Essen-Steele. Mittelpunkt in Steele: Das war der Grendplatz mit Bürger- und Geschäftshäusern, Verwaltungsbauten, Straßenbahnlinien – wie sich der Ort wandelte.
Einst lagen hier Dampfmühle und Dampfbäckerei, im 19. Jahrhundert folgte die Umgestaltung, bis heute gehört er mit seinen Geschäften zum Steeler Zentrum: der Grendplatz. Seit Jahrhunderten ist er ein Mittelpunkt der früheren Stadt und des heutigen Essener Stadtteils. So haben es Mitglieder des Steeler Archivs beschrieben und seine Historie jetzt auch auf einer Denkmaltafel festgehalten.
So manche Straßenbahnlinie fuhr hier, Amtsgericht und Post waren oder sind hier angesiedelt und das Wahrzeichen von Steele, die Mariensäule, bestimmt noch heute die Gestaltung des Platzes“, so steht es auf der 25. Geschichts- und Denkmaltafel, die Mitglieder des Steeler Archivs am Donnerstag, 28. April, präsentieren werden. Damit setzen sie ihre Tradition fort und möchten über die Historie einzelner Gebäude oder Ereignisse der Steeler Geschichte informieren.
Zahlreiche Fotos zeugen vom regen Treiben auf dem Grendplatz
Was den Grendplatz stets ausmachte, formuliert das Archiv wie folgt: Seine Bürger- und Geschäftshäuser, Verwaltungsgebäude, Denkmäler und der zentrale Straßenbahn-Haltepunkt kennzeichneten ihn als modernen städtischen Platz der bis 1929 selbstständigen Stadt. Zahlreiche Fotos zeugen vom regen Treiben, von Passanten, die einkaufen oder zum großen Flohmarkt gekommen sind.
Das Archiv verwahrt diese Anblicke, darunter Ansichten, an die mancher sich erinnern wird. Denn sie stammen aus den 1970er oder 1980er Jahren, darunter ist ein Bild von 1981, das das Eisenwaren- und Bastelbedarf-Geschäft zeigt, seinerzeit war es das älteste Geschäft am Platz. Es war auch das Wohnhaus des Eisenwarenhändlers Victor Steimer – das Geschäft blieb bis 1989, heute ist dort der Rewe-Supermarkt.
Grendbach verlief quer über den Platz und war Keimzelle für Seuchen und Krankheiten
„Ursprünglich lag der heutige Platz vor der Stadtmauer von Steele und gehörte so zum Stift Rellinghausen. Der Grendbach verlief quer über den Platz und war einerseits Wasserquelle für Mensch und Tier, andererseits aber auch Keimzelle für Seuchen und Krankheiten bis zu seiner Verrohrung Ende des 19. Jahrhunderts“, auch das zählt zur Geschichte wie der Ursprung des Namens. Denn Grend sei die Bezeichnung eines alten Gemeindegrundstücks, 1410 in einer Urkunde erwähnt: ein Wiesengelände, später eine Weide.
Übergabe der Denkmaltafel an der Mariensäule
Die Übergabe der Geschichts- und Denkmaltafel zum Grendplatz findet am Donnerstag, 28. April, 16 Uhr statt. Treffpunkt ist an der Mariensäule. Diese ist ein Wahrzeichen Steeles, sie wurde 1889 nach Plänen des Kölner Diözesanbaumeisters Franz Schmitz vom Steeler Steinmetz-Betrieb Bertram Peters errichtet.
„Die Säule zeigt neben der bekrönenden Marienfigur die drei Heiligenfiguren Laurentius (Richtung Hansastraße), Bonifatius (Südseite) und Elisabeth von Thüringen. 1979 wurde die Säule an ihren heutigen Standort versetzt, vorher stand sie 90 Jahre lang an der Westseite des Platzes auf der heutigen Grünanlage“, heißt es auf der Tafel dazu.
Ein weiterer Termin des Steeler Archivs steht am Samstag, 14. Mai, 15.30 Uhr, an: Denn geht es beim anderthalbstündigen Rundgang mit Andrea Mersch um sprudelnde Wasser in der Steeler City. Treffpunkt: Dreiringplatz, vor der Kaskade. Der Weg führt zum Dreiring- und Kaiser-Otto-Platz.
Die Gestaltung des Platzes, wie er heute noch ist, datieren die Stadtteilhistoriker ins letzten Quartal des 19. Jahrhunderts: „Im Laufe weniger Jahre war ein Großteil der repräsentativen Bebauung abgeschlossen und die damals selbstständige Stadt Steele schuf sich somit ein modernes städtisches Zentrum.“ Zu diesem gehört seine Bebauung, die bis auf den Neubau eines Hauses in ihrer Substanz fast vollständig erhalten blieb.
So gibt es heute noch viele historische Häuserfassaden und auf der Denkmaltafel einen Blick zurück auf die Geschäftshäuser an der Nordseite zwischen Hansastraße und alter Rektoratsschule. Diese wurde 1877 errichtet, ab 1904 war hier das Steeler Rathaus, nun befindet sich dort das Kulturzentrum Grend.
1950 wurde schließlich der Kaiser-Otto-Platz als zentraler Haltepunkt eingerichtet
Mit Blick auf den Verkehr hat sich ebenfalls etwas getan auf dem Platz, der seit Ende des 19. Jahrhunderts zentraler Haltepunkt für den Straßenbahn- und Busverkehr gewesen ist. Die Bahnen von Gelsenkirchen nach Steele Hbf, bis Frohnhausen, zum Stadtwaldplatz und nach Kupferdreh steuerten auch den Grendplatz an. 1950 wurde schließlich der Kaiser-Otto-Platz als zentraler Haltepunkt eingerichtet.
Und dann gibt es noch Wechsel in weiteren Häusern, denn wo einst die Sparkasse (Haus Flensberg) und dann die Fast-Food-Kette McDonalds waren, befindet sich heute eine Spielhalle und wo die Post bis 1999 Briefe stempelte, werden heute Urteile gesprochen. Das Amtsgericht ist in die Räume eingezogen.
Grendplatz war bis in die 1950er Jahre der Mittelpunkt Steeles
Das Hotel zur Post, das Gebäude der Ortskrankenkasse und das Eckhaus mit dem großen Bekleidungsgeschäft des (jüdischen) Kaufmanns Heymann wurden Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. „Das Geschäft wurde 1920 von Julius Rath übernommen, später befand sich die bekannte Fischhalle in dem Gebäude“, haben die Ortshistoriker zu dem Haus geschrieben, in dem sich inzwischen die Großbäckerei Döbbe befindet.
Mitten auf dem Platz habe zudem von 1892 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs das Denkmal für Kaiser Friedrich III. gestanden – auf dem Platz, der selbst dann noch bis in die 1950er Jahre der Mittelpunkt Steeles gewesen ist.