Essen-Frohnhausen. Der S-Bahnhof Frohnhausen landete im VRR-Test auf dem letzten Platz in Essen. Warum die Bahn sich schwertut, daran etwas nachhaltig zu ändern.
Vermüllt, verdreckt und mit Graffiti beschmiert: Nicht tolerierbar“ – so lautet das vernichtende Urteil der Tester des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) beim aktuellen Stationstest über den S-Bahnhof Essen-Frohnhausen. Von allen 26 Essener Bahnhöfen und S-Bahnhaltepunkten landete der Frohnhauser auf dem letzten Platz. Was sagen die Kunden?
Doris Eisenmenger ist Bezirksbürgermeisterin im Stadtbezirk III. Von daher ist der Zustand der S-Bahn-Station Frohnhausen für sie schon immer ein Thema gewesen. Aber die Lokalpolitikerin ist auch Bahnkundin und von daher selbst betroffen. „Ich wohne nur knapp 800 Meter vom Haltepunkt entfernt und weiß nur zu gut um die schlimmen Zustände, die dort schon seit Jahren herrschen.“
Einmal mehr bewerteten die Testpersonen des VRR die Aufenthaltsqualität als „unzureichend“. Bedauerlicherweise sei der S-Bahnhof Frohnhausen besonders häufig von Vandalismus betroffen, wie Bahnsprecher Stefan Deffner auf Anfrage bestätigt. An NRW-Bahnhöfen kostete dies die Bahn allein im letzten Jahr 3,6 Millionen Euro.
Auch Doris Eisenmenger sind diese Fälle von Vandalismus bekannt. Nicht zuletzt durch die vielen Klagen, die die Menschen im direkten Umfeld immer wieder an sie herantragen. „Sich auf den Bahnsteigen aufzuhalten, ist wahrlich kein Vergnügen.“ Überall liege Dreck, die Mülleimer seien ständig überfüllt. „Die Station befindet sich in einem regelrecht verwahrlosten Zustand. Und man bekommt den Eindruck, dass der S-Bahnhof von Seiten der DB vernachlässigt wird, denn sonst würde sich ja etwas ändern.“
Schäden sollen möglichst innerhalb von 24 Stunden beseitigt werden
Probleme gebe es auch immer wieder mit Farbschmierereien. Die Bahn bestätigt, was nicht zu übersehen ist: Fahrkartenautomaten, Treppenaufgänge und Wände sind übersät mit Graffiti. Um „das Erfolgserlebnis der Sprayer zu schmälern“, würden die Schäden möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden beseitigt. Bei Schildern, Informationstafeln und Fahrplanaushängen sei das schnelle Entfernen besonders wichtig. Doch hier gilt: Was die Bahn nicht weiß, kann sie auch nicht beheben.
Deffner bittet daher Reisende, die solche Beobachtungen machen, sich umgehend über die örtliche Rufnummer 0201 1821055 mit der Abteilung „Sicherheit, Sauberkeit und Service“ (SSS) in Verbindung zu setzen. „Nur so können wir schnell auf solche Fälle reagieren und Abhilfe schaffen.“
Hingegen ist der Bahn schon lange bekannt, dass eine Betonwand unterhalb des Bahnsteigs vor Jahren nahezu komplett besprüht wurde. Zum negativen Eindruck trägt das bis heute bei. Doch die Graffiti zu entfernen, gestaltet sich schwierig. Deffner: „Die betroffene Wand liegt direkt neben den Gleisen. Die Route ist extrem stark befahren und müsste daher zum Zwecke der Reinigung gesperrt werden.“ Dies sei nur mit einer extrem langen Vorlaufzeit zu realisieren. „Da reden wir in der Tat von Jahren.“
VRR testet zum 15. Mal
Zum 15. Mal haben Testpersonen die Bahnhöfe und S-Bahnhaltepunkte im Zuständigkeitsgebiet des VRR unter die Lupe genommen. Bewertet wurden Aufenthaltsqualität, Barrierefreiheit und Fahrgastinformationen.Im Fokus standen in Essen insgesamt 26 S-Bahn-Haltepunkte und Bähnhöfe. Die Überprüfung im Jahr 2021 wurde wegen Corona auf das dritte und vierte Quartal beschränkt. Normalerweise sind die Tester alle drei Monate unterwegs.
Auch die Reinigung der Überdachungen auf dem Bahnsteig stellt die Bahn vor größte Probleme. „Wir arbeiten dort ganz in der Nähe der Hochspannungsleitungen“, sagt Deffner. „Auch hier müsste man die Linie lahmlegen.“ Dies müsse man sich angesichts der Auslastung und der Wichtigkeit der Strecke sehr genau überlegen. Zudem wäre eine Sperrung nur abends oder gar nachts möglich.
Weg für „Park & Ride“ ist häufig stark vermüllt
Doch auch das direkte Umfeld der S-Bahn-Station gibt Anlass zur Kritik. So verläuft unterhalb und parallel der Gleise ein Weg zwischen den beiden Zugängen Nöggerath- und Onckenstraße. Dieser sei, weiß Doris Eisenmenger, eigentlich als möglicher Stellplatz für Kunden des „Park and Ride“-Systems gedacht gewesen. Doch die Realität sieht ihrer Erfahrung nach anders aus. „Der Weg ist zu einem Müllablageplatz mutiert“, hat sie beobachtet. „Nur selten parkt dort ein Auto. Und wenn, dann hat es mitunter gar keine Zulassung mehr.“
Dieser Weg verläuft jedoch auf städtischen Gebiet und falle, so Bahnsprecher Deffner, deshalb nicht in den Zuständigkeitsbereich der Bahn. Von der Stadt Essen war zu diesem Zeitpunkt weder eine Information über das Ausmaß der Vermüllung, noch über die Maßnahmen zu deren Beseitigung zu erhalten.
Dass die Bahn Anfang 2021 die Fahrtreppen am S-Bahnhof Frohnhausen erneuert hat, geht im Gesamtergebnis des VRR unter. Seitdem hat Doris Eisenmenger jedoch eine nicht unmaßgebliche Veränderung festgestellt: „Wie mir erst gestern der stellvertretende Bezirksbürgermeister Klaus Persch bestätigt hat, fahren die Rolltreppen nur noch nach oben.“ Dies bedeutet, dass die Bahnkunden die Station nur noch über die steilen Treppen verlassen können. „Ein besonders für gehbehinderte Menschen, aber auch jene mit Kinderwagen und auch Reisende mit schwerem Gepäck schier unüberwindbares Hindernis“, moniert Eisenmenger.
Trotz der neuen Fahrtreppen, die, laut Bahnsprecher Deffner, im letzten Quartal 2021 eine Verfügbarkeit von 98 Prozent aufwiesen, sieht der VRR-Bericht an der Frohnhauser Station in Sachen Barrierefreiheit „sehr hohen Handlungsbedarf“. Was sich dadurch erklärt, dass die S-Bahn-Station nur als „stufenfrei“ gilt. „Eine Barrierefreiheit läge nur dann vor, wenn dort Aufzüge installiert wären“, erklärt Deffner. Zudem gebe es weitere Kriterien, die dann erfüllt sein müssten, beispielsweise ein Blinden-Leitsystem. Den Bahnkunden bleibt daher beim Ausfall der Rolltreppen nur die Fahrt zum nächsten Haltepunkt „Essen-West“. Doch der ist knapp drei Kilometer entfernt.
Im Fazit gibt der S-Bahn-Halt Frohnhausen eine denkbar schlechte Figur ab. Auch deshalb, weil es dort eine ganze Reihe unübersichtlicher Stelle gebe, wie Doris Eisenmenger sagt. Die Fälle von Vandalismus sprechen da eine deutliche Sprache. „Ich selbst werde die Station abends nicht mehr betreten. Und dies geht nicht nur mir so.“
Vandalismus: Ein Kampf gegen Windmühlen
Auf der Suche nach Problemlösungen für den S-Bahn-Haltepunkt in Frohnhausen – immerhin der größte Stadtteil in Essen – tut sich die Deutsche Bahn schwer.
Besonders dem zunehmenden Vandalismus sei kaum Herr zu werden. „In Frohnhausen verzeichnen wir besonders viele eingeschlagene Scheiben und das Beschmieren der Vitrinen“, sagt Bahnsprecher Stefan Deffner. „Doch dies einzudämmen, kommt einem Kampf gegen Windmühlen gleich.“
An vielen Bahnhöfen, so auch in Frohnhausen, fehle es an sozialer Kontrolle. „Wenn man sich beispielsweise den Kölner Bahnhof betrachtet, dann ist da so viel Traffic, dass dort praktisch kaum Vandalismus zu verzeichnen ist“, sagt Deffner.
Doch selbst wenn Graffiti sofort entdeckt und beseitigt werden, sei dies noch lange keine Garantie dafür, dass es auch dabei bleibt. „Ich erinnere mich an einen Fall in Lünen, wo wir einen Bereich des Bahnhofs gründlich gereinigt haben.“ Noch am selben Abend stand auf der sauberen Fläche: „Macht nur ruhig sauber, wir kommen wieder.“
Dies sei in Frohnhausen ähnlich. Von daher hat Deffner eher wenig Hoffnung, dass sich die Verhältnisse vor Ort in absehbarer Zeit signifikant verbessern. „Natürlich erhöhen wir bei häufigen Fällen von Vandalismus auch unsere Zahl der Reinigungs- und Reparatureinsätze. Doch nachhaltig kann dies ob der bekannten Situation oft nicht sein.“
Klaus Persch indes setzt auf den Ehrenkodex, der gemeinhin unter Sprayern gilt: „Wir sollten, ähnlich wie am Bahnhof Kupferdreh, einen Graffiti-Künstler engagieren, der die Fläche komplett neu gestaltet. Dann wäre diese Baustelle zumindest elegant gelöst.“ Wegen der notwendigen Sperrung der Gleise macht sich der SPD-Mann keine Sorgen: „Da muss die Bahn auf jeden Fall eine Lösung finden.“