Das Schauspiel Essen plant neun Premieren für die Spielzeit 2022/23. In der neuen Saison geht es um aktuelle politische Themen. Eine Übersicht.
„Teilhabe und gemeinsames Erschaffen“: Mit diesem Prinzip startet das Schauspiel Essen in die Spielzeit 2022/23. Denn ein Ensemble könne nur frei spielen, wenn auch hinter der Bühne „Lust und Identifikation herrschen und das Team gemeinsam Prozesse diskutiert und Entscheidungen trifft“, heißt es vom Schauspiel-Intendanten Christian Tombeil.
Auf dem Programm stehen neun Premieren, die wie in den vergangen zwölf Jahren „auch die dunklen Seiten unserer Gesellschaft zeigen“, betont Tombeil. Bei den Inszenierungen werden unter anderem Aspekte von Überwachungskapitalismus, Klimawandel, Zukunftsangst und Schwächen im System, die durch die Corona-Pandemie zutage kamen, gezeigt.
Ensemble steht zum letzten Mal gemeinsam auf der Bühne
Für den Intendanten ist es die letzte Spielzeit, bevor das Theater in der Saison 2023/24 mit Regisseurin Selen Kara und Dramaturgin Christina Zintl erstmals von einer weiblichen Doppelspitze geleitet wird. Deshalb werde am Ende dieser Spielzeit noch einmal das gesamte Ensemble gemeinsam auf der Bühne stehen, verrät Tombeil.
Zusammen mit der Dramaturgie hat sich das Ensemble als finales Stück Tankred Dorsts „Merlin oder Das wüste Land“ ausgesucht. „Dass am Ende intensiver Diskussionen ein Text steht, der Grundfragen politischen Miteinanders, von Demokratie und Menschlichkeit stellt, verwundert mich nicht“, so Tombeil. Es sei ein Text über die Ablösung des Alten und eine Wandlung hin zum Neuen entstanden – passend also in die Zeit der Veränderungen.
Zweites Virtual-Reality-Projekt am Schauspiel Essen
Getreu der Prämisse, auch die dunklen Seiten der Gesellschaft beleuchten zu wollen, feiert zum Start in die neue Spielzeit aber erstmal „Das Fest“ am 26. August Premiere. Die „modern erzählte und packende Familiengeschichte mit erschütternder Thematik“, rücke das Thema sexualisierter Gewalt an Kindern in den Fokus, beschreibt Dramaturgin Judith Heese. Nach dem Drehbuch von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov inszeniert Regisseur Karsten Dahlem auf der Bühne die Geschichte eines Jungen, der auf einer Familienfeier zum ersten Mal ungeschönt über den jahrelangen sexuellen Missbrauch durch den Vater an ihm und seiner verstorbenen Schwester Linda spricht.
Fans der Virtual Reality (VR) können sich auch in dieser Spielzeit wieder auf ein spannendes Projekt freuen: Nach dem ersten Virtual Reality-Projekt „Der Reichsbürger“, führt Regisseur Thomas Krupa das Erfolgsprojekt mit dem zweiten VR-Film „Die Wand“ nach dem Roman von Marlen Haushofer fort. Bei diesem Stück verlassen Zuschauerinnen und Zuschauer die virtuelle Welt mit der Message: „Es ist besser im Einklang mit der Natur zu leben, als sie beherrschen zu wollen“, fasst Dramaturgin Carola Hannusch das Stück zusammen, in dem eine Frau von einer unsichtbaren Wand im Wald eingeschlossen wird und nach einer Apokalypse auf ihr Leben zurückschaut. Der 3D-Effekt mache die Szenerie für das Publikum ungewöhnlich erlebbar.
Ronja Räubertochter feiert „heißeste Premiere des Jahres“
„Die vielleicht heißeste Premiere des Jahres“ wird in der Vorweihnachtszeit mit Astrid Lindgrens bekanntem Werk „Ronja Räubertochter gefeiert“, kündigt Vera Ring, stellvertretende Intendantin und Chefdramaturgin an. Die Geschichte über Freundschaft, Freiheit, Loyalität und Respekt richtet sich an Jung und Alt, an alle, die „sich über einen Hauch von Romeo und Julia freuen“, fasst Ring zusammen. Das Stück habe schon viele Generationen in ihren Bann gezogen.
Neben den Premieren hat das Schauspiel Essen für die neue Saison auch zwölf Wiederaufnahmen geplant. Unter anderem mit dabei sei das vom Publikum äußerst geschätzte Stück „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt, heißt es in der Ankündigung. Ein sehr lange, nicht gezeigtes Stück wird außerdem Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ sein, das sein Comeback im September auf der Bühne feiert.
Für die von der Corona-Pandemie gebeutelten Kinder und Jugendlichen haben die Theaterpädagoginnen und Pädagogen ein vielfältiges Programm auf die Bühne gestellt. Das interaktive Entdeckungsformat „Look at me. Schau mich an“ ist für Kitas buchbar. Schulklassen können an Theaterbesuchen mit vorherigen Workshops und anschließenden Nachbesprechungen teilnehmen. Alle, die in ihrer Freizeit Lust auf Theaterspielen haben, können sich zum Beispiel bei einem der Stadt-Ensemble-Clubs ausprobieren.
>>> Die Premieren der Spielzeit 2022/23
Das Fest, von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov, Regie: Karsten Dahlem, 26.8.2022, Grillo-Theater
Ein Bericht für eine Akademie, von Franz Kafka, Regie: Zafer Tursun, 27.8.2022, Casa
Die Wand, von Marlen Haushofer, Regie: Thomas Krupa, 2.9.2022 (gebuchte VR-Brillen werden inklusive Film innerhalb von Essen nach Hause geliefert)
Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen., von Elfriede Jelinek, Regie: Hermann Schmidt-Rahmer, 21.10.2022, Grillo-Theater
Das Gesicht des Bösen, von Nis-Momme Stockmann, Regie: Tobias Dömer, 11.11.2022, Casa
Ronja Räubertochter, von Astrid Lindgren, Regie: Anne Spaeter, 12.11.2022, Grillo-Theater
Aus dem Nichts, von Fatih Akins, Regie: Aisha Abo Mostafa, 24.2.2023, Casa
Ein Sommernachtstraum, von William Shakespeare, Regie: Tobias Materna, 25.2.2023, Grillo-Bühne
Merlin oder Das wüste Land, von Tankred Dorsts, Regie: Henriette Hörnigk, 22.4.2023, Grillo-Theater