Essen. Die Schwimmschule Helf ist eine Essener Institution. Generationen lernten hier schwimmen. Nach 43 Jahren geht Heiner Helf in den Ruhestand.
Bei ihm haben Generationen von Essenerinnen und Essenern gelernt, sich über Wasser zu halten. Mitte Juli ist Schluss, nach fast 43 Jahren. Dann schließt Heiner Helf seine Schwimmschule an der Kreuzeskirchstraße in der nördlichen Innenstadt.
Heiner Hilf wäre eigentlich der treffendere Name. Denn Heiner Helf weiß, wie es geht. „15.000 Kindern habe ich über die Jahre das Schwimmen beigebracht“, erzählt er. Sein Erfolgsrezept? „Man muss jedes Kind dort abholen, wo es steht.“
Heiner Helf hat ein verblüffendes Gedächtnis: „Ich kenne alle Kinder beim Namen.“
Lernen nach Schema F, das gab es nie bei Heiner Helf. Dass er über eine natürliche Autorität verfügt, dürfte ihm in all den Jahren geholfen haben wie sein verblüffendes Gedächtnis. „Ich habe aktuell knapp 300 Kinder, kenne jedes beim Namen und weiß, wie weit es ist.“ Nach einer kurzen Pause zwischen zwei Unterrichtsstunden, in der sich Heiner Helf eine Tasse gönnt, heißt es dann stets mit leiser und sonorer Stimme: „Kinder, wir gehen schwimmen.“
Zur eigenen Schwimmschule kam Heiner Helf eher durch Zufall. Anfang der 1970er Jahre hatte er Sport und Musik auf Lehramt studiert. „Im Nachhinein war ich froh, dass ich nicht in den Schuldienst eingetreten bin“, sagt Helf. „Ich bin ein Mensch, der gerne unabhängig und selbstständig arbeitet.“
An der Kreuzeskirchstraße fing er als Aushilfsschwimmlehrer an. „Ja, die Schwimmschule gab’s da schon“, erzählt Helf. Ursprünglich sei es ein privates Schwimmbad gewesen, das sich der Hausbesitzer im Keller hatte einbauen lassen.
Ohne Corona-Pandemie hätte Heiner Helf wohl weitergemacht
Heiner Helf wurde sein eigener Chef. „Ende der Siebzigerjahre war plötzlich Babyschwimmen in.“ Seine Schwimmschule florierte. „Irgendwann musste ich in der Tageszeitung keine Anzeigen mehr schalten, um mich bekannt zu machen.“ Mundpropaganda erledigte das von ganz allein. Als nach Jahren irgendwann seine ersten Schüler wiederkamen mit ihren eigenen Kindern, damit Heiner Helf auch ihnen das Schwimmen beibringt, das sei schon ein komisches Gefühl gewesen: Wie schnell doch die Zeit vergeht.
Im Mai ist Heiner Helf 70 Jahre alt geworden. Er hätte wohl noch weitergemacht, sagt er selbst. Ja, wenn die Corona-Pandemie nicht gewesen wäre. Innerhalb von zwei Jahren habe er seine Schule fünf oder sechs Mal zu- und wieder aufmachen müssen. Das kostete Geld und auch Nerven.
Für die Filmproduktion fällt die Klappe
So wird das Schild über dem Hauseingang bald verschwinden. „Schwimmschule Filmproduktion“ steht darauf zu lesen. Eine ungewöhnliche Kombination. „Ich war immer Hobbyfilmer“, erzählt Heiner Helf. Ein Film übers Schwimmen lernen, gedreht im Super-8-Format, ist so entstanden wie diverse Dokumentationen. Nun fällt die Klappe.
Was hat er gelernt in all den Jahren? Dass Kinder die Welt mit ihren eigenen Augen sehen und die Welt um sich herum sehr genau wahrnehmen. Und sei es nur ein neues Spielzeug am Beckenrand, berichtet Helf.
Eine Schwimmschule soll es auch in Zukunft geben
Und was hat sich verändert im Vergleich zu damals? Heiner Helf bestätigt, was Kinderärzte berichten: „Kinder waren vor 40 Jahren motorisch weiter entwickelt als heute.“
Wer auch immer sein Nachfolger sein wird, muss damit umgehen. Eine Schwimmschule werde es auch in Zukunft geben an der Kreuzeskirchstraße/Ecke Viehofer Straße, dann unter anderem Namen. Der Hausbesitzer wolle das Schwimmbad modernisieren. „Kinder, wir gehen schwimmen“ – das ruft dann ein anderer.