Essen-Freisenbruch. Kinderwagen, Toilettenschüsseln, Scherben, Essensreste: Essener klagen über ein Müllproblem im Bergmannsfeld. Wie Stadt und Entsorger reagieren.
Ein Kinderwagen liegt auf der Wiese, drumherum verteilen sich leere Getränkepackungen auf Parkplätzen, Gehwegen und in den Büschen. Überquellende Mülltonnen lassen sich nicht mehr schließen, aus den aufgerissenen Müllbeuteln auf dem Boden sind Essensreste herausgefallen. Es wimmelt vor Fliegen, während die aufgestellten Fallen Ratten abhalten sollen. Die Klagen über die zunehmende Vermüllung im Bergmannsfeld häufen sich, das Problem ist auch der Stadt und den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) bekannt.
So landen bei der Stadt über den Mängelmelder immer wieder Angaben über wilde Müllkippen wie die an der Erasmusstraße. Ein Bild zeigt Mülltonnen, vor denen Bananenschalen, Pfirsichreste und Verpackungen verstreut sind, daneben stehen ein Korb mit alten Teppichen sowie rote und blaue Säcke. „So sieht es hier fast ständig aus. Das hält dann andere auch nicht davon ab, ihren Müll einfach so dazuzuwerfen“, hat derjenige notiert, der diese Nachricht am 24. Juli an die Stadt geschickt hat.
In dem Essener Viertel sind Quartierskümmerer im Einsatz
Während dieser Missstand an der Erasmusstraße inzwischen behoben ist, gibt es Mängel an gleicher Adresse von Ende Juni, die noch in Bearbeitung sind: „Wieder einmal sind zwei alte Stühle illegal entsorgt und einfach auf die Wiese geworfen worden“. Anfang Mai schrieb ein Anwohner: „Der Müll liegt überall herum. Heute habe ich eine Ratte gesehen.“ Andere klagen über kaputte Möbel und Toilettenschüsseln, die in den Grünanlagen entsorgt worden sind. Rund um den Supermarkt Elfida türmen sich Sperrmüll wie zersplitterte Scheiben und Abfallsäcke.
Dabei sind in dem Hochhausviertel wie auch im benachbarten Hörsterfeld Quartierskümmerer im Einsatz, die illegalen Müll im Blick haben. Auf ihren Streifzügen geben auch sie wilde Müllkippen an die Stadt weiter, sorgen dafür, dass diese zeitnah verschwinden oder gar nicht erst wieder neu entstehen, denn sie sprechen die Verursacher auch an, klären auf. Sie sensibilisieren Anwohnerinnen und Anwohner für die Themen Sauberkeit, Müll und Müllvermeidung. Nach ihren Angaben habe sich die Lage deutlich verbessert.
Problematik der wilden Müllkippen in Bergmannsfeld ist durchaus bekannt
Und dennoch: Entlang von Straßen wie dem Philosophenweg finden sich Eimer unter den Büschen, Verpackungen darauf. Müll liegt beinahe überall auf den Bürgersteigen wie an Bushaltestellen, wo zudem Flaschen zerschmissen worden sind. Ein Zustand, der offenbar seit Monaten anhält, denn eine Meldung für den Bereich stammt von März. Schon da geht es um Unmengen Müll. Der Vorgang wurde dem Ordnungsamt zugeordnet und ist seitdem „in Bearbeitung“.
„Die Quartiershausmeister sind in der Regel täglich, zum Teil auch am Wochenende und abends, vor Ort in Bergmannsfeld und sind direkte Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger in allen Belangen zu Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit im Stadtteil“, erklärt Stadtsprecherin Jacqueline Schröder. Die Problematik der anhaltend auftretenden wilden Müllkippen in Bergmannsfeld sei durchaus bekannt. Die Quartierhausmeister selbst meldeten fast täglich über die Mängelmelder-App neue Müllablagerungen, die daraufhin so schnell wie möglich von der EBE oder der Stadt entfernt würden - meistens sogar schon direkt am nächsten Tag.
Bei Ablagerungen in Grünanlagen ist Grün und Gruga zuständig
Wird ein Missstand per Mängelmelder-App eingegeben, markiert diese die Fläche in dem dort hinterlegten Stadtplan, auf der sich die Müllablagerung befindet. Anhand dieser Markierung wird der Müll dem jeweils zuständigen Fachbereich zugeordnet. Ablagerungen im öffentlichen Raum werden automatisch an die Essener Entsorgungsbetriebe zur weiteren Bearbeitung weitergeleitet. „Bei Ablagerungen auf privater Fläche gestaltet sich dies etwas komplizierter, da es dort verschiedene Zuständigkeiten geben kann“, erklärt Jacqueline Schröder.
So sei zum Beispiel bei Ablagerungen in Grünanlagen Grün und Gruga zuständig, bei solchen auf öffentlichen Parkplätzen das Amt für Straßen und Verkehr oder die Immobilienwirtschaft, bei Ablagerungen auf Grundstücken von privaten Eigentümern das Ordnungsamt. In Einzelfällen seien zudem noch weitergehende Ermittlungen notwendig, die die Bearbeitungszeit verzögern könnten.
Tonnenkapazitäten und der Leerungsrhythmus sind erhöht worden
Mit achtlos weggeworfenem Müll sowie illegalen Müllkippen sind auch die Müllwerker täglich befasst. „Das Problem der massiven Verschmutzungen im Bereich Bergmannsfeld ist den Entsorgungsbetrieben Essen bekannt“, bestätigt ein Sprecher. Die Kollegen vor Ort berichteten leider von täglichen Verschmutzungen und wilden Abfallablagerungen.
Bei einigen Anschriften in dem Bereich seien daher als Reaktion auf diese Verschmutzungen bereits die Tonnenkapazitäten und der Leerungsrhythmus erhöht worden. Das allerdings reicht offenbar noch nicht, um das Müllproblem in dem Quartier in den Griff zu bekommen.
217 Müll-Meldungen für Freisenbruch
Da sich laut Stadt der Mängelmelder nicht nach bestimmten Bezirken oder Vierteln wie dem Bergmannsfeld auswerten, nach Stadtteilen schon. Da das Bergmannsfeld zu Freisenbruch gehört, gibt die Stadt entsprechend Zahlen für den Stadtteil an. So wurden im Zeitraum von Anfang Januar bis 2. August insgesamt 217 Meldungen zu Müllablagerungen verzeichnet. Davon seien insgesamt 163 gelöst. 26 seien abgelehnt worden, da es sich um Doppelmeldungen gehandelt habe. 19 Meldungen wurden als „ungelöst abgeschlossen“ markiert. Das passiert etwa, wenn es sich um Doppelmeldungen handelt oder eine Zuständigkeit nicht gegeben ist
Neun Meldungen seien derzeit noch in Bearbeitung, vier davon älteren Datums. „Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich dabei in der Regel um Müllablagerungen auf privater Fläche handelt. In diesem Fällen muss zunächst der Grundstückseigentümer ermittelt und aufgefordert werden, die Müllablagerung auf seinem Grundstück in eigenem Benehmen zu beseitigen“, erklärt Stadtsprecherin Jacqueline Schröder. Regelmäßig erfolge dann eine Nachkontrolle nach etwa vier bis sechs Wochen. Sollte diese positiv verlaufen, werde der Fall auf „gelöst“ gesetzt.
Sollten weitere ordnungsrechtliche Maßnahmen erforderlich sein, bleibe die Meldung „in Bearbeitung“. Nicht auszuschließen sei, dass ein bereits abgeschlossener Fall nicht auf gelöst gestellt worden sei. Die Behauptung, dass „sich im Mängelmelder Meldungen befinden, die seit Wochen nicht bearbeitet wurden“, bestätigt die Stadt daher nicht.