Essener Norden. Der Essener Stadthafen schlummert seit Jahren im Dornröschenschlaf. Die Politik möchte das ändern und hat große Pläne.
Essens Stadthafen schlummert im Dornröschenschlaf, kann sich nicht messen mit anderen Häfen, nicht mit Gelsenkirchen und mit Duisburg schon gar nicht. Plötzlich aber gibt es ganz viele Prinzen, die den Stadthafen wachküssen wollen.
Die Stadt Essen hat den Anfang gemacht. Sie wird für das Hafengelände einen Bebauungsplan aufstellen. Über Jahrzehnte war es dort eher ungeordnet abgelaufen, ja wild gewachsen. Neue Betriebe sollen sich gerne ansiedeln, aber dann bitteschön geordnet, so die Stadt. Die städtische Planungsverwaltung spricht von hochwertigem Gewerbe, von Dienstleistungs-, Freizeit- und Gastronomiebetrieben. Damit gemeint ist nicht etwa ein Pommeswagen. Es darf schon ein bisschen mehr sein.
CDU und Grüne bringen Machbarkeitsstudie für Essener Stadthafen auf den Weg
Dass auch Wohnungen entstehen könnten am Rhein-Herne-Kanal mit Blick aufs Hafenbecken, wie es von grüner Seite hieß, entsprang dann doch reinen Gedankenspielen. Im Gegenteil: Die Politik lenkt den Fokus auf die Bedeutung des Stadthafens für den Wirtschaftsstandort Essen. CDU und Grüne haben mit einem gemeinsamen Antrag an den Rat der Stadt eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht.
Das Gebiet verdiene die bestmögliche Förderung, sagt dazu CDU-Fraktionschef Fabian Schrumpf. Insbesondere Unternehmen, die große Mengen an Gütern bewegen, fänden mit der Anbindung an Wasser und Schiene im Stadthafen optimale Rahmenbedingungen vor. Es müsse gelingen, so Schrumpf weiter, Industrie und Gewerbe sowie „im weiteren Umfeld“ urbanes Wohnen „harmonisch zu vereinen“. Soll wohl heißen: Beeinträchtigungen durch Lärm oder Schadstoffemissionen sind bestenfalls zu vermeiden. Von der schicken Loftwohnung mit Steg vor der Haustür ist erst gar nicht die Rede.
Essener SPD will Weiterentwicklung des Stadthafens in Verkehrskonzept eingliedern
Die Grünen sehen das ähnlich. Der Hafen sollte seine Stärken als Güterumschlagplatz ausspielen, sagt Christoph Kerscht. Der planungspolitische Sprecher der Grünen denkt an „zukunftsfähige Geschäftsfelder“ wie die Wasserstoffwirtschaft. Der Stadthafen biete dafür als Industrie- und Gewerbegebiet hohe Potenziale – auch für die gezielte Ansiedlung von Start-up-Unternehmen.
Wasserstoff wird als Energieträger der Zukunft gehandelt. Das weckt die Phantasie. Essens SPD möchte aber weiterdenken. Die Verkehrsinfrastruktur im Essener Norden sei leider immer noch Stückwerk. „Wir wollen den Stadthafen nicht isoliert betrachten, sondern dessen Weiterentwicklung in ein Verkehrskonzept eingliedern“, sagt Michael Schwamborn, Ratsherr für Karnap und Altenessen-Nord.
Insbesondere Vogelheim leidet unter Lärm und Luftbelastung durch den Straßenverkehr. Und der tägliche Stau auf der Gladbecker Straße als bevorzugte Nord-Süd-Achse ist seit Jahrzehnten ein Problem, das nach einer Lösung schreit.
Infrastruktur des Essener Nordens im Blick
Der Stadthafen
Der Stadthafen wurde 1934 eröffnet und entwickelte sich fortan zu einem bedeutenden Umschlagplatz der Steinkohleindustrie. Diese wirtschaftliche Bedeutung hat der Hafen verloren. Die Stadt Essen will das Hafengebiet auch deshalb überplanen. Es geht um ein 125 Hektar großes Areal zwischen dem Rhein-Herne-Kanal im Norden, der Hafenstraße im Osten, dem Sulterkamp im Süden und dem Industriegebiet Econova im Westen.
Die Entwicklung ehemaliger Bergbauflächen südlich des Kanals unter dem Slogan „Freiheit Emscher“ dürfe man deshalb nicht losgelöst sehen von der Entwicklung am Stadthafen, meint Martin Schlauch, SPD-Ratsherr für Altenessen-Süd. Schlauch denkt an eine Umgehungsstraße von der Daniel-Eckhardt-Straße kommend über das südlich des Stadthafens gelegene Econova-Gelände bis zur Bottroper Straße. Güter könnten über die Wasserstraße transportiert werden und wenn nicht, dann auf direktem Wege über die Autobahn.
Was den Stadthafen angeht, so wünscht sich auch die SPD hochwertige Arbeitsplätze. Diese sollten aber nicht nur mit dem Auto erreichbar sein, sondern auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. So soll die vom Rat beschlossene Machbarkeitsstudie nicht nur die Entwicklung des Industriegebietes in den Blick nehmen, sondern der Grundstein sein „für eine deutliche Aufwertung der Infrastruktur“ im Essener Norden. Man darf gespannt sein, ob das Papier diese Erwartungen auch erfüllt.