Essen-Kettwig. Ländliche Idylle plus Ruhrpott-Charme: Das gibt es auf dem Springberg in Essen-Kettwig. Wie es ist, dort auf einem Hof zu wohnen.
Vogelgezwitscher, sattgelber Löwenzahn und Pferdekoppeln begleiten den Weg zum Hof von Familie Siekerkotte – und ab und an das Rauschen der A 52. Der Bauernhof liegt auf dem Springberg in Kettwig. Von hier haben Iris Tübben-Siekerkotte und Martin Siekerkotte einen Weitblick über das Ruhrgebiet, der oft Hobbyfotografen anzieht. „Wir haben hier traumhaft schöne Sonnenuntergänge“, sagt Tübben-Siekerkotte. „Und wenn der Wind durch die Gerste geht, ist es wie am Meer.“
Je nachdem wo auf dem Grundstück man steht, sind Essen, Duisburg, Düsseldorf, Oberhausen oder die Ruhrtalbrücke der A 52 zu sehen. Auch den Flughafen Essen/Mülheim können sie sehen. Früher konnten sie so Luftschiff Theo von zuhause mit einer Tasse Kaffee in der Hand beim Abheben beobachten. „An schönen Tagen kann man in Mülheim die Fenster zählen“, sagt Tübben-Siekerkotte. „Und zu Silvester ist der Ausblick gigantisch.“
Hof von Familie Siekerkotte in Essen-Kettwig ist heute auch eine Pferdepension
Kein Wunder also, dass es die 52-Jährige hier nie wirklich weggezogen hat. Ihre Ururgroßeltern hatten den Hof 1860 übernommen, in der Ahnengalerie im Wohnzimmer sind sie zu sehen. Seit ihrer Zeit hat sich das Leben auf dem Hof allerdings stark verändert. Einst war der Hof ein klassischer Landwirtschaftsbetrieb mit Viehhaltung und Äckern. Mit den Jahren und der sich wandelnden Landwirtschaft musste sich die Familie immer stärker spezialisieren. „Mein Vater hatte erst Milchkühe und hat in den 70ern dann auf Mastrinder umgestellt“, sagt Tübben-Siekerkotte. Mittlerweile bewirtschaften sie und ihr Mann den Hof, der heute auch eine Pferdepension ist. Etwa 20 Reitpferde sind hier untergebracht. Hauptzweig des landwirtschaftlichen Betriebs ist der Ackerbau.
Nicht nur die Tierhaltung, auch das Wohnen auf dem Hof ist heute anders. „In vielen landwirtschaftlichen Familien hat sich das Zusammenleben geändert“, sagt Tübben-Siekerkotte. Während in den großzügigen Gebäuden früher auch Bedienstete und entferntere Verwandte lebten und auch sie selbst noch Zeiten kennt, in denen zehn Menschen im Haupthaus lebten, sind Teile des Hofs mittlerweile zu Mietwohnungen geworden.
Blick in die Wohnzimmer der anderen: So wohnt Essen
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Im alten Haupthaus, dem Elternhaus von Tübben-Siekerkotte, lebt sie aktuell mit ihrem Mann und ihrer 20-jährigen Tochter. Platz für einen eigenen Wohnbereich hat die Studentin hier reichlich. Die 22-jährige Tochter ist bereits ausgezogen und studiert aktuell Landwirtschaft. Die Großeltern wohnen in einem zweiten Haus auf dem Grundstück.
Sie haben die Diskussionen um den Bau der A 52 und der Ruhrtalbrücke in den 60er Jahren noch mitbekommen. Heute gehört das mal leisere und mal lautere Rauschen des Verkehrs zum Leben auf dem Springberg dazu. „Wir hören sie je nach Witterung“, sagt Martin Siekerkotte, der aus Mülheim-Menden stammt. „Ich habe mich daran gewöhnt.“ Und die Familie profitiert auch von der guten Anbindung, die für ländliches Wohnen ungewöhnlich ist. Wenn er dann doch mal eine Abwechslung zur Idylle in Kettwig brauche, sei er schnell weg, sagt Siekerkotte und lacht: „Mit Handgepäck habe ich es mal in dreieinhalb Stunden bis zur Finca auf Mallorca geschafft.“ Etwas länger dauert es in der Regel zwar schon, aber der Flughafen Düsseldorf ist nah.
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