Essen. Mit drastischen Worten wendet sich der Essener Rapper Sinan-G an seine Follower. Er ist sauer über Videos mit angeblichen Szenen aus der Ukraine.

  • Immer wieder kursieren auf der Video-Plattform Tiktok Fake-Clips, in denen Menschen vorgeben, sie seien in der Ukraine.
  • In einem eigenen Tiktok-Video verurteilt der Essener Rapper Sinan-G solche Täuschungen.
  • „Mit sowas macht man keine Scherze“, so der Essener Rapper. „Leute fliehen, das darf man nicht für Geld ausnutzen.“

Der Ukraine-Krieg ist in den sozialen Medien hochpräsent. Doch bei vielen Beiträgen muss man aufpassen: Nicht immer sind die Bilder echt, nicht immer stimmt das, was der Postersteller vorgibt. Der Essener Rapper Sinan-G („Dogs of Berlin“) ärgert sich über Fake-Videos im Netz – und hat seine Followerinnen und Follower nun in einem Video auf der Plattform TikTok aufgefordert, so etwas zu lassen.

Die Kamera schwenkt über eine Hausruine, Schutt, große Steinbrocken. Über das Video sind eine russische Flagge, eine ukrainische Flagge und ein Emoji gelegt, das zwei sich schüttelnde Hände zeigt. Aufnahmen mitten aus dem Kriegsgebiet, aufbereitet für Social Media, könnte man meinen. Doch dann tritt Sinan-G vor die Kamera. „So Freunde, ich bin nicht in der Ukraine, ich bin nirgendwo im Kriegsgebiet. Ich bin hier in Essen an einer Baustelle“, sagt der Rapper.

Tiktok-Video aus Essen mit angeblichen Szenen aus der Ukraine

Dann klärt er auf, warum er sich in diesem ungewöhnlichen Setting befindet: „Ich sehe auf TikTok eine Menge Leute, die das auf die leichte Schulter nehmen und solche Videos machen, nach Geld geiern oder sich Klicks abholen wollen auf dieses Thema – hör mal, da sterben Menschen.“ Für ihn sei es unverständlich, dass Menschen die tödliche Situation in der Ukraine benutzten, um Reichweite zu generieren. „Schämt euch“, so Sinan-G.

Auf TikTok war in den vergangenen Tagen ein Video mit Bildern aus Essen aufgetaucht, in dem jemand behauptet, er befinde sich im Kriegsgebiet. Tatsächlich sieht man aber ein ehemaliges RWE-Gebäude, das gerade abgerissen wird. Im Hintergrund ist der Schriftzug eines Gebäudes von Evonik zu sehen, das sich in unmittelbarer Nähe befindet.

Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der Rapper noch einmal, warum er entschieden hat, sich so offensiv an seine Followerschaft zu wenden. „Ich habe auf TikTok viele Videos von Leuten gesehen, die so getan haben, als ob sie in der Ukraine wären, um Spendengelder zu kassieren oder Klicks zu bekommen“, betont Sinan-G. „Dazu wollte ich was sagen – man weiß ja sonst irgendwann nicht mehr, was stimmt und was nicht. Mit sowas macht man keine Scherze. Leute fliehen, das darf man nicht für Geld ausnutzen.“

Ukraine-Krieg: Große Hilfsbereitschaft bei den Rap-Fans

In seiner Community erlebe er zurzeit eine große Betroffenheit, gleichzeitig aber auch eine enorme Hilfsbereitschaft. „Ich bekomme viele Nachrichten von Leuten, die mich fragen, wo sie Klamotten hinbringen und wo sie Geld spenden können“, erzählt der iranischstämmige Essener. „Meine Fans sind Multi-Kulti, genau wie die ganze Deutsch-Rap-Szene: Es gibt Deutsche, Polen, Türken, Araber – bei uns ist egal, wo jemand herkommt oder welche Religion er hat.“

Zuletzt hatte zum Beispiel der „Spiegel“ über die Gefahren von falschen Bildern und Videos in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg berichtet: Auf TikTok kursierten Livestreams, die angeblich aus der Ukraine kämen, aber in Wahrheit gar nicht von dort stammen. Eine mögliche Motivation für solche Live-Fakes sei die Möglichkeit, durch virtuelle Geschenke der Stream-Zuschauer Geld zu verdienen.