Essen-Byfang. Sie krähen laut und lange: An Christi Himmelfahrt treten 20 Bergische Kräher gegeneinander an. Ein Züchter erklärt das Hobby und den Wettbewerb.

Lang gestreckter Rumpf, stolze Haltung, lebhafte Art, fest und hart im Gefieder: Das gehört zum Eindruck des Bergischen Krähers. Was diese Hühnerrasse aber ebenso ausmacht, das wird an Christi Himmelfahrt wohl nicht nur in Byfang zu hören sein: Auf dem Hof von Britta Stiller treffen sich die tierischen Konkurrenten samt ihrer Halter zum bundesweiten Wettkrähen. An diesem nehmen neben den Bergischen Krähern auch die Bergischen Zwergkräher teil.

Ein Bergischer Kräher bringt es immerhin auf zwölf bis 14 Sekunden: „Das ist verdammt lang“, sagt Ulrich Krüger, der den Wettbewerb als Vorsitzender der Bergischen Kräher begleiten wird. Dass die Hähne lautstark krähen werden, daran besteht gar kein Zweifel: „Wenn sie einen anderen Hahn sehen, wollen sie zeigen, wer der Chef ist“, erklärt er ihren Instinkt und freut sich über viele Besucher und Besucherinnen, denen er sein großes Hobby gern näher bringen möchte.

Seine Eltern und Lebensgefährtin begeisterte der Essener schnell für die Zucht

Er selbst züchtet seit fast 20 Jahren Bergische Schlotterkämme. Farbe: Gelb-Schwarz. Für Hahn Oskar, zwei Hennen und ihre neun Küken hat er ein Gehege auf der Parzelle in der Kleintierzuchtanlage Altendorf gebaut. Angefangen aber hat es im Alter von 14 Jahren, als seine Mutter ihn zum Friseur schickte („Du hast eine Matte wie Günter Netzer“) und der Sohn nicht nur mit neuem Haarschnitt, sondern auch mit einem Hahn unter dem Arm nach Hause kam.

Mehlwürmer mit Möhren sind ein echter Leckerbissen für die Bergische Schlotterkämme.
Mehlwürmer mit Möhren sind ein echter Leckerbissen für die Bergische Schlotterkämme. © Funke Foto Services | Diplom Grafik-Designerin Alexandra Roth

„Den hat der Friseur mir geschenkt, als ich fragte, wer denn da kräht“, erinnert sich der heute 62-Jährige, der damals eine Lehre in den Wülfrather Kalksteinwerken machte. Seine Eltern hatten einen landwirtschaftlichen Betrieb und Hühner ausschließlich zum Eierlegen. Der Sohn züchtete dann Federfüßige Zwerghühner. Nur ein Jahr später begeisterte er seine Eltern für die Zucht ebenso wie später seine heutige Lebensgefährtin („ihr Lieblingshobby wird das zwar nicht, aber sie raspelt gern Gemüse für die Tiere“), mit der er in Frintrop wohnt. Und als er die ersten Schlotterkämme zu Britta Stiller nach Byfang brachte, war’s auch um sie geschehen.

Das Programm beim Bergischen Wettkrähen

Das Bergische Wettkrähen findet am Donnerstag, 26. Mai, auf dem Hof von Britta Stiller in Byfang, Breddemannweg 48, statt. Wenn die Hähne ab 9 Uhr um die Wette krähen, wird das Publikum diese zwar hören können, aber noch einigen Abstand halten müssen. Der Wettbewerb dauert bis etwa 10.15 Uhr.

Anschließend ist das gesamte Gelände für Besucher und Besucherinnen zugänglich. Sie können alle ausgestellten Tiere anschauen. Dann ist die offizielle Eröffnung geplant, an der auch Ortspolitiker teilnehmen werden. Die Siegerehrung findet gegen 12 Uhr statt. Die Veranstaltung dauert bis etwa 14 Uhr.

Weitere Informationen gibt es auch bei Ulrich Krüger. Er gehört seit 2012 zum Verband der Hühner- und Wassergeflügelzüchter, ist seit 2015 deren Vorsitzender. Der Verband hat wiederum 90 Sondervereine, die sich etwa mit bestimmten Rassen beschäftigen. Einer davon ist die Vereinigung der Züchter Bergischer Hühnerrassen, auch hier hat der Essener den Vorsitz. Kontakt: Ulrich.60@gmx.de, weitere Infos: https://www.bergische-huehner.de/

Nach Essen kam Ulrich Krüger selbst vor drei Jahren wegen der Liebe. „Wir waren schon als Jugendliche ein Paar“, erzählt er. Sie 16, er 18 – dann hätten sie sich aus den Augen verloren. Denn sein beruflicher Werdegang führte den Betriebsschlosser nach Thüringen zur Bundeswehr, als Berufssoldat ging es für ihn dann auch nach Bosnien Herzegowina und in den Kosovo. Der Oberstabsfeldwebel wertete Wetterdaten für die Artillerie und diejenigen aus, die später Piloten vorbereiteten. „Mein Beruf hatte zwar nichts mit Tieren zu tun, aber mit Natur.“

Seine Leidenschaft gilt den Bergischen Hühnerrassen

Für beides begeistert er sich nach wie vor, seine große Leidenschaft aber gilt den Bergischen Hühnerrassen. Zu dieser zählen die Bergischen Kräher wie auch die Bergischen Zwergkräher, die Bergischen Schlotterkämme wie die Zwergschlotterkämme. „Sie gilt als älteste Rasse Deutschlands, die zudem vom Aussterben bedroht ist“, sagt Ulrich Krüger und möchte diese gern retten, sie so züchten, dass die Tiere ausgestellt werden können. Auch das Wettkrähen habe eine lange Tradition, in den 1950er und 60er Jahren habe es regelmäßig in Werden stattgefunden.

Die Eier der Bergischen Schlotterkämme sind recht groß, je Huhn waren es bei dem Essener Ulrich Krüger in rund acht Monaten bis zu 210 Eier.
Die Eier der Bergischen Schlotterkämme sind recht groß, je Huhn waren es bei dem Essener Ulrich Krüger in rund acht Monaten bis zu 210 Eier. © Funke Foto Services | Diplom Grafik-Designerin Alexandra Roth

Jetzt werden acht Bergische Kräher und zwölf Zwergkräher in Byfang um die Wette krähen und ihre Melodie zum Besten geben. „Sie krähen aus ihren vollen Lungen, bis zum Schluss so viel Luft herausgepumpt ist, dass der Kopf zu Boden sinkt“, beschreibt der erfahrene Züchter. Dann der Schnork: eine Art Schnarchen, wenn sie die Luft wieder einziehen. Daneben steht der Richter mit der Stoppuhr, denn es kommt vor allem auf die Länge des Krähens an.

So laut dieses auch ausfallen mag, im Alltag empfindet Ulrich Krüger sein Hobby als beruhigend. Dann sitzt er am liebsten mit seiner Partnerin vor ihrem Gartenhaus, das er neu gestaltet hat. Darin Küche und Bad, draußen Gemüsebeet, Grill und Hühnerstall. „Ein Züchter sollte durchaus auch schlachten können“, sagt der 62-Jährige augenzwinkernd. Das Schicksal droht Oskar und seiner Familie derzeit jedoch nicht. Sie landen nicht auf dem Rost. Vielmehr werden sie mit geraspelten Kohlrabi, Äpfeln und einem Schuss Öl verwöhnt.

Bergische Schlotterkämme haben eine enorme Legeleistung

Züchter Ulrich Krüger zeigt wie eine perfekte Feder eines Bergischen Schlotterkammes aussieht: Sie ist zweifarbig.
Züchter Ulrich Krüger zeigt wie eine perfekte Feder eines Bergischen Schlotterkammes aussieht: Sie ist zweifarbig. © Funke Foto Services | Diplom Grafik-Designerin Alexandra Roth

Ulrich Krüger kommt jeden Morgen und jeden Abend, um sich um seine Hühner zu kümmern. An Oskars Gefieder zeigt er, wie eine perfekte Feder aussehen muss (zweifarbig, der Züchter nennt es „gedobbelt“). Dazu hält er den Hahn auf seinem Arm, der seit einem Jahr bei ihm lebt. „Jedes Tier teilt einem auf seine Art etwas mit“, weiß der Halter aus Erfahrung. Und wenn man sich nur lange genug mit den Hennen beschäftige, „dann fressen sie einem aus der Hand“.

Deren Zahl hat er inzwischen von vier auf zwei reduziert, hat ihre Eier zuvor auch an Freunde verteilt. Denn die Bergischen Schlotterkämme hätte eine enorme Legeleistung. „Von November bis jetzt hat eine Henne bis zu 210 Eier gelegt“, sagt er, bevor er mit einem Futternapf ins Gehege geht. Darin Mehlwürmer mit Möhren, ein Leckerbissen für die herbeieilenden Küken. Bei Fremden seien die Tiere eher scheu, sagt Ulrich Krüger. Doch seine Hennen machten durchaus auch Blödsinn: „Ohne Netz über dem Gehege, würden sie wohl durch ganz Essen fliegen.“