Essen-Holsterhausen/Frohnhausen. Die dreijährige Ava ist schwer krank. Ihre Familie sucht deshalb ein neues Zuhause nahe der Kinderklinik in Essen. Warum das schwierig ist.
Die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt wird für Familie Lombardi zur echten Belastungsprobe. Die Gütersloher suchen ein passendes Zuhause in Essen, denn hier wird die dreijährige Tochter Ava behandelt. Die Jüngste der drei Kinder kam mit einer schweren und seltenen Atemwegserkrankung zur Welt.
„Wir wollen die Nähe zur Uniklinik“, sagt Mutter Katharina Lombardi. Denn seit Avas Geburt gab es immer wieder Notfälle. Durch eine angeborene Erweichung von Kehlkopf und Luftröhre bekommt sie schlecht Luft. „Nach der Geburt ist sie nachts oft blau angelaufen und wir mussten sie mehrfach reanimieren“, sagt Lombardi. Seitdem haben Ava und ihre Mutter bereits viele Wochen in Kliniken verbracht, denn die Ärztinnen und Ärzte sind weiter auf der Suche nach weiteren Gründen für Avas Atemwegsprobleme. Am besten aufgehoben fühlt sich die Familie dabei in der Essener Uniklinik.
Ava muss häufig in die Essener Uniklinik
Zur Suche nach den Ursachen für Avas Erkrankung kommen häufige Infekte hinzu, gerade in der Winterzeit. Wenn bei anderen Kindern Taschentuch und Tee gefragt sind, kann es für Ava schnell kritisch werden und sie muss wieder in die Klinik. Trotz aller Vorsicht hat sich die Familie im vergangenen Winter auch mit dem Coronavirus infiziert, was Avas Lunge zusätzlich geschwächt hat. „Unsere Tochter hat eine Lungenfunktion von nur 50 Prozent“, erklärt Lombardi. Nachts wird Ava von einem Gerät überwacht, das Alarm schlägt, wenn die Sauerstoffsättigung im Blut zu niedrig ist. Dann muss sie beatmet werden.
Tagsüber ist Ava ein aufgewecktes und freundliches Mädchen, dem man die Erkrankung auf den ersten Blick nicht anmerkt. Sie besucht auch den Kindergarten, wenn es ihr Zustand zulässt. Doch ihre Behandlung hat das Leben der gesamten Familie verändert. „Wir sind schon 2019 für die Behandlung in der Uniklinik nach Essen gezogen“, sagt Lombardi. Auf eine erste Mietwohnung in Holsterhausen folgte eine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in Frohnhausen, die Familie Lombardi damals kaufte. Doch schon 2021 verkauften sie wieder und kauften ein Haus auf dem Land bei Gütersloh, das sie kernsanierten.
Die älteste Tochter Mia wurde in Ostwestfalen eingeschult und die Familie plante, Avas Behandlung ebenfalls dort fortzusetzen – in der Heimat, in der es weitere Familienmitglieder gibt. Avas Zustand machte aber bald wieder eine Aufnahme in die Kinderklinik in Essen notwendig. Deshalb wohnt die Familie aktuell in einer zu kleinen Mietwohnung in Frohnhausen. Die ältere Schwester Mia geht hier jetzt in die erste Klasse der Elisabethschule, in die auch der Sechsjährige Jona im Sommer folgen wird. Er besucht derzeit genau wie Ava die „Kita am bunten Grün“ des Mehrgenerationenhauses in Frohnhausen.
Familie Lombardi sucht ein Haus in Frohnhausen oder Holsterhausen
Um den Kindern weitere Wechsel zu ersparen, wollen die Lombardis jetzt längerfristig in Essen bleiben, am liebsten würden sie in Holsterhausen nahe der Uniklinik oder eben in Frohnhausen in der Nähe von Grundschule und Kita wohnen. Die derzeitige Wohnung hat nur ein Schlafzimmer, was die Nächte für alle unruhig macht. Das sanierte Haus in Ostwestfalen will die Familie wieder verkaufen, Kapital für einen erneuten Kauf in Essen hätten Katharina und Emanuele Lombardi daher. Doch die Krankenschwester und der Drucker haben erleben müssen, dass es alleine darauf nicht ankommt.
Die Konkurrenz auf dem Immobilienmarkt ist groß. „Bei Besichtigungen gibt es oft bis zu 100 Interessenten, da hat man kaum eine Chance“, sagt Katharina Lombardi. Alle großen Wohnungsanbieter habe sie kontaktiert, auf der Margarethenhöhe steht die Familie auf der Warteliste. „Wir haben auch schon Flyer verteilt und waren bei Zwangsversteigerungen, aber die Preise sind oft völlig unrealistisch oder Häuser gehen unter der Hand weg.“
Neben dem angespannten Markt und der Beschränkung auf Holsterhausen und Frohnhausen sei die Suche auch dadurch erschwert, dass häufig Paare ohne Kinder bevorzugt würden und dass es in der Gegend eher Zwei-Zimmer-Wohnungen gebe, die für die Lombardis zu klein sind. Außerdem sollte die Wohnung wegen Avas Lungenschwäche im Erdgeschoss oder maximal im ersten Stock liegen.
Idee für ein neues Mehrgenerationenhaus in Essen
Verzweifeln oder aufgeben kommt für Katharina Lombardi nicht in Frage. Trotz der Mehrfachbelastung sammeln sie und ihr Mann ihre Kräfte und haben sogar eine viel größere Idee entwickelt: Sie würden nun auch ein Mehrfamilienhaus kaufen, um dort ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt zu starten. Einige Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben sie bereits gefunden, noch fehlt auch dazu die passende Immobilie. Aber die Hoffnung besteht, dass die schneller in Aussicht ist und die Familie sich mit älteren Menschen und Studierenden vernetzen kann. Babysitten oder Nachhilfe für einen Einkauf im Gegenzug – davon würden dann alle Parteien profitieren, wenn es nach den Lombardis geht.