Essen. Die große Volkszählung steht an. Demnächst bekommen 40.000 Essener Besuch von Interviewern. Für diese Aufgabe werden noch Interessenten gesucht.

Wie alle Kommunen steht auch Essen in diesem Jahr vor einem statistischen Großprojekt: Am 15. Mai ist der Stichtag für den Zensus. Bei der Volkszählung werden alle zehn Jahre Daten zur Bevölkerungsstruktur und Wohnungssituation in Deutschland erfasst. Daran müssen auch viele Essener Haushalte mitwirken.

Ein Großteil der Daten für den Zensus wird zwar aus den Melderegistern der Städte und Gemeinden gezogen. Allerdings werden diese mit Befragungen bei einem Teil der Bevölkerung ergänzt und abgeglichen. Dafür wurden in Essen etwa 40.000 Einwohner und Einwohnerinnen zufällig ausgewählt. „Sie sind zur Auskunft verpflichtet“, erklärt die Leiterin der städtischen Erhebungsstelle, Birgit Hofemeister.

Auskunft beim Zensus ist verpflichtend

Wer sich auch nach mehrfacher Aufforderung weigert, dem droht ein Zwangsgeld, in der ersten Stufe von 300 Euro. „Wir hoffen aber auf möglichst wenig Mahnverfahren und setzen auf eine gute Kooperation“, betont der Leiter des städtischen Statistikamtes, Christoph Ehlert.

Für die Stadt ist der Zensus eine organisatorische Mammutaufgabe. Sie hat ein zehnköpfiges Team gebildet, das sich schon seit Monaten um die Vorbereitung und Umsetzung kümmert. Derzeit sucht die Stadt 300 Interviewer, die die stichprobenartig ausgesuchten Haushalte befragen werden. Sie müssen bis Mitte Mai geschult werden. Parallel bereitet die Stadt die Anschreiben vor, mit denen sich die Interviewer etwa zwei Wochen vor dem Termin in den Haushalten ankündigen. Die ersten werden Anfang Mai verschickt. Erst dann erfahren auch die Essener frühestens, wer für die Teilnahme am Zensus ausgesucht wurde.

Zensus 2022: Befragungen beginnen Mitte Mai

Ab dem 16. Mai beginnen die Erhebungsbeauftragten mit ihren Interviews. Sie erfassen dabei neben persönlichen Angaben wie Name, Geburtstag, Geschlecht und Staatsangehörigkeit auch Daten zur Haushaltsgröße. Außerdem müssen die 40.000 ausgewählten Essener und Essenerinnen noch einen Fragebogen rund um die Themen Bildung und Erwerbstätigkeit ausfüllen. Das wird aber in der Regel online erfolgen. Die Interviews selbst werden fünf bis zehn Minuten dauern. „Die Interviewer können sich ausweisen und sind zum Datenschutz und zur Geheimhaltung verpflichtet“, betont Birgit Hofemeister.

Die Daten aus den Interviews werden anschließend händisch vom Zensus-Team der Stadt in den Computer eingepflegt und ans Statistische Bundesamt übertragen. Dabei gilt ein sogenanntes Rückspielverbot. Das heißt, der Datenfluss ist eine Einbahnstraße. Die Stadt erfährt also beispielsweise nicht, ob jemand, der an der Befragung teilgenommen hat, auch tatsächlich an der Adresse gemeldet ist.

Zensus 2022: Alle Haus- und Wohnungseigentümer müssen Auskunft geben

Ergänzt wird der Zensus um eine umfangreiche Gebäude- und Wohnungszählung. Dafür werden sämtliche Haus- und Wohnungseigentümer in Essen angeschrieben. Auch sie sind verpflichtet, dem Staat Auskunft zu geben. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie viele Häuser und Wohnungen es gibt. Erstmals erfasst der Zensus auch Daten zur Art der Heizung sowie zur Dauer und den Gründen von Leerstand. Neu ist auch die bundesweite Erhebung der Nettokaltmieten, regional gegliedert für unterschiedliche Haushaltstypen und -größen.

Der letzte Zensus stammt aus dem Jahr 2011. Aufgrund der Corona-Pandemie war die anstehende Befragung 2021 um ein Jahr verschoben worden. Die Ergebnisse aus dem diesjährigen Zensus werden erst im November 2023 vorliegen. Sie werden auch der Stadt und der Politik wichtige Daten für künftige Entscheidungen liefern: Wie viele Wohnungen fehlen in Essen? Wie viele Alten- und Pflegeheime brauchen wir in den kommenden Jahren? Wie viele Kindergärten oder Studienplätze werden in Zukunft noch benötigt? Aber es geht auch ums Geld. Denn gerade die Einwohnerzahl bestimmt, wie viel Essen aus dem kommunalen Finanzausgleich bekommt.

Stadt sucht Interviewer für den Zensus

Mehr Informationen zum Zensus hat die Stadt unter www.essen.de/zensus zusammengestellt. Wer Interesse hat, den Zensus als Interviewer zu unterstützen, findet auf der Seite weitere Details. Interessenten sollen sich bis 31. März bei der Stadt melden. Sie sollen rund 150 Interviews im Zeitraum Mitte Mai bis Anfang August führen und bekommen als Aufwandsentschädigung steuerfrei etwa 700 Euro.

Mikrozensus läuft ebenfalls dieses Jahr

Neben dem Zensus läuft auch der Mikrozensus. Hier wird jedes Jahr etwa ein Prozent aller Haushalte zu den Lebensbedingungen befragt. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass Haushalte für den Zensus und für den Mikrozensus ausgesucht wurden. Auch beim Mikrozensus besteht eine Auskunftspflicht.