Essen. In Essen sollen weniger Lebensmittel verschwendet werden. Wie das funktionieren soll, erklärt jetzt die Stadt.

  • Die Stadt Essen ist einem deutschlandweiten Netzwerk gegen Lebensmittelverschwendung beigetreten.
  • Ziel ist es, die Wertschätzung von Lebensmitteln zu fördern, Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen.
  • Vorhandenes Engagement soll dafür gebündelt und an die Öffentlichkeit getragen werden.

Lebensmittel gehören nicht in die Tonne und landen doch immer wieder dort. Mitglieder von verschiedenen Initiativen wie Foodsharing und Too Good To Go kämpfen in hunderten Essener Supermärkten und Restaurants bereits aktiv gegen die Lebensmittelverschwendung. Dieses Engagement soll jetzt unter dem Titel „Städte gegen Food Waste“ gebündelt und mithilfe der Grünen Hauptstadt Agentur auf breitere Füße gestellt werden.

Stadt Essen ist Netzwerk gegen Lebensmittelverschwendung beigetreten

„Wir wollen gemeinsam mit Essener Bürgern, Bürgerinnen, Supermärkten, Restaurants und Kantinen das Thema Lebensmittelverschwendung aufgreifen, informieren und handeln“, erklärt die zuständige Umweltdezernentin, Simone Raskob. Dafür ist die Stadt einem Netzwerk beigetreten, in dem sich deutschlandweit zehn Städte zusammengeschlossen haben – Synergieeffekte sollen so besser genutzt werden.

Über allem steht die Idee, die Wertschätzung von Lebensmitteln zu fördern, Verschwendung zu reduzieren und somit Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen. Das Thema Lebensmittelrettung soll mehr in die Öffentlichkeit getragen und auch von der Lokalpolitik angegangen werden. Den Anblick der eigenen Biotonne kennen die meisten. Doch was Supermärkte und Restaurants mit ihren Essensresten machen, mit jenen Paprika, die nicht mehr glänzen, mit jener Pizza, die im Restaurant nie abgeholt wurde, das ist vielen nicht bewusst.

Tafel, Foodsharing und To Good to Go in Essen aktiv

Die Verantwortlichen wollen in Zusammenarbeit mit Erzeugern, Gastgewerbe und Handel zunächst eine Analyse der bereits vorhandenen Aktivitäten gegen Lebensmittelverschwendung erarbeiten und auf dieser Grundlage weitergehende gemeinsame Projekte zur Umverteilung von überschüssigen Lebensmitteln entwickeln. Denn die leicht braune Banane, für die der Kunde im Supermarkt kein Geld mehr ausgibt, ist in einer Einrichtung für Bedürftige beispielsweise willkommen.

Ein Drittel aller Lebensmittel im Müll

Das Unternehmen Too Good To Go hat die Initiative „Städte gegen Food Waste“ ins Leben gerufen, koordiniert sie und unterstützt Städtepartner bei der Ausgestaltung und Umsetzung von Aktionen vor Ort.

Neben Essen haben sich diese Städte dem Netzwerk angeschlossen: Bochum, Bonn, Dresden, Frankfurt am Main, Kassel, Kiel, Köln, Mainz und Saarbrücken.

Weltweit wird nach Angaben der Stadt mehr als ein Drittel aller Lebensmittel unnötig weggeworfen, 18 Millionen Tonnen pro Jahr alleine in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen landen jährlich vier Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll.

Weitere Infos zu der Initiative und die Möglichkeit zur Beteiligung unter https://toogoodtogo.de

Die Bandbreite des Engagements ist groß: Die Essener Tafel holt Lebensmittel in diversen Betrieben ab, einige Betriebe bieten mithilfe der App „Too Good To Go“ ihre Reste zu kleinen Preisen an. Wieder andere stellen abgelaufene Lebensmittel für Retter der Initiative Foodsharing zur Verfügung, bei der Privatpersonen das Essen kostenlos in Betrieben abholen können. Auch der Ernährungsrat Essen setzt sich dafür ein, dass gute und gesunde Lebensmittel für alle Bürger verfügbar und bezahlbar sind. Auf der Agenda des Vereins stehen Projekte wie urbanes Gärtnern und gesundes Kantinenessen.

Diesen und weiteren Initiativen soll mithilfe von „Städte gegen Food Waste“ mehr Öffentlichkeit und mehr Beteiligung geschenkt werden – sowohl seitens der Betriebe als auch der Bürger selbst. Dafür soll jetzt Infomaterial zusammengestellt werden, das den Essenern im Dschungel der Möglichkeiten Orientierung gibt. Dazu gehören auch Tipps, wie man dafür sorgen kann, dass möglichst wenig Essen in der heimischen Tonne landet: bewusster einkaufen, Reste-Partys veranstalten und sich selbst zum Beispiel bei Foodsharing engagieren.

Schnibbelküche vor der Marktkirche in der Essener City

Auch konkrete Aktionen sind geplant. So soll es am Samstag, 26. März, eine Schnibbelküche vor der Marktkirche in der Stadtmitte geben. Dafür soll zunächst Essen gerettet und dann zu einem Eintopf verkocht werden. Mitmachen können alle, die vorbeikommen. Gegessen wird gemeinsam. „Ziel der Schnibbelküche ist es, auf die Problematik der Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen“, erklärt Gerda Kaßner von der Grünen Hauptstadt Agentur und ergänzt: „Die sinnlose Verschwendung von Nahrungsmitteln geschieht zulasten der Umwelt und verursacht hohe Kosten, da die Produktion der Lebensmittel Treibhausgasemissionen zur Folge hat, Wasser verbraucht und Flächen beansprucht. Das wollen wir gemeinsam ändern und einen wichtigen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten.“