Essen-Fulerum. In Essen-Fulerum müssen möglicherweise Bäume für einen neuen Radweg weichen. Warum jetzt Kreativität und Fingerspitzengefühl gefragt sind.
Alle reden vom Klimaschutz – und das ist gut so. Heiße Sommer und immer häufigere schwere Unwetter lassen uns den Klimawandel hautnah spüren. Dass Essen dem Radentscheid beigetreten ist und so die Mobilitätswende beschleunigen will, ist auf jeden Fall zu begrüßen.
Den Bau von Radwegen zu fördern und bei der Neugestaltung von Straßen gleich mitzudenken, ist sinnvoll. Je sicherer und attraktiver die Straßen für Radfahrerinnen und Radfahrer sind, desto mehr Menschen werden sich früher oder später entscheiden, zumindest einen Teil ihrer Alltagswege mit dem Rad statt mit dem Auto zurückzulegen.
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In Fulerum drohen allerdings diese Bemühungen gerade, ins Absurde verkehrt zu werden. Für die – unbestritten dringend notwendige – Erneuerung der Humboldtstraße könnten 29 – teils große und alte – Bäume gefällt werden, die für den Klimaschutz ebenso von Bedeutung sind wie die Mobilitätswende.
Die Bürger mitnehmen auf dem Weg in eine klimafreundlichere Zukunft
Eine große Zahl schattenspendender und das Straßenbild prägender Bäume für einen Radweg zu fällen, um dem Radentscheid genüge zu tun – das würde wohl kaum jemand verstehen. Wenn die Stadt die Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg in eine klimafreundlichere Zukunft mitnehmen will, darf eines auf keinen Fall passieren: Radfahrer und Bäume gegeneinander auszuspielen.
Das Problem hat die Verwaltung offenbar erkannt. Noch ist es früh genug, Schlimmeres zu verhindern. Alternativvorschläge wie die Einrichtung einer Fahrradstraße liegen bereits auf dem Tisch. Jetzt ist Kreativität gefragt und vor allem Fingerspitzengefühl. Denn eine klimafreundliche Stadt soll ja Herzensangelegenheit für alle Bürgerinnen und Bürger bleiben – und nicht zum Hassthema werden.