Essen. Topic ist Headliner beim Smag Sundance. Im Interview verrät der internationale Star, was er am Essener Festival als auch an Parookaville schätzt.
Zwei Welthits hat der aus Solingen stammende DJ Topic während der Corona-Pandemie produziert: Erst „Breaking Me“ mit A7S und die Neuinterpretation „Your Love“ des Klassikers „9PM (Till I Come)“ von und mit dem Wittener ATB. Während die Lieder international die Charts stürmten, saß Topic im Lockdown in seiner Heimatstadt Solingen fest und vermisste die Live-Reaktionen des Publikums. Jetzt kann der 30-Jährige auch vor großem Publikum durchstarten: Smag Sundance am Baldeneysee in Essen (9. Juli), Parookaville in Weeze (21. Juli) und Tomorrowland in Belgien (15. und 29. Juli) stehen im nächsten Monat unter anderem auf seinem Tour-Plan. Im Interview spricht Topic über neue Musik, das Tour-Leben, Stress-Abbau und seine Ziele.
Wie fühlt es sich an, die eigenen Produktionen endlich auch einem Live-Publikum servieren zu können?
Topic: „Es ist mega. Die Corona-Pandemie war ja wie zwei Jahre Hausarrest. In anderen Ländern aufzutreten, wo jeder mein Lied kennt, ist völlig neu für mich. Das hole ich jetzt alles nach und freut mich unfassbar. Da kommt man nach Indien und auf einmal singen alle ‚Breaking Me‘.“
Wie ist die Stimmung in Indien im Vergleich mit Europa?
Topic: „Die Leute feiern noch intensiver. Es liegt dort in der Kultur, dass Festivals viel mehr zelebriert werden.“
Was war Dein bisheriger Höhepunkt?
Topic: „Das „Exit“ in Serbien war das erste große Festival, das nach der Pandemie erlaubt war. Nach Auto-Kino-Auftritten und Strandkorb-Festivals waren da auf einmal 100.000 Leute. Das war ein absurder Moment nach eineinhalb Jahren nur mit wenig Kontakten zu anderen Menschen – da konnte man fast Platzangst bekommen.“
Warst Du nervös vor diesem Auftritt?
Topic: „Oh ja.“
Was machst du dann?
Topic: „Manchmal ein Glas Wein trinken, dann kommt man ein bisschen runter.“
Höhepunkte mit Smag Sundance, Parookaville und Tomorrowland
Worauf freust Du dich in den nächsten Wochen besonders?
Topic: „Im Juli habe ich mit Smag Sundance, Parookaville und Tomorrowland absolute Highlights.“
Beim Smag Sundance in Essen bist du Headliner im Line up – was bedeutet dir das?
Topic: „Sehr viel, denn es werden sehr, sehr viele Freunde und vielleicht auch Familie von mir da sein.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Du beim Smag Sundance zum Line-up gehörst…
Topic: „Genau, ich war schon einmal 2017 dabei. Ich habe tatsächlich seitdem mehrfach zu meinem Management gesagt, dass ich unbedingt nochmal das Smag Sundance spielen will, weil das damals so viel Spaß gemacht hat.“
Was macht das Essener Festival denn so besonders?
Topic: „Ich mag die Location, weil die Bühne und der Backstage-Bereich ein paar Meter neben dem See aufgebaut sind. Da entsteht richtig Strand-Feeling. Dazu hat das Publikum so Bock gehabt zu feiern, das war schon außergewöhnlich. Ich habe jetzt den Tag darauf extra frei, da werde ich mit meinen Freunden nach meinem Auftritt noch gut Party machen…“ (lacht)
Topic: "Bei Parookaville bin ich teilweise drei Tage"
Eine Woche danach folgt mit Parookaville in Weeze das größte Festival für elektronische Musik in Deutschland…
Topic: „An Parookaville gefällt mir das Konzept mit der Fake-Stadt, die auf dem ehemaligen Militärflughafen in Weeze gebaut wird. Es ist so gut durchdacht, dass es schon Spaß macht, nur als Gast dort zu sein. Als DJ bleibst Du vor und nach deinem Auftritt oft nur eine Stunde backstage und bist dann wieder weg. Bei Parookaville bin ich teilweise drei Tage und schaue mir ganz viel an. Dazu kommt, dass die Stimmung unglaublich gut ist und ich dort noch nie einen schlechten Gig hatte.“
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Schaffst Du es dort unerkannt über das Gelände zu laufen und Dir in Ruhe den einen oder anderen Act anzusehen?
Topic: „Ich werde schon häufig angesprochen und alle paar Minuten kommt jemand und will ein Foto machen. Das ist aber ok, weil die Leute generell in der Dance-Szene einfach locker sind.“
Einmal beim belgischen Festival Tomorrowland aufzulegen, ist für viele DJs das oberste Ziel – du darfst am 29. Juli sogar auf der Mainstage auftreten. Haken auf der „Bucket List“?
Topic: „Tomorrowland stand ganz oben auf der Liste meiner größten Träume. Das Festival hat eine enorme Bedeutung für mich. Als ich den unglaublichen Aftermovie aus dem Jahr 2012 sah, hat mich das so gepackt, dass mich Tomorrowland mit dazu bewegte, überhaupt mit Dance-Musik anzufangen.“
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Warst du denn privat schon einmal auf dem Festival in Belgien?
Topic: „Ja, im Jahr 2015. Da hätte ich nie damit gerechnet, dass das eines Tages für mich als DJ klappen könnte.“
Vorfreude soll beim Solinger die Nervosität verdrängen
Du trittst gegen 18 Uhr auf der Mainstage von Tomorrowland auf – da ist es in der Regel schon richtig voll…
Topic: „Besser voll als leer.“ (lacht) „Ich habe mittlerweile schon etwas Routine durch die vielen Auftritte, das hilft sicherlich. Zudem freue ich mich so dermaßen darauf, dass dadurch hoffentlich die Nervosität etwas in den Hintergrund treten wird.“
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Welche Erwartungshaltung hast du vor einem Auftritt?
Topic: „Das ist schwer in Worte zu fassen. Früher hatte ich als DJ viele Auftritte, wo die Musik für die Gäste nur Nebensache war. Das ist für einen DJ natürlich nicht so schön. Mir kommt es gar nicht darauf an, dass die Leute viel springen und laut mitsingen. Wenn man aber fühlt, dass die Leute voll mitgehen, ist das wunderschön.“
Neuer Lebensmittelpunkt von Topic ist Dubai
Du lebst nicht mehr in Solingen nahe deinem Elternhaus, wo Du auch Dein Studio hattest. Dich hat es mittlerweile nach Dubai verschlagen. Wie kam es dazu?
Topic: „Anfang 2021 war es in Deutschland so kalt. Dazu kam der nervige Lockdown. Das war sehr uninspirierend, wenn man Musik macht. Mein Produktions-Partner A7S kommt aus Schweden, wo es noch kälter und noch dunkler war. Da war Dubai eine der wenigen Optionen.“
Und wie gefällt es dir dort?
Topic: „Dubai stand eigentlich nie auf der Liste der Städte, die ich unbedingt mal sehen wollte. Dort gibt es aber viele ruhige und entspannte Ecken, so dass wir beide uns entschlossen haben, dorthin umzuziehen. Wir planen im Herbst eine Asien- und eine Amerika-Tour. Dafür ist Dubai durch seinen Flughafen ideal. Mit den vielen Direktflügen ist es wie das Drehkreuz der Welt.“
Wie bewältigst du die körperliche Belastung durch die vielen Reisen zu Deinen Auftritten?
Topic: „Ich habe das große Glück, dass ich in Autos, Fliegern oder auch beim Warten am Gate schlafen kann. Ich leg mich einfach hin, mach die Augen zu und penne innerhalb von drei Minuten ein.“
Max Giesinger sagte kürzlich in einem WDR-Interview, dass er nach seinem Durchbruch alles mitgenommen habe und 300 Tage im Jahr unterwegs war – bis er selbst merkte, dass er den Stress nicht mehr packt. Giesinger glaubt, dass jeder Künstler mal an diesen Punkt kommen muss, um sich selbst und seinen Weg in der Musik-Branche zu finden – wie sieht es bei Dir aus?
Topic: „An oberster Stelle steht für mich das Glücklichsein und das Wohlfühlen. Derzeit ist es anstrengend, aber auch wunderschön. Das Reisen kann natürlich nervig sein, wenn man dann aber einen coolen Auftritt hat, ist es wieder völlig ok. Wenn ich merken würde, dass ich auf eine Art Burnout zusteuere und zu viel Stress hätte, dann würde ich einfach Sachen absagen. Da wäre mir dann auch das Geld völlig egal.“
Zusammenarbeit mit Nico Santos und Alvaro Soler
Du arbeitest regelmäßig mit Künstlern zusammen, die nicht zum Genre der elektronischen Musik gehören – zum Beispiel Nico Santos oder Alvaro Soler. Was reizt Dich daran, musikalische Welten miteinander zu verbinden?
Topic: „Alvaros Manager meinte, das könnte mit uns beiden eine coole Kombi sein. Dann haben wir uns völlig ohne Plan einfach hingesetzt, gemacht und das Ergebnis „Solo Para Ti“ hat super funktioniert.“
Was ist Dir bei Deinen Produktions-Partnern wichtig?
Topic: „Ich war ja erst Musik-Produzent und bin anschließend auch DJ geworden. Deshalb bin ich es gewohnt und liebe es mit Leuten ins Studio zu gehen, die ihre Musik selbst schreiben. Nico Santos ist unfassbar talentiert, ebenso Alvaro Soler und A7S ist eh ein Genie. Das macht unheimlich Spaß, mit denen zu arbeiten und meist kommt da auch etwas Krasses bei rum.“
Mit A7S hast du gerade deine neueste Single „Kernkraft 400 (A Better Day)“, eine neue Version des Klassikers von Zombie Nation, veröffentlicht – das hört sich durch die prägende Melodie nach einem Festival-Song an…
Topic: „Das Lied ist zwar erst ein paar Tage draußen, aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich dachte, das geht von Anfang an mehr ab. Wahrscheinlich muss man den Song etwas häufiger hören, um zu erkennen, dass es nicht einfach Kernkraft 400 ist, sondern eine neue Version von Topic und A7S. Aber das dreht sich gerade ins Positive.“
Zukunftsziel von Topic: Ein DJ-Set wie ein eigenes Konzert
Mit ATB und A7S wart ihr für „Your Love (9 PM)“ bei den Brit Awards nominiert. Bist du stolz darauf?
Topic: „Die Brit Awards sind wie die Grammys – ein absoluter Meilenstein. Wir waren in der Kategorie ‚International Song Of The Year‘ nominiert, die am Ende am Olivia Rodrigo gewonnen hat. Da waren so viele Superstars wie Drake, Billie Eilish und wir mittendrin. Das war schon verrückt.“
Was sind deine nächsten Ziele?
Topic: „Eigentlich sollte Ende des Jahres ein Album rauskommen, aber das wird zeitlich wohl ein bisschen eng. Ich arbeite gerade sehr viel an Club-Musik und etwas deeperen Produktionen, weil ich sowas gerne in meinen DJ-Sets spiele. Ich möchte irgendwann so wie Boris Brejcha nur noch selbst produzierte DJ-Sets spielen. Wenn die Leute sagen, ich gehe jetzt zu Topic und höre da auch nur Topic – wie bei einem Konzert – das wäre echt cool.“
Tickets für Smag Sundance in Essen
Das Smag Sundance startet am Samstag, 9. Juli, um 12 Uhr und geht über einen Zeitraum von zehn Stunden. Tickets gibt es ab 45 Euro auf der Homepage zum Festival.