Essen. CDU und Grüne wollten rasch öffentliche Toiletten in Essen schaffen. Doch der Plan ist geplatzt. Die Stadt will nun erstmal etwas anderes tun.

Das drängende Problem fehlender, öffentlicher Toiletten in Essen ist so schnell nicht zu lösen. Der Plan von CDU und Grünen im Stadtrat, „umgehend“ in jedem Stadtbezirk mindestens zwei öffentlich zugängliche stille Örtchen zu schaffen, ist gescheitert. Auch mit dem angedachten sechsmonatigen Pilotprojekt wird es erstmal nichts werden. Diesen ernüchternden Zwischenbericht legte jetzt die Stadtverwaltung dem Ausschuss für öffentliche Ordnung vor.

Von ihrem Ansinnen, mehr öffentliche Toiletten anzubieten, will sich die Politik damit aber nicht abbringen lassen. „Das wird nicht das letzte Wort gewesen sein“, kündigte der ordnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Luca Ducrée, an. Eventuell müsse man den politischen Antrag nachjustieren und die Schwerpunkte verändern. Für den Ausbau des Toiletten-Netzes in Essen steht dieses Jahr rund eine Million Euro im Haushalt zur Verfügung. „Dieses Geld wollen wir auch nutzen“, so Ducrée.

Keine Toilettenanmietungen möglich

Im Juni vergangenen Jahres hatten CDU und Grüne einen Anlauf genommen, den seit Jahren herrschenden Mangel an öffentlichen Toiletten zu beseitigen. Sie beauftragten die Stadtverwaltung, bis Ende 2023 ein Toilettenkonzept zu erarbeiten und umzusetzen. Um jedoch keine Zeit zu verlieren, sollte es Übergangslösungen geben: CDU und Grüne forderten, jeweils zwei Toiletten in den Stadtbezirken in Betrieb zunehmen und brachten u.a. Miettoiletten ins Spiel.

Allerdings musste die Stadt feststellen, dass private Anbieter eine solche Vermietung auf Zeit nicht anbieten. Nur mobile Chemie- und Ökotoiletten, im Volksmund auch Dixi-Klos genannt, wären möglich gewesen. Doch diese seien äußerst ungern im Stadtbild gesehen, heißt es. Auch das geplante sechsmonatige Pilotprojekt, bei dem mehrere private Anbieter von Miettoiletten und Standorte ausprobiert werden sollten, scheitert daran, dass es laut Stadt gar keine Vermietungen über diese Zeitdauer gibt.

Essen hat nur 17 öffentliche Toiletten

Der Bericht der Verwaltung fördert unterdessen zutage, dass das Angebot öffentlicher Toiletten in Essen äußerst lückenhaft ist. Die Bestandsaufnahme zeigt: Im gesamten Stadtgebiet gibt es 17 öffentliche Toilettenanlagen, wobei sechs davon nur zu den Öffnungszeiten der Einrichtungen benutzt werden können. Mit sieben Toiletten gibt es die meisten im Innenstadtbereich. Der Rest verteilt sich folgendermaßen: zwei in Frohnhausen und Borbeck und jeweils eine in Burgaltendorf, Kray, Katernberg, Schonnebeck, Werden und eine am Baldeneysee/Regattaturm.

Auch interessant

Der Toilettenmangel wird Ende 2023 drückender werden, wenn die Werbeverträge mit der Firma Stroer auslaufen. Dann fallen zehn der 17 Standorte weg. „Spätestens dann brauchen wir ein neues Konzept“, betont Ducrée.

Miettoiletten für Grünanlagen als Test

Um einen Schritt weiterzukommen, prüft die Stadt nun zumindest Pilotprojekte in Grünanlagen. Dort könnten vor allem in der Nähe von Grillzonen mobisle Chemietoiletten aufgestellt werden. Außerdem soll es in Vorbereitung eines Toilettenkonzeptes erst einmal eine Umfrage unter Interessenvertretern und Bürgern geben, wo diese überhaupt einen Bedarf für öffentliche Toilettenhäuschen sehen.

Toiletten - eine Kostenfrage

Die Anschaffung von Toilettenanlagen ist auch eine Kostenfrage. Andere Kommunen, die bereits Toilettenanlagen installiert hätten, berichten laut Stadtverwaltung von Anschaffungskosten zwischen 150.000 Euro bis 250.000 Euro.

Die Kosten für den Betrieb bzw. den Service einer einzigen Anlage wurden je nach Aufwand zwischen 18.000 Euro bis 30.000 Euro jährlich beziffert. Genau wegen solch hoher Kosten hatte die Stadt Essen 1993 alle von ihr betriebenen öffentlichen Toiletten geschlossen.

Die Stadt hat zudem weitere Schritte unternommen: So wurde mit dem Eisenbahner Sportverein Essen-Kupferdreh vereinbart, dass beim Umbau des Vereinsgebäudes am Hardenbergufer drei öffentliche WC entstehen. Zusätzlich wird geprüft, ob Toilettenanlagen in Werden und Kupferdreh wieder in Betrieb gehen können. Auch leerstehende Ladenlokale geraten als Standorte für Toilettenanlagen in den Fokus.

Schließlich will die Stadt versuchen, mehr Gastronomiebetriebe als Partner für das Projekt „Nette Toilette“ zu gewinnen. „Um es jedoch klipp und klar zu sagen. Das kann am Ende nicht die Lösung sein, die wir uns vorstellen“, sagt Ducrée.