Essen. Uraufführung in Essen: Thomas Gabriel und Eugen Eckert präsentieren eine neue Fassung der Matthäus-Passion. Auch eine Band ist mit auf der Bühne.
Gingen nach der RTL-Produktion „Die Passion“ die Meinungen der Zuschauer auseinander, wurde nur zwei Tage später die Uraufführung der Passion „Christi Kreuz vor Augen“ in der Hohen Domkirche mit einhelliger Begeisterung aufgenommen.
Für den aus Essen stammenden Kirchenmusiker Thomas Gabriel und Pfarrer Eugen Eckert als Librettist ist es bereits das achte gemeinsame Oratorium, das nach zweijähriger, coronabedingter Wartezeit jetzt unter der Leitung von Domkapellmeister Steffen Schreyer aus der Taufe gehoben werden konnte. Basierend auf dem Bibeltext ist es doch keineswegs eine „moderne“ Fassung von Bachs Matthäus-Passion, sondern eine eigene, knapp zweistündige Kreation im Stile des Neuen Geistlichen Liedes und des Musicals.
Denn Gabriel, der selbst am Flügel saß, pflegt eine eingängige Tonsprache auf vertraut tonalem Boden mit zupackender Melodik und vitalem, Synkopen gewürztem Drive, webt dabei aber einen recht einheitlichen Klangteppich aus klassischem Ensemble (Orchester Main Philharmonie, Essener Philharmoniker) und Band samt Xylophon, Röhrenglocken und Percussion.
Ein Novum: Tabea Nolte übernimmt den Part der Evangelistin
Der Essener Domchor erwies sich als die tragende Säule der Aufführung: lebendig und steigerungsfähig in den Turbachören, ausdrucksstark in den (bis zu Paul Gerhardt zurückgreifenden) Chorälen, in denen Gabriel aufachtenswerte Reibungen von alt und neu gelangen. Die vielen kleinen Soliloquenten hatten es dagegen nicht leicht, sich akustisch gegen Chor und das meist zu laute Orchester durchzusetzen. Und auch Tabea Nolte in der Rolle der überaus wichtigen Evangelistin (ein Novum!) blieb leider in undankbar tief geschriebener Alt-Lage trotz Mikro über weite Strecken schlicht unverständlich. Mit sonorem, durchschlagskräftigem Bariton gab aber dafür Georgios Iatrou die Partie des Jesus.
Standing Ovations am Schluss in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche.