Essen. Immer weniger Nachfrage: Zum dritten Mal innerhalb von drei Wochen kürzt die Stadt Essen ihr Impfangebot. Warum man es nicht ganz einstellt.

Es lassen sich kaum noch Menschen in Essen gegen das Coronavirus impfen. Gerade einmal 306 Impfungen sind an den städtischen Impfstellen in der vergangenen Woche durchgeführt worden. Das sah vor wenigen Monaten noch deutlich anders aus. In der letzten Januarwoche waren es insgesamt 3737 Impfungen von städtischer Seite – davon 384 Erstimpfungen. Mittlerweile liegt selbst die Gesamtzahl unter diesem Wert. Zuletzt musste Impfstoff sogar vernichtet werden: zwölf Vials von Biontech in den letzten vier Wochen.

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Im Rathaus hat man diese Entwicklung registriert und reagiert: Die Stadt Essen kürzt zum dritten Mal innerhalb von drei Wochen ihr eigenes Impfangebot. Nur noch diesen Monat können sich Bürgerinnen und Bürger im „Lighthouse“ – einer ehemaligen Kirche im Stadtteil Frohnhausen – impfen lassen (29. April). Ab Mai fällt dieses Angebot ganz weg; andere bestehende Angebote werden in ihren Öffnungszeiten weiter eingeschränkt (siehe unten). Werden sie bald ganz der Vergangenheit angehören?

Corona in Essen: Fallen städtische Impfangebote ganz weg?

„Nein“, sagt der Leiter der Essener Covid-Impfeinheit, Jörg Spors. „Wir werden kleine Angebote offen halten – so lange die Gefahr besteht, dass es zu einer gefährlichen Virusvariante kommt.“ Aktuell nicht mehr gebrauchte Materialien würden eingelagert, damit man im Fall der Fälle möglichst schnell wieder hochfahren könne. „Die Inzidenz geht im Moment nach unten, es ist schönes Wetter und es herrscht gute Laune, die Pandemie ist aber noch nicht vorbei. Wir werden weiterhin wachsam sein.“

Handlungsbedarf sieht man bei der Stadt aktuell beim Thema Drittimpfungen. „Wir wollen uns auf das Thema Boostern fokussieren, weil da die Impflücke noch relativ hoch ist“, teilt Stadtsprecherin Jasmin Trilling mit.

  • Stand 19. April 2022:
  • Quote Erstimpfungen: 77,9 %
  • Quote Zweitimpfungen: 74,9 %
  • Quote Drittimpfungen: 56,8 %

Jörg Spors glaubt, dass viele Zweitgeimpfte mittlerweile eine Corona-Infektion mit mildem Verlauf hatten und zu sich und andern sagten: „Das war gar nicht so schlimm.“ Damit man auch diese zu einer Drittimpfung bewegen kann, versucht man etwa in den Sozialen Netzwerken darauf hinzuweisen. „Deine Möbel frischt du doch auch auf – jetzt boostern lassen“ steht da etwa auf dem Foto eines Gartenstuhls aus Holz, der mit Politur versehen wird. Was mit einem „Augenzwinkern“ gemeint ist, wie es aus dem Rathaus heißt, scheint bei vielen im Internet aber nicht gut anzukommen, wie ein Blick in die Kommentarspalten zeigt.

Corona in Essen: Wer lässt sich aktuell impfen?

Aber wer sind denn die Menschen, die aktuell zum Impfen kommen? Da seien laut Jörg Spors tatsächlich etliche, die im Pflegebereich arbeiten und auf die einrichtungsbezogene Impfpflicht reagierten. „Diese Impfungen sind oft zeitaufwendig, es ist kein Abarbeiten mehr“, sagt er. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich vor Impfstellen der Stadt lange Schlange bildeten und man in kurzer Zeit viele Menschen impfen konnte. Spors berichtet von Beratungsgesprächen, die aktuell gut und gerne „30 bis 45 Minuten“ dauern würden.

Geflüchtete Menschen aus der Ukraine würden auch geimpft, etwa bei einer Sonderimpfaktion auf Zollverein oder direkt in Gemeinschaftseinrichtungen. „Viele gelten rechtlich als ungeimpft“, berichtet Spors im Hinblick auf in Deutschland nicht zugelassene Impfstoffe. Zudem seien etliche nicht geimpft und würden etwa bei ihrer Anmeldung in der zentralen Koordinierungsstelle in Borbeck auf Impfangebote der Stadt hingewiesen.

Corona in Essen: Aktuell gibt es noch fünf „temporäre, stationäre Impfstellen“

Aktuell gibt es noch vier so genannter „temporärer, stationären Impfstellen“ (TSI), die die Stadt betreibt. Mit dem „Lighthouse“ in der ehemalige Kirche St. Mariä Geburt hat eine davon letztmalig am 29. April geöffnet. In Werden soll im Kardinal-Hengsbach-Haus im Mai nur noch alle zwei Wochen eine Impfsprechstunde angeboten werden.

Die ehemalige Kirche St. Mariä Geburt in Frohnhausen heißt seit über zehn Jahren „Lighthouse“ und ist offen für Veranstaltungen aller Art. Die Stadt gibt ihr Impf-Angebot im „Lighthouse“ Ende April auf.
Die ehemalige Kirche St. Mariä Geburt in Frohnhausen heißt seit über zehn Jahren „Lighthouse“ und ist offen für Veranstaltungen aller Art. Die Stadt gibt ihr Impf-Angebot im „Lighthouse“ Ende April auf. © WAZ FotoPool | Walter Buchholz

Außerdem beendet die AOK (Friedrich-Ebert-Straße, nördliche Innenstadt) ihr regelmäßiges Impfangebot, das sie in Kooperation mit der Stadt seit Ende November betreibt – einer Zeit, in der man Schlange stand für den Booster.

>>> INFO: Städtische Impfangebote in der kommenden Woche

Impfungen für alle Bürgerinnen und Bürger ab 12 Jahren – Erst-, Zweit-Impfungen und Booster:

  • Donnerstag, 28. April, 13 bis 14 Uhr: Werden, Kardinal-Hengsbach-Haus, Dahler Höhe 29
  • Freitag, 29. April, 16 bis 19 Uhr: Frohnhausen, Lighthouse Essen, Liebigstraße 1
  • Samstag, 30. April, 12 bis 16 Uhr: Altenessen-Nord, Verwaltungsgebäude Marienhospital, Johanniskirchstraße 27
  • Samstag, 30. April, 12 bis 16 Uhr: Innenstadt, Theaterpassage, Rathenaustraße 2

Für die Impfstellen in Altenessen, Werden und Frohnhausen sind Terminvereinbarungen möglich, aber nicht notwendig. Der sogenannte Totimpfstoff Novavax wird in der Theaterpassage verimpft; allerdings nur für Menschen ab 18 Jahren.

Weitere Informationen der Stadt unter: http://www.essen.de/coronavirus_impfen