Essen-Rüttenscheid. Die Buchhandlung „Leselust“ eröffnet in Rüttenscheid ihre dritte Essener Filiale. Hier gibt es neben Lesestoff auch Wein. Das ist das Konzept.
Annette Kammann liebt Bücher. Und das schon immer. Vor 21 Jahren hat sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und sich mit der Buchhandlung „Leselust“ in Stadtwald selbstständig gemacht. Neben einer zweiten Filiale in Haarzopf eröffnet sie am Samstag (21.5.) nun ihren dritten Standort in Rüttenscheid. Die Besonderheit: In ihrem Laden verkauft sie nicht nur Bücher, sondern auch eine Auswahl an Weinen.
Für Kammann ist es ein bisschen wie nach Hause kommen. Sie ist in Rüttenscheid zur Schule gegangen, hat über die Jahre immer wieder dort gelebt und sich schon länger gewünscht, eine Filiale dort zu eröffnen. Mit den Räumlichkeiten an der Rüttenscheider Straße 208 hat sie nun den für sie idealen Standort gefunden. Dort befand sich zuvor das Wäsche- und Parfümgeschäft Lilo Kalthoff, das in diesem Jahr nach über 50 Jahren geschlossen hat.
Inhaberin kellnerte früher im Rüttenscheider Weinlokal „Chat Noir“
Wo früher Damenwäsche und Parfüm-Flacons über den Ladentisch gingen, verkauft Kammann nun also Belletristik, Sachliteratur, Kinderbücher – und Wein. Die Idee sei ihr vor etwa zwölf Jahren in der Filiale in Stadtwald gekommen, berichtet die Buchhändlerin: „Ich habe damals angefangen, Veranstaltungen mit Weinverköstigungen zu organisieren. Das kam super an.“ Ziemlich oft hätten die Gäste danach wissen wollen, wo sie den verkosteten Wein herbekommen können. Und weil sie in ihrer Studienzeit im Weinrestaurant „Chat Noir“ gekellnert habe, sei da ohnehin eine gewisse Grundaffinität vorhanden.
Heute, sagt Kammann, gingen Kundinnen und Kunden nicht selten ohne ein Buch, dafür aber mit einer Kiste ihres Lieblingsweines aus ihren Filialen. Ihr Weinangebot bezieht die Buchhändlerin von einem Großhändler. Zur Produktpalette gehören Rotwein, Weißwein, Rosé, Prosecco und Sekt, darunter zum Beispiel die Klassiker Riesling, Grauburgunder oder Côtes du Rhône. Es gibt ausschließlich Bio-Weine aus Europa. „Unter Nachhaltigkeitsaspekten fände ich es nicht gut, Wein aus Australien oder Südafrika zu importieren“, sagt Kammann.
Essener Buchhändlerin: „Man muss in diesem Geschäft immer mit der Zeit gehen“
Die Buchhändlerin betrachtet ihr Konzept nicht direkt als Weg, um sich im stationären Einzelhandel behaupten zu können. Dennoch betont sie: „Man muss in diesem Geschäft immer mit der Zeit gehen und neue Ideen haben.“ So gibt es zum Beispiel einen „Leselust“-Online-Shop, der es ermöglicht, Bücher in die Filiale zu bestellen. Ordert man bis 18.30 Uhr, so das Versprechen, sollen sie schon am nächsten Tag abholbereit sein. In der Corona-Zeit haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch mit dem Fahrrad Bücher ausgeliefert. So habe sie es durch die Pandemie geschafft, sagt Kammann. „Das Interesse und die Freude an Büchern war auch in dieser Zeit definitiv da.“
Veranstaltungsangebot steht noch nicht
Die neue „Leselust“-Filiale ist montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Ob und in welcher Form es in Rüttenscheid Veranstaltungen wie in den anderen Filialen (zum Beispiel Buchvorstellungen mit Weinverköstigung) geben wird, ist noch nicht klar. Inhaberin Annette Kammann will erst einmal schauen, wie das Interesse dafür ist.
Obwohl der Ukraine-Krieg die Kaufstimmung gerade extrem drücke, glaubt Kammann weiterhin an das Potenzial des Einzelhandels vor Ort. Ihr Erfolgsrezept sei es, den Kundinnen und Kunden einen Ort zum Wohlfühlen zu geben und ihnen eine ausführliche Beratung zu bieten. Das könne auch heißen, ihnen erstmal einen Kaffee anzureichen. „Ein Vorteil ist, dass meine Mitarbeiterinnen sehr viel lesen und viele Bücher inhaltlich kennen“, so Kammann.
Für sie selbst – ursprünglich studierte Pädagogin – mache die Auseinandersetzung mit vielen verschiedenen Themenbereichen und Inhalten den Reiz ihres Jobs aus: „Junge Menschen um die 30 interessieren sich zum Beispiel für ganz andere Bücher als Ältere. Durch die Gespräche mit den Kunden lerne ich immer wieder etwas Neues.“ Ihre Erfahrung ist übrigens nicht, dass Jüngere nur noch auf dem E-Reader lesen wollen. „Die, die sehr leseaffin sind, schätzen den Geruch des Buches und möchten die Seiten umblättern“, sagt Kammann.