Essen-Stoppenberg. In Stoppenberg soll es ein Carsharing-Angebot geben. Der Standort war bereits genehmigt. Doch nun wehren sich Geschäftsleute und einige Politiker.
Im Essener Norden wehren sich einige Geschäftsleute und Bezirksvertreter gegen Carsharing-Parkplätze. Vor der Ladenzeile an der Gelsenkirchener Straße sollten zwei Parkplätze zu Stellplätzen für Autos eines Carsharing-Anbieters umgewandelt werden. Die Erlaubnis hatte der Anbieter Stadtmobil längst, doch gegen die Carsharing-Station gab es Protest im Stadtteil. Vor allem die Geschäftsleute befürchteten einen Kundenrückgang, ein großer Teil ihrer Kundschaft parke direkt vor der Ladenzeile. So entbrannte in Stoppenberg eine grundsätzliche Debatte über den Parkdruck in der Stadt und den Nutzen des Carsharings.
Carsharing-Projekt in Essen-Stoppenberg liegt auf Eis
Bei einem Termin vor Ort haben nun Stadt Essen, Politiker, Geschäftsleute und der Anbieter Stadtmobil einen Kompromiss gesucht – allerdings vergeblich, das Projekt liegt erst einmal auf Eis. „Für mache wäre es existenzbedrohend“, argumentiert Ulrich Ziegler, der die Fleischerei an der Gelsenkirchener Straße betreibt. Als Vertreter der Händler brachte er seine Argumente auch beim Ortstermin vor.
„Es ist die Haupt-Einkaufszeile in Stoppenberg und es sind praktisch die einzigen Parkplätze, die die Kunden nutzen können“, sagt er. Viele Kunden kämen mit dem Auto und fänden sie mehrfach keinen Parkplatz, würden sie anderswo einkaufen, so die Befürchtung. Zwei von zehn Parkplätze vor der Ladenzeile an der Gelsenkirchener Straße sollten für das Carsharing genutzt werden. Aus Sicht der Geschäftsleute ist kein einziger verhandelbar. „Es ist ein Unding, es gibt viele andere Möglichkeiten“, meint Ziegler. Beim Ortstermin kamen auch alternative Standorte in Stoppenberg zur Sprache.
Carsharing sorgt für Debatte in Essen-Stoppenberg
Dem Anbieter Stadtmobil ist vor allem die Nähe zur Ruhrbahn-Haltestelle Ernestinenstraße wichtig, damit die Kundschaft vom einen in das andere Verkehrsmittel umsteigen kann und eine Verbindung zur zukünftigen Mobilstation besteht. Laut Stadtmobil ist dieses Kriterium entscheidend für den Erfolg eines Carsharing-Standorts. Ist er nicht zentral genug gelegen und nicht gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden, ist die Vermietung nicht lukrativ genug, so die Rechnung des Anbieters. Deshalb waren die beiden Stellplätze an der Gelsenkirchener Straße ausgewählt worden und die Stadt hatte die Sondernutzung auch bereits bewilligt. Dann stellte Stadtmobil die Pläne in der Bezirksvertretung vor, die Welle des Protests kam ins Rollen.
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Neben den Händlern argumentiert auch Bezirksbürgermeister Michael Zühlke, dass die beiden Parkplätze für die Händler unverzichtbar seien. „Carsharing ist eine gute Sache“, sagt Zühlke, aber der Standort sei ungeeignet. Er schlug stattdessen Stellplätze neben dem Taxistand an der Hallostraße gegenüber dem Barbarossaplatz vor. Für den Anbieter Stadtmobil sind die allerdings keine Option, weil das Ein- und Ausparken dort zu unübersichtlich sei. Ebenso zweifelt Stadtmobil am Barbarossaplatz als möglichen Standort, denn der sei nicht mehr in Sichtweite der Straßenbahn-Haltestelle und auch zu weit entfernt von der Mobilstation, die in Zukunft in dem Bereich entstehen solle.
Grünen-Ratsherr kritisiert Ausbremsen des Carsharing-Projekts
Ratsherr Ulrich Pabst von den Grünen versuchte beim Ortstermin zu vermitteln und auf eine Kompromisslösung hinzusteuern. Stadtmobil ließ sich auf die Idee ein, nur einen der Plätze an der Ladenzeile zu nutzen und einen weiteren an einem anderen Standort, doch auch das wurde vor Ort abgelehnt. Das Ergebnis des Ortstermins ist nun, dass das Carsharing-Projekt in Stoppenberg erst einmal ruht. „Man will jetzt auf den Umbau des Barbarossaplatzes warten, was noch Jahre dauert“, sagt Pabst. „Es ist frustrierend.“ Man solle dem Carsharing im Stadtteil eine Chance geben, fordert er.
Bezirksbürgermeister Zühlke will auch für die Zukunft ein Mitspracherecht der Bezirksvertretung. Eigentlich hätte Stadtmobil die Verhandlungen allein mit der Verwaltung führen und die bereits erteilte Sondernutzungserlaubnis durchsetzen können. „Projekte von oben runterzudrücken ist nicht gut“, sagt Zühlke. Und so ist es nun auch nicht geschehen. Doch weil das Vorhaben zumindest für die nähere Zukunft erst einmal gescheitert ist, könne der Standort auch für andere Anbieter unattraktiv werden, merkte Stadtmobil an.