Essen-Werden. Ein Besuch im indischen Restaurant „Namasthe Spice Coast“ am Leinwebermarkt in Essen-Werden. Was die Schärfegrade der Speisen bedeuten.

Farbenfroh und exotisch sind die Gerichte, historisch das Haus am Leinwebermarkt: Das indische Restaurant „Namasthe Spice Coast“ (was „Verbeugung dir“ bedeutet) hat sich in der Werdener Traditionsgaststätte „Am Kamin“ etabliert. Stammgäste bestellen sogar oft Gerichte mit Schärfegrad 5.

Früher gab es im Traditionshaus gutbürgerliche Küche

Die Küche der Wirtin Wilma Unterbarnscheidt in diesem Hause war einst gutbürgerlich, Jürgen von Manger alias „Adolf Tegtmeier“ soll geradezu versessen auf Wilmas Kartoffelsalat gewesen sein. Unzählige Schauspielschüler der Folkwang-Universität gingen hier ein und aus. Tanz-Ikone Pina Bausch reservierte schon mal das ganze Lokal, wenn sie eine Ehrung feiern wollte.

Exotische Gerichte in historischem Ambiente: Das denkmalgeschützte Haus von 1784 diente als Abteischenke und Herberge.
Exotische Gerichte in historischem Ambiente: Das denkmalgeschützte Haus von 1784 diente als Abteischenke und Herberge. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Heute gibt es indische Küche in fünf Schärfegraden. Klassiker sind Hühnchen und Lamm, vieles ist vegetarisch oder vegan. Die Auswahl der Gerichte reicht von der milden Mughlai-Küche Nordindiens bis hin zu den scharfen südindischen Gerichten. Nicht nur trennen tausende von Kilometern die Regionen, sondern auch kulinarische Welten, in die man in dem Werdener Restaurant ausgiebig eintauchen darf. Die gemütlichen Räumlichkeiten bieten Fachwerkromantik, zugleich Ansichten von Taj Mahal oder Palast der Winde. Auch gibt es Plätze vor dem Haus, mit Blick auf den pittoresken Leinwebermarkt.

Für deutsche Geschmäcker wurde die indische Küche verfeinert

Inhaber Sharad Sinha kam vor elf Jahren nach Deutschland, arbeitete als Computerfachmann für den Konzern RWE, dann freiberuflich. Geboren wurde er in Lucknow im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh, rund 500 Kilometer östlich von Delhi. Sein Koch Prince Francis wiederum stammt aus Kerala, rund 1900 Kilometer südlicher gelegen. Dort konnte er Erfahrungen in der Hotelgastronomie sammeln und seinen eigenen Stil entwickeln. Die warme Heimat verließ er vor vier Jahren und traf Sinha: „Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir unsere traditionelle indische Küche für deutsche Geschmäcker verfeinern können.“

Zwei Personen können ausgiebig von der gebogenen Blechplatte „Thali“ naschen, die dem Gericht den Namen gab. Zu kosten sind Kreationen aus Kichererbsen, Linsen, Gemüse, Kokos, indischem Käse und Joghurt.
Zwei Personen können ausgiebig von der gebogenen Blechplatte „Thali“ naschen, die dem Gericht den Namen gab. Zu kosten sind Kreationen aus Kichererbsen, Linsen, Gemüse, Kokos, indischem Käse und Joghurt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Prince Francis freut sich zwar, wenn Kunden sich nach und nach an höhere Schärfegrade herantasten. Er hat aber kein Problem damit, durch gezielten Einsatz der Gewürze auch dem heikelsten europäischen Esser gerecht zu werden. Schließlich habe er genau das in der Küche eines Hotels mit anspruchsvollen internationalen Gästen gelernt. Irgendwo zwischen „mild“ und „indisch scharf“ finde jeder seine passende Geschmacksnote.

Sharad Sinha muss schmunzeln: „Wir haben deutsche Stammgäste, die inzwischen Schärfe 5 bestellen.“ Wobei ausdrücklich darauf hingewiesen wird, diese extreme Schärfe nur dann zu ordern, wenn der 4. Grad immer noch nicht reicht. „Aufs Haus“ erhalten Erstbesucher den knackigen Appetithappen „Papad“ aus Linsenmehl, gereicht mit drei verschiedenen Saucen.

Traditionshaus mit rustikaler Note

Das denkmalgeschützte Haus von 1784 diente als Abteischenke und Herberge. Zur rustikalen Note gehören Sprüche wie „En dössem Hus de höchste Ehr es godde Korn on lecker Beer.“ Zu lesen sind die Sprüche am Deckenbalken.

Das Restaurant „Namasthe Spice Coast“ am Leinwebermarkt 7 in Essen-Werden ist bis auf dienstags täglich geöffnet. Speisekarte, Reservierungsmöglichkeiten, Öffnungszeiten und weitere Infos gibt es auf www.namasthespicecoast.de.

Vegetarische Gerichte auf der gebogenen Blechplatte

Eingangs wird „Thali“ mit verschiedenen vegetarischen Gerichten serviert, zwei Personen können ausgiebig von der gebogenen Blechplatte naschen, die dem Gericht den Namen gab. Zu kosten sind Kreationen aus Kichererbsen, Linsen, Gemüse, Kokos, indischem Käse und Joghurt. Begleitet wird das von „Rumali-Roti“-Brot und Kurkuma-Reis.

Eine Spezialität des Kochs ist das „Murgh Khazana“. Prince Francis füllt eine Hühnerbrust mit Blattspinat, Ingwer, Gewürzen und indischem Käse, mariniert das Ganze und grillt es auf offenem Holzofen. Serviert wird mit einer braunen Currysauce. Brutzelnd auf den Tisch kommt „Chicken Tikka“, siedend heiß aus dem Tandoor-Ofen. Der nutzt die enorme Wärmespeicherkraft von Keramik, die geringe Luftzirkulation soll das Fleisch saftig halten. Selbst in der Variante 2 nicht unscharf, kann der Joghurtdrink „Lassi“ mit Mango für einen Ausgleich sorgen. Das Dessert „Gulab Jamu“ ist eine Milchpulver-Teigkugel in süßem Sirup und rundet das Ganze ab.

Zum Abschied faltet Sharad Sinha die Hände: „Namasthe“.