Essen. Mixed-Reality-Stadtführung „Essen 1887“ feiert Premiere: Schauspielerin Tatjana Clasing spielt Wilhelmine Grillo. Wie die Zeitreise funktioniert.
Tatjana Clasing hat in Essen viele unvergessliche Rollen gespielt, als hinreißende „Sally Bowles“ in „Cabaret“ oder als fulminante Polly in der „Dreigroschenoper“. Das Engagement der bekannten Theater- und TV-Schauspielerin („Alles was zählt“) am Essener Grillo-Theater liegt schon einige Jahre zurück. Nun kehrt die prominente Darstellerin für eine besondere Premiere zurück.
Als Theaterstifterin Wilhelmine Grillo erzählt die 58-Jährige Besuchern demnächst, wie Essen als damals erste Stadt im Ruhrgebiet zu seinem Stadttheater kam. Im Rahmen einer Mixed-Reality-Führung nimmt sie die Besucher zusammen mit Kollegen wie Henning Baum, Nelson Müller oder Harry Wijnvoord mit auf eine Zeitreise ins Jahr 1887. Und erscheint den Besuchern dabei zum Greifen nahe als Hologramm, während sie für RTL längst wieder als Unternehmerin Simone Steinkamp vor der Kamera steht. Das virtuelle Stadtführungsprojekt sei in dieser Form bislang einzigartig, versichert die Essen Marketing GmbH als Veranstalter und Erfinder der Tour. Vor der offiziellen Vorstellung am Montag, 28. März, hat Tatjana Clasing mit Martina Schürmann schon einmal über das Making-of gesprochen.
„Essen 1887“: Mixed-Reality-Führung durch die Stadt
Frau Clasing, die Aufnahmen für „Essen 1887“ sind in einem Greenscreen-Studio in Eindhoven entstanden. Wie kann man sich das vorstellen?
Tatjana Clasing: Die Schauspieler werden dabei von 35 Kameras rundum von allen Seiten gefilmt, fast wie bei einer Röntgenaufnahme. Jede Szene wird dann so digitalisiert, dass der Zuschauer sich auf der Tour später selbst entscheiden kann, aus welcher Perspektive er das Geschehen betrachten will und quasi seinen eigenen Filmschnitt macht. Wie das in der Praxis aussieht, kann ich mir aber selbst noch gar nicht richtig vorstellen. Ich bin auf die Premiere sehr gespannt.
Was war für Sie die besondere Herausforderung bei diesem Projekt?
Dass man in einem leeren Studio agiert und eigentlich alles in der eigenen Vorstellung entstehen muss, angefangen bei der Kulisse über das Set-up bis zum Spielpartner. Man muss man erst einmal ein Gespür dafür bekommen und nicht das Gefühl haben, gegen eine grüne Wand zu sprechen. Das ist schon eine Herausforderung. Und es braucht viel Konzentration für jede Szene, damit kein Hänger passiert. Ein Stolperer im letzten Satz und alles muss schließlich noch einmal von vorne gedreht werden. Das bringt einen schon ins Schwitzen.
Neu ist nicht nur die Technik, auch von Wilhelmine Grillo hat man bislang nicht allzu viel gehört. Als Theaterstifter wird eigentlich immer der Industrielle Friedrich Grillo genannt.
Genau, selbst mir war die Figur der Wilhelmine Grillo kaum bekannt. Dabei war sie eigentlich diejenige, die seinen Willen umgesetzt und alles in die Hand genommen hat als ihr Mann schon im Sanatorium war und später verstorben ist. Erstaunlich, dass man so gut wie gar nichts über sie findet.
Wilhelmine Grillo ist aber nicht die einzige zentrale Figur in diesem virtuellen Stadtrundgang.
Sie trifft auf viele historische Figuren, sie plaudert mit dem Wirt, tauscht sich aus, es gibt Klatsch und Tratsch und viele Szenen, die die Stimmung und die Atmosphäre der damaligen Zeit eingefangen.
Haben Sie noch besondere Erinnerungen an Ihre Zeit am Schauspiel Essen?
Mir ist vor allem das Miteinander im Ensemble in Erinnerung geblieben. Die gemeinsame Arbeit, das gemeinsame Entwickeln: Das werde ich nie vergessen. Ich habe auch noch viel Kontakt zu den damaligen Kollegen. Wir haben eine tolle gemeinsame Theaterzeit erlebt.