Essen. Immobilienverkäufer versuchten 2021, erneut deutlich höhere Preise zu erzielen. Was sie für Eigenheime, Wohnungen und Reihenhäuser verlangten.

Der Traum von den eigenen vier Wänden ist in Essen im vergangenen Jahr erneut deutlich teurer geworden. Das knappe Angebot einerseits und der wachsende Wunsch nach Wohneigentum andererseits sorgen dafür, dass Häuser und Wohnungen mit kräftigen Preisaufschlägen angeboten werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Westdeutsche Landesbausparkasse (LBS-West), die die sogenannten Angebotspreise für Immobilien verglichen hat. Datengrundlage dafür war die Empirica-Preisdatenbank.

Demnach kostete ein gebrauchtes Eigenheim in Essen im vergangenen Jahr im Mittel 682.500 Euro. Das sind rund sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Käufer eines solchen Hauses müssen damit 15,4 mittlere Haushaltsjahreseinkommen (netto) aufwenden.

Gebrauchte Reihenhäuser sind in Essen zwar insgesamt für weniger Geld zu bekommen als Eigenheime. Im Median kostete ein solches Haus 449.000 Euro, was 6,9 ortsüblichen Haushaltsjahreseinkommen entspricht. Allerdings sind die Preise für Reihenhäuser aus zweiter Hand binnen eines Jahres kräftiger gestiegen als bei den Eigenheimen. Sie legten um 19 Prozent zu.

Es gibt große Preisunterschiede innerhalb Essens

Ähnlich groß war derPreisanstieg bei Eigentumswohnungen. Sie wurden im Median für 2367 Euro pro Quadratmeter angeboten. Das sind über 15 Prozent mehr als vor einem Jahr. Wer sich eine Eigentumswohnung leisten will, muss laut LBS 3,6 Haushaltsjahreseinkommen dafür ausgeben.

Innerhalb des Stadtgebietes sind die Preise allerdings höchst unterschiedlich. Die Zahlen, die für Stadtteile mit mehr als zehn Fällen vorliegen, unterstreichen einmal mehr das Nord-Süd-Gefälle. So werden Häuser und Wohnungen in Werden, Kettwig, Bredeney für fast das Doppelte angeboten als im Durchschnitt der Stadt.

Preise 2021 für Eigenheime gebraucht
(Median), Angaben nur wenn mehr als zehn Fälle

  • Steele/Kray: 394.000 Euro
  • Borbeck: 469.500 Euro
  • Ruhrhalbinsel: 930.000 Euro
  • Werden/Kettwig/Bredeney: 1.150.000 Euro

Reihenhaus gebraucht

Median, Angaben nur wenn mehr als zehn Fälle

  • Zollverein: 339.000 Euro
  • Steele/Kray: 359.000 Euro
  • Borbeck: 395.000 Euro
  • Ruhrhalbinsel: 544.500 Euro
  • Altenessen/Karnap/Vogelheim: 394.000 Euro
  • Werden/Kettwig/Bredeney: 724.000 Euro

Eigentumswohnung gebraucht

Preis pro Quadratmeter, Median, Angaben nur wenn mehr als zehn Fälle

  • Zollverein: 2107 Euro
  • Steele/Kray: 2122 Euro
  • Stadtmitte/Frillendorf/Huttrop: 2329 Euro
  • Borbeck: 2083 Euro
  • Ruhrhalbinsel: 2779 Euro
  • Essen-West: 2176 Euro
  • Altenessen/Karnap/Vogelheim: 2120 Euro
  • Rüttenscheid/Bergerhausen/Stadtwald/Rellinghausen: 3127 Euro
  • Werden/Kettwig/Bredeney: 3210 Euro

Im Umland von Essen kann der Kauf einer Immobilie zum Teil deutlich günstiger sein. In Velbert beispielsweise kostete ein gebrauchtes Eigenheim im Mittel 480.000 Euro und ein Reihenhaus 394.000 Euro. In Bottrop verlangten Verkäufer für ein Eigenheim 540.000 Euro und für ein Reihenhaus 355.000 Euro.

Deutlich teurer ist dagegen die Landeshauptstadt. Dort boten Eigentümer ihre Eigenheime im Mittel für 995.000 Euro an, das Reihenhaus für 687.000 Euro. Auch in Mülheim lagen 2021 die Preise über denen von Essen. Dort wurden im Mittel 750.000 Euro für Eigenheime und 499.000 Euro für Reihenhäuser aufgerufen.

Statistik mit eingeschränkter Aussagekraft

Die Aussagekraft dieser Zahlen ist jedoch nicht unproblematisch. Denn zum einen handelt es sich wie beschrieben nur um Angebotspreise. Für welche Summe die Immobilie schließlich den Eigentümer gewechselt hat, bleibt dabei außen vor. Zum anderen wird jeweils der Median genannt – also nur der Preis, der in der Zahlenreihe in der Mitte liegt. Wie groß die Abweichungen davon sind, spielt dabei keine Rolle. Auch kann der Median von Jahr zu Jahr je nach Angebot und Anzahl schwanken.

Geschätzter Immobilienwert legt zu

Ähnlich eingeschränkt in ihrer Aussagekraft ist auch die jüngste Veröffentlichung des Immobilienportals Scoperty. Wie die LBS-Auswertung kommt Scoperty zu dem Ergebnis, dass Wohneigentum in Essen binnen eines Jahres kräftig an Wert zugelegt hat. So habe der Quadratmeter Wohneigentum in Essen am Jahresende 2021 bei 2373 Euro gelegen. Das sind knapp 16 Prozent mehr als noch zu Beginn des Jahres. Allerdings schätzt Scoperty den Marktwert Immobilien nur. Diesen ermittelt ein Algorithmus auf Basis der Gebäudeadresse und Schätzungen von Wohnfläche, Grundstücksgröße, Baujahr und Objekttyp. Die Daten stammen unter anderem von Kataster- und Landesvermessungsämtern.

Den realistischsten Überblick zur Preisentwicklung liefert einmal im Jahr der Grundstücksmarktbericht für die Stadt Essen. Dort fließen alle Kaufverträge des Vorjahres ein. Dieser erscheint regelmäßig im Frühjahr eines Jahres.