinkwasserspender speisen.“
SPD-Ratsfrau Jutta Pentoch stimmt zu: „Wir merken doch alle, dass die Temperaturen nach oben gehen. Den Durst zu stillen, das sollte auch gerade für unsere älteren Bewohner an zentralen Plätzen kostenlos möglich sein. Wir haben hier eine Vielzahl an Spaziergängern und auch Touristen, die in die Stadtteile kommen. Es wäre praktisch, wenn diese die Möglichkeit hätten, ihre Trinkflasche und ihren körperlichen Wasserspeicher wieder aufzufüllen.“
Forderung nach Trinkwasserbrunnen an zentralen Orten in Essen
Dies sei vor allem in dichtbesiedelten Stadtteilen wie Frohnhausen und Altendorf wichtig, fügt Sevinc hinzu: „Die Errichtung solcher Brunnen an zentralen Orten in den Stadtteilen ist ein mehr als zeitgemäßes Zeichen der Daseinsfürsorge und wäre daher sehr zu begrüßen.“ Brunnen in urbanen Stadtteil- und Wohnquartieren wie Frohnhausen oder Altendorf, davon ist er überzeugt, seien einerseits ein Mehrwert für das entsprechende Quartier, andererseits aber auch „eine Entwicklung unserer Stadtteile hin zu nachhaltig gesunden und bürgernahen Treffpunkten“.
Vorbild für Essen könnten dabei auch Nachbarkommunen wie etwa Bochum und Dortmund sein. Auch in Köln laufen im Stadtgebiet insgesamt zwölf Trinkwasserstationen von April bis Oktober. Die dortigen Pauschalkosten pro Jahr hat die SPD Frohnhausen eigens angefragt: Sie liegen zwischen 12.800 und 14.100 Euro pro Anlage. Sponsoren wie beispielsweise die Stadtwerke übernähmen hier die Kosten.
Stellungnahmen der Stadtverwaltung stehen noch aus
Die Idee ist auch für Essen nicht neu, sie plätscherte in den vergangenen Jahren bereits mehrfach durch die politischen Gremien. Zuletzt schlugen die Grünen vor zwei Jahren vor, in der Innenstadt, im Nordviertel und im Südostviertel Trinkwasserbrunnen einzurichten. Bisher hat sich aber nichts getan. Der Grund: hohe Kosten und die Angst vor Vandalismus. Auch ein Sponsor ist für Essen bisher nicht in Sicht.
Nichtsdestotrotz steht Fabian Schrumpf, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat, dem Vorschlag positiv gegenüber und kann sich ein gemeinsames Vorgehen mit SPD und FDP durchaus vorstellen. „Allerdings gibt es meines Wissens nach bereits zwei entsprechende Anfragen an die Stadtverwaltung aus dem Jahren 2020 und 2021, die noch nicht abschließend beantwortet sind. Vielleicht warten wir hier erst einmal die Stellungnahmen ab, bevor wir einen neuen Antrag stellen.“ Auch Pentoch hofft auf ein gemeinsames Vorgehen. „Die SPD ist in der Opposition, wir können das nicht alleine beschließen. Aber ein interfraktioneller Antrag gemeinsam mit der CDU wäre eine Initiative zum Wohle der Essener Bürger.“
Anschub könnte auch vom Bund kommen
Der nötige Anschub, um Trinkwasserspender an zentralen Orten in den Stadtteilen zu installieren, könnte darüber hinaus in absehbarer Zeit vom Bund kommen. Denn dort ist eine Änderung des Wasserhaushaltgesetzes geplant, mit der eine Richtlinie der Europäischen Union umgesetzt werden soll. Ziel ist es, Bürgern im öffentlichen Raum vor allem während der Sommermonate kostenlos Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Schrumpf: „Wenn das vom Bund vorgegeben wird, dann wäre das natürlich ein wichtiger Schritt. Wir müssen dennoch die Frage der Kosten klären und zudem, wer vor Ort für die Wasserspender die Verantwortung übernimmt.“
Am 18. August steht der Antrag der SPD, dem sich die FDP-Fraktion im Bezirk III bereits offiziell angeschlossen hat, zunächst in der Bezirksvertretung III auf der Tagesordnung. Am 26. Oktober wird er dann erneut im Rat diskutiert.