Essen-Kray. In der Krayer Kirche St. Barbara sollen weiterhin Gottesdienste gefeiert werden. Als „Gastkirche“ soll das Gebäude auch weitere Zwecke erfüllen.
Die katholische Pfarrei St. Laurentius möchte in Kray neue Wege gehen. In der Kirche St. Barbara sollen weiterhin Gottesdienste gefeiert werden, aber auch ein sozial-caritatives Zentrum entstehen mit Beratungsangeboten und kulturellem Leben. Elke Scheermesser stellt die „Gastkirche St. Barbara“ vor, sie leitet die Projektgruppe.
Unterstützt wird die Gemeinde von den Patres Waldemar Brysch, Jens Watteroth und Thomas Wittemann. Sie gründeten vergangenen Dezember im alten Pfarrhaus von St. Barbara ein Kloster der Oblatenmissionare und benannten es nach dem heiligen Eugen von Mazenod, ihrem Ordensgründer.
Pater Thomas steht vor der über 100 Jahre alten, denkmalgeschützten Kirche und weist auf den sonnengefluteten Vorplatz: „Hier ist das Leben. Wir wollen Schwellenängste abbauen und mit den Krayern ins Gespräch kommen. Wo ist Not? Was brauchen die Menschen?“ Pater Waldemar betont: „Wir werden uns nicht verstecken, sondern rausgehen und die Menschen begleiten. Da ist jemand, der sich Zeit nimmt für mich, der mir zuhört.“
Durch alternative Nutzungen soll das Kirchengebäude erhalten bleiben
Dabei solle es aber nicht bleiben, so Pater Thomas: „Wir wollen Zukunftsperspektiven öffnen.“ Als der inzwischen verstorbene Pastor Peter Hoffmann im Herbst 2020 die Pensionsgrenze erreichte, konnten weder Pfarrei noch Bistum einen Priester stellen. Gemeinsam mit Petra Haake und Eva Schmelnik-Tommes erklärte Elke Scheermester sich bereit, die Gemeinde kommissarisch zu leiten.
Es begann die Suche nach alternativen Nutzungen, um das Kirchengebäude erhalten zu können: „Das Bistum stellte klar, dass das Projekt sich selbst tragen müsse.“ Wo sie als ehrenamtliches Team an ihre Grenzen stießen, etwa bei der Suche nach Sponsoren oder dem vertrackten Steuerrecht, sei dann zuverlässig Hilfe aus Kirchenvorstand und Bistum gekommen.
Einmal in der Woche ist Lebensmittelausgabe in Essen-Kray
Im Kirchengebäude fällt nun der Blick auf eine gedeckte Kaffeetafel, auf eng behängte Ständer der Kleiderkammer direkt vorm Beichtstuhl. Einmal die Woche ist Lebensmittelausgabe, an die 30 Bedürftige nutzen das Angebot. Die Zielrichtung lag also auf der Hand, so Scheermesser: „Die Entwicklung des Stadtteils Kray in den vergangenem 20 Jahren legte ein sozial-gesellschaftliches Engagement nahe.“
Der Begriff „Gastkirche“ drücke genau das aus, was St. Barbara wolle: „Alle Menschen willkommen heißen und friedlich aufnehmen. Die Türen weit auf machen, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir wollen nicht nur die Worte Jesu hören, sondern sie auch leben.“ Elke Scheermesser strahlt: „Dann kam dieser Anruf und wir waren voller Hoffnung.“
Viele engagierte Gemeindemitglieder, darunter auch junge
Diese Hoffnung trog nicht. Pater Jens erklärt: „Wir Oblatenmissionare sind eine weltweite Organisation in über 70 Ländern. Unser Orden wurde gegründet, um diejenigen zu erreichen, die gesellschaftlich am Rand stehen. Die von klassischen Strukturen der Kirche nicht erreicht werden. Wir wollten uns auf diesen Ursprungsgedanken zurückbesinnen und ein neues Kloster gründen. Wir standen mit etlichen Bistümern in Kontakt, aber hier in Kray hat uns das Projekt der Gastkirche überzeugt.“
Als Teil des Pastoralteams seien die Patres in die Gemeinde eingebunden. Als geistlicher Beistand, etwa bei der Trauerbegleitung. Pater Thomas unterstreicht, hier gebe es sehr engagierte Gemeindemitglieder, auch erfreulich viele junge: „Da haben wir die Chance gesehen, hier wirklich etwas mitentwickeln zu können. Die Chance, hier in Kray unser missionarisches Profil zu stärken.“
Vermietung für Ausstellungen, Konzerte, Aufführungen und Vorlesungen
Der Raum solle multifunktional genutzt werden, erklärt Elke Scheermesser: „Hier sollen Glaskuben eingebaut werden, für Beratung, Bücherei, Kleiderkammer.“ Schuldner-, Lebens- und Schwangerschaftsberatung seien denkbar: „Und das zurzeit am Krayer Markt befindliche Stadtteilbüro könnte später hier einziehen.“
Pater Waldemar ist es wichtig, dass ein liturgischer Raum bleibt: „In dem Menschen sich hinsetzen können, vielleicht eine Kerze anzünden, zur Ruhe finden, beten, still werden. Solche Rituale helfen.“ Im Bereich des Altars sollen für Gottesdienste bis zu hundert Plätze zur Verfügung stehen, die bei großen Festen erweitert werden können. In der Mitte werde ein Veranstaltungsort entstehen, so Scheermesser: „Den wir vermieten werden für Ausstellungen, Konzerte, Aufführungen und Vorlesungen.“
Nun suchen die Akteure nach Sponsoren für ihre Projekte
Große Aufgaben warten: „Wir müssen die Kosten selber tragen. Schon allein für die Energie ist das ein fünfstelliger Betrag im Jahr. Wir brauchen Sponsoren.“ Akute Probleme müssen angegangen werden: „Im Café benötigen wir fließend Wasser und zusätzliche Toiletten. Das muss mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, wir sehen da Entgegenkommen.“
Ende 2024 wird der Kirchenvorstand von St. Laurentius dann entscheiden, ob es weitergeht mit der Gastkirche St. Barbara. Elke Scheermesser blickt fest entschlossen: „Wir haben jetzt anderthalb Jahre Zeit, uns auszuprobieren, und möchten den Menschen sagen, dass hier etwas Gutes passiert. Wir lassen uns nicht bremsen.“