Essen. Das Essener Theater Courage zeigt „Suizid für Fortgeschrittene“: Theaterchefin Dauenhauer hat das Stück mit Teilnehmern des VHS-Kurses erarbeitet.

Zwischen den beiden Schlüsselsätzen liegen gut zwei Stunden. Die sind spannend gefüllt mit tragisch-komischen Geschichten, die das Leben so oder ähnlich geschrieben haben könnte. Verzweifelte verabreden sich im Internet, um gemeinsam in den Tod zu springen. Kein leichter Stoff, den die Theater-Amateure der Volkshochschule im „Theater Courage“ präsentieren.

„Suizid für Fortgeschrittene“ heißt das Stück aus der Feder von Theater-Chefin Gabi Dauenhauer. In einer Art Sozialstudie bringt sie neun lebensmüde Frauen und Männer auf einem Dach zusammen. Alle wolle sterben. Eigentlich. Elf Rollen mussten her, um alle Teilnehmer des VHS-Kurses unterzubringen. „Jeder ist motiviert und will mitspielen. Dabei gibt es wenig Stücke, die sich für so eine große Gruppe eignen“, sagt Diplomschauspielerin Gabi Dauenhauer.

Bereits 2015 hatte sie mit „Suizid für Fortgeschrittene“ ein passendes Stück geschrieben. Zum 35-jährigen Bestehen des Theater Courage brachte sie es nun – mit teils neuen Darstellern – wieder auf die 99 Sitzplätze zählende Zimmerbühne an der Goethestraße, wo die Kursteilnehmer seit zwölf Jahren am Montagabend unter dem Titel „Szenarium - Literatur in Szene“ studieren, was die Bretter der Welt bedeuten.

Das Stück versammelt elf Protagonisten auf einem Dach

Minimalistisch ist das Bühnenbild des gut inszenierten Stücks: Vor einer angesprühten Wand stehen eine Bank und ein paar Stühle. Mehr braucht es nicht, um der Frage nachzugehen, ob Selbstmord alle Probleme löst. Die elf Protagonisten schlüpfen überzeugend in die überspitzten Charaktere der fiktiven Frauen und Männer, die sich im Netz zum Sterben verabredet haben. Angeführt von einem strengen Generalleutnant a.D. (Albert Stiens), der im Stechschritt über das Dach marschiert, wollen sie den Plan umsetzen.

Doch die Unpünktlichkeit einiger Suizid-Kandidaten vereitelt das. Der geplante Todeszeitpunkt verstreicht, auf der Straße hat der Alltag begonnen. Unbeteiligte möchten die Selbstmörder durch den Sprung nicht gefährden. Sie warten einen Tag, lernen sich kennen. Und jede und jeder erzählt seine Geschichte und erklärt die persönlichen Gründe der Todessehnsucht. Krankheit, Tod eines geliebten Menschen, Mobbing oder Versagungsangst.

„Heute ist ein verdammt guter Tag zum Leben“

„Heute ist ein guter Tag zum Sterben“, sagt der Ex-Soldat am Anfang. Doch das soll noch lange nicht der letzte Satz sein. Nach rund 120 Minuten gibt es eine Tote, die alle betrauern. Und die Erkenntnis „Heute ist ein verdammt guter Tag zum Leben.“

Die vorerst letzte Vorstellung läuft am Freitag, 24. Juni, um 20 Uhr. Karten unter 0201-79 14 66 sowie per Mail an theatercourage@t-online.de.