Essen. Sprit soll am Mittwoch in Deutschland billiger werden. Ob sich der Tankrabatt auch in Essen bemerkbar macht und welche Tipps Experten geben.

Deutschlandweit gilt jetzt der Tankrabatt. Die Bundesregierung senkt die Steuersätze in den kommenden drei Monaten bei Benzin um 29,55 Cent je Liter, bei Diesel um 14,04 Cent je Liter. Dadurch sollen Bürgerinnen und Bürger entlastet werden.

Und tatsächlich zahlen Autofahrer und Autofahrerinnen an diesem Mittwoch, 1. Juni, auch in Essen weniger als noch am Tag zuvor. An einer Shell-Tankstelle im Südviertel kostet ein Liter Super am Morgen 1,91 Euro. Einen Tag zuvor waren es noch 2,30 Euro – also 39 Cent mehr.

Der Preisvergleich für Diesel: am Dienstagmorgen, 31. Mai, waren es an der genannten Shell-Tankstelle – und fast überall – 2,10 Euro für einen Liter. Einen Tag darauf müssen Autofahrer nur noch 1,90 Euro bezahlen, also 20 Cent weniger.

Essener Autofahrerin: „Nicht denken, einfach tanken“

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Trotz des deutlichen Preisunterschieds ist vor den Zapfsäulen reichlich Platz, von Schlangen kann keine Rede sein. „Ich habe nicht bewusst heute abgewartet, ich tanke sowieso regelmäßig“, sagt eine der wenigen Autofahrerinnen vor Ort. „Mein Mann sagt immer: Nicht denken, einfach tanken.“

Auch die Mitarbeitenden bemerken keinen nennenswerten Andrang: „Die Kunden äußern sich weder enttäuscht noch froh darüber, dass es etwas günstiger ist.“

Essenerin freut sich über günstigere Preise durch Tankrabatt

Andere Eindrücke gibt es in einem Gewerbegebiet im Westviertel: An einer Tankstelle ist viel los, fast alle Tanksäulen sind besetzt. Die Mitarbeiterin sagt: „Gestern war kaum was los, heute merkt man den Andrang schon sehr. Ich glaube, die meisten Leute haben gewartet.“

Einer von ihnen ist Mustafa Candan. Ich habe vorgestern nur für 20 Euro getankt, damit ich die zwei Tage noch überbrücken kann“, sagt er. „Die Preise sind ja vorher noch mal ganz schön hochgegangen. Die 20 Cent heute machen schon einen enormen Unterschied.“

Ariane Käller, die an der Tanksäule nebenan steht, pflichtet ihm bei: „Ich habe gerade meinen Sohn zur Schule gebracht und gesehen, dass die Preise so niedrig sind. Da bin ich sofort hierhin gefahren.“

An einer Tankstelle im Essener Westviertel macht sich der Tankrabatt deutlich bemerkbar – an den Preisen und am Andrang.
An einer Tankstelle im Essener Westviertel macht sich der Tankrabatt deutlich bemerkbar – an den Preisen und am Andrang. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Großer Andrang auf Tankstelle in Kupferdreh

Auch an der Tankstelle von Jens Scheppein stehen die Autos schon um 6.30 Uhr an den Zapfsäulen. Dabei öffnet die Tankstelle an der Kupferdreher Straße erst um sieben Uhr. 1,82 Euro kostet der Liter Super an der Total-Tankstelle in Kupferdreh am Mittag. Am Tag zuvor war der Preis bis auf 2,26 geklettert.

Scheppein habe darauf keinen Einfluss. „Die Preise kommen direkt aus der Zentrale in Berlin.“ Ob der Sprit sehr teuer ist oder nur teuer – für den Pächter ändert das nichts; einen Cent verdient er pro Liter.

Hohe Spritpreise in Essen: Kritik an Mineralölkonzernen

An der Tankstelle an der Überruhrstraße herrscht an diesem Mittwochmittag ebenfalls reger Betrieb. 1,87 Euro kostet hier der Liter Superbenzin, Diesel gibt’s für den gleichen Preis. Auch hier mussten Autofahrer am Tag zuvor 30 Cent mehr pro Liter zahlen.

Die Angestellten hinter der Kasse möchten dazu nicht viel sagen. Der Mineralölkonzern wünsche dies nicht. Die Benzinpreise sind ein heikles Thema für die Konzerne. Sie stehen bei vielen Kundinnen und Kunden im Verdacht, abzukassieren. Georg – seinen vollen Namen möchte er nicht nennen – fühlt sich jedenfalls an der Nase herumgeführt.

Der 56-Jährige macht eine Faust in der Tasche und tankt seinen Kleinbus voll. Der öffentliche Nahverkehr sei für ihn keine Alternative, sagt er. Er arbeitet im Schicht-Betrieb in Velbert-Langenberg. Um 5.30 geht’s los. „Da fährt noch kein Bus.“

9-Euro-Ticket als Alternative zu hohen Spritpreisen in Essen

An der nächsten Zapfsäule betankt Sandra ihren Kombi und das sehr bewusst. Wegen der hohen Preise habe sie länger nicht vollgetankt in der Hoffnung, dass das Benzin am nächsten Tag etwas günstiger wird. Ihr Mann nutze ein Firmenticket der Ruhrbahn, erzählt die 43-Jährige. Sie selbst denke über ein 9-Euro-Ticket nach. Nicht mehr jeden Weg wolle sie mit dem Auto zurücklegen.

Auch Daniel hat an der Überruhrstraße gestoppt, um zu tanken. Nicht wegen des Rabatts. Der 27-Jährige fährt einen Hybrid. Mit Strom kommt er 50 Kilometer weit. Weiter fährt er selten. Der Elektroantrieb mache sich bezahlt. „Mit Benzin wird’s erst billiger, wenn der Liter weniger als 1,40 Euro kostet. Aber davon sind wir ja weit entfernt“ – trotz des Spritrabatts.

Die Essenerin Ariane Käller wurde vom Tankrabatt positiv überrascht.
Die Essenerin Ariane Käller wurde vom Tankrabatt positiv überrascht. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Nicht alle Tankstellen geben Tankrabatt an Kunden weiter

Dass sich der Tankrabatt überhaupt an allen Essener Tankstellen bemerkbar machen wird, ist indes nicht garantiert. Die Betreiber und Betreiberinnen sollen die Ersparnisse, die sie durch den Abzug der Mehrwertsteuer haben, zwar an die Kundschaft weitergeben – sind aber nicht dazu verpflichtet.

„Es gibt auch Tankstellen, an denen vom Tankrabatt noch wenig, bis gar nichts zu sehen ist“, sagt Thomas Müthe vom ADAC Nordrhein. „Das kann an Logistikproblemen liegen oder daran, dass zunächst der teuer eingekaufte Sprit aus dem Mai noch zu höheren Preisen abverkauft werden soll.“

Essener Tankstellen-Betreiber fürchtet leere Tanks

Für Harald Kaminski von der Freien Tankstelle Lange in der Unterstraße in Frintrop stand sofort fest, dass der Rabatt seinen Kundinnen und Kunden zugutekommen soll. Allerdings war unklar, ob er diese am Mittwoch überhaupt bedienen kann: Aufgrund von Lieferengpässen waren seine Tanks bereits am Nachmittag des Vortages leer.

„Aber wir haben zum Glück spontan noch eine frische Lieferung bekommen“, so Kaminski, der mehr Kundschaft bedienen muss als noch in den Tagen zuvor. „Hier ist wirklich viel los. Ich glaube, dass viele Leute gewartet haben.“

ADAC warnt vor hohen Spritpreisen an Pfingsten

Laut ADAC sei es wichtig, dass die Spritpreise auch in den kommenden Tagen weiterhin sinken – und die Tankstellen-Betreiber die Preise nicht zum Pfingstwochenende wieder erhöhen. „Die starke Senkung der Spritpreise darf keine Eintagsfliege sein, weil alle den Mineralölkonzernen heute genau auf die Finger schauen“, so Müthe.

Generell sollten Autofahrerinnen und Autofahrer aufgrund der teils enormen Preisunterschiede die Spritpreise vorab vergleichen. Und: „Wer noch genug Sprit im Tank hat, der sollte versuchen, immer am Abend zu tanken. Zwischen 18 und 19 und 20 und 22 Uhr ist es am günstigsten.“

Übersicht Tankrabatt: Die günstigsten Benzinpreise in Essen

Aktuelle Benzinpreise in Essen am Mittwoch, 1. Juni, Stand 16.00 Uhr (Quelle: www.clever-tanken.de)

Der Liter Super E10 ist hier am günstigsten:

  • JET, Bottroper Straße (1,80 Euro pro Liter)
  • JET, Bocholder Straße (1,80 Euro pro Liter)
  • Aral, Bottroper Str. (1,80 Euro pro Liter)
  • Mr. Wash, Hans-Böckler-Str. (1,80 Euro pro Liter)
  • Markant, Bottroper Str. (1,80 Euro pro Liter)
  • Esso, Bottroper Str. (1,80 Euro pro Liter)

Die aktuell günstigsten Preise für Diesel in Essen:

  • JET, Bottroper Str. (1,85 Euro pro Liter)
  • Mr. Wash, Hans-Böckler-Str. (1,85 Euro pro Liter)
  • JET, Ostfeldstraße (1,85 Euro pro Liter)
  • Esso, Bottroper Str. (1,85 Euro pro Liter)
  • Aral, Bottroper Str. (1,85 Euro pro Liter)
  • Jet, Bocholder Str. (1,85 Euro pro Liter)
  • JET, Bocholder Str. (1,85 Euro pro Liter)