Essen-Katernberg. Die Politik hat den Plänen der Entsorgungsbetriebe Essen für einen neuen Recyclinghof in Altenessen einen Riegel vorgeschoben. Das ist der Grund.
Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) müssen sich offenbar erneut auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück für einen neuen Recyclinghof machen. Denn das Vorhaben der EBE für den Bau eines solche Wertstoffhofes an der Emscherstraße in Altenessen hat eine überraschende Wendung genommen.
„Der Recyclinghof der EBE ist damit tot“
Der für Stadtplanungsfragen zuständige Fachausschuss des Stadtrates erließ für das gesamte Areal eine sogenannte Veränderungssperre. Gewerbeansiedlungen jeglicher Art wären damit nicht mehr möglich. Der Beschluss in der Sitzung am Donnerstag fiel einstimmig. „Der Recyclinghof der EBE ist damit tot“, hieß es aus Teilnehmerkreisen.
Hintergrund: Nicht nur die Entsorgungsbetriebe Essen haben an der Emscherstraße Großes vor, sondern auch ein dort bereits ansässiges Recyclingunternehmen, das sich auf die Entsorgung von Altautos spezialisiert hat. Dieses wollte die Pläne der EBE augenscheinlich dafür nutzen, um seinen Betrieb durch die Hintertür zu erweitern.
Diesen Eindruck haben zumindest Mitglieder des Planungsausschusses gewonnen, nachdem beim städtischen Planungsamt eine Bauvoranfrage des Unternehmens für eine Anlage zur Verwertung von Altautos eingegangen war. Bis zu 600 Fahrzeuge pro Tag sollen dort verarbeitet werden, heißt es. Der Planungsausschuss schob diesen Plänen mit dem Beschluss für eine Veränderungssperre einen Riegel vor, auch die Bezirksvertretung VI erhob in ihrer Sitzung am Freitag keine Bedenken. Der Rat muss noch zustimmen.
Mit Inkrafttreten der Veränderungssperre genießen bereits vorhandene Betriebe Bestandsschutz, neue Betriebe dürfen sich in den folgenden zwei Jahren aber nicht ansiedeln. Alles weitere muss die Stadt Essen über einen Bebauungsplan regeln, den es aufzustellen gilt.
Die Politik lehnt eine Erweiterung der Autoverwertung an der Emscherstraße ab
Sollte die Stadt den Recyclinghof der Entsorgungsbetriebe Essen per Bebauungsplan zulassen, könnte sie dem privaten Verwertungsbetrieb eine Anlage zur Verarbeitung von Schrottautos kaum verweigern. Denn beides sind nach Einschätzung der Planungsverwaltung Anlagen zur Abfallbehandlung.
„Abfall ist Abfall“, sagt Martin Schlauch, SPD-Ratsherr aus Altenessen. Die Autoverwertung sei mit der Politik aber nicht zu machen. „Wir sind nicht gegen den Recyclinghof der EBE, aber wenn das die Konsequenz ist, ziehen wir lieber jetzt einen Schlussstrich“, sagte Schlauch im Gespräch mit der Redaktion. Erwünscht sei vielmehr „eine vernünftige Gewerbeentwicklung im Essener Norden“.
Anwohner fürchten, die Verkehrsbelastung in Altenessen-Nord könnte weiter steigen
Anwohnerinnen und Anwohner der Emscherstraße dürften erleichtert sein. Mussten sie doch damit rechnen, dass die Verkehrsbelastung vor ihren Haustüren deutlich steigen wird, sollten die Entsorgungsbetriebe Essen ihre Pläne für einen neuen Wertstoff in die Tat umsetzen. Die EBE rechnete mit 1100 Pkw täglich, die den Recyclinghof ansteuern dürften.
Die Geschäftsführung des städtisch beherrschten Entsorgers hatte der Politik bereits Planungen vorgelegt, wie dieser Verkehr auf dem 14.500 Quadratmeter großen Gelände abgewickelt werden sollte. Diese Planungen wären nun etwas fürs Altpapier.
Die EBE steht damit vor einem Dilemma. Der neue Wertstoffhof an der Emscherstraße sollte den Recyclinghof an der Lierfeldstraße ersetzen. Dieser wurde 1989 als Vorzeigehof eröffnet, gilt aber längst als zu klein. 2024 läuft der Mietvertrag aus.
Versiegeltes Grundstück
Das Gelände an der Emscherstraße erscheint den Entsorgungsbetrieben auch deshalb als geeignet für einen Recyclinghof, weil der Untergrund wegen der Belastung durch Schadstoffe bereits versiegelt ist. Die Stadt Essen hatte das Areal auch für eine Wohnbebauung ausgeguckt, allerdings dürfte der Aufwand erheblich sein. Zudem wolle der Eigentümer sein Grundstück nicht verkaufen, heißt es. Die EBE hätte das Gelände gepachtet.
Die Zeit drängt, die Entsorgungsbetriebe müssen möglichst schnell Ersatz finden. Möglicherweise greifen sie zurück auf Pläne für einen Recyclinghof neben dem zentralen Betriebshof an der Pferdebahnstraße. Für einen solchen waren Planungen und Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung Düsseldorf bereits weit fortgeschritten – bis es vonseiten der EBE hieß, das Grundstück sei mit 7000 Quadratmeter ebenfalls nicht groß genug und die Geschäftsführung als Alternative die Emscherstraße aus dem Hut zauberte. Dort dürften das Vorhaben nun wieder verschwinden.
Ulrich Husemann, städtischer Geschäftsführer der Entsorgungsbetriebe, mag das noch nicht glauben. In der kommenden Woche wolle die EBE in einem Gespräch mit Vertretern der Planungsverwaltung klären, „ob wir unsere Pläne für die Emscherstraße tatsächlich einstampfen müssen“, so Husemann.