Essen-Schonnebeck. Lärm, Gewalt und Parkprobleme: Nachbarn fühlen sich durch Bewohner einer Schrottimmobilie in Essen belästigt. Das will die Stadt dagegen tun.

  • Nachbarn fühlen sich durch die Bewohner und Bewohnerinnen einer Schrottimmobilie in Essen-Schonnebeck belästigt.
  • Die Stadt Essen hat den Arbeitskreis „Problemimmobilie“ wieder einberufen, der zuletzt geruht hatte.
  • Dem Haus in Schonnebeck wird „hohe Priorität beigemessen“. Druck der Behörden soll aufrecht erhalten werden.

Menschen schlagen mit Gegenständen aufeinander ein, Lärmbelästigung rund um die Uhr und Kleintransporter, die die Straße zuparken: Mit diesen Beschwerden haben sich Anwohner der Gareisstraße in Essen-Schonnebeck an die zuständige Bezirksvertretung gewandt. Die Stadtverwaltung hat jetzt erklärt, wie sie die Probleme in dem Haus mit der Nummer 78 und weiteren sogenannten Schrottimmobilien im Stadtgebiet angehen will.

Nachbarn werden Stadt Essen vor, sich nicht zu kümmern

Nachbarn hatten beklagt, dass die Situation bereits seit rund zwei Jahren bekannt sei und sie regelmäßig die Polizei rufen müssten. Sie schilderten, dass im vergangenen Jahr ein Streit derart eskaliert sei, dass es nicht nur zu Schlägereien kam, sondern ein Auto gegen eine benachbarte Hausfassade gefahren sei. Die Polizei bestätigt diverse Fälle aus dem vergangenen Jahr. Die Lage spitze sich laut Nachbarn zu und andere Vermieter in der Straße hätten zunehmend Schwierigkeiten, „vernünftige Mieter“ für ihre leerstehenden Wohnungen zu finden.

Die Nachbarn hatten der Stadt vorgeworfen, sich „nicht zu kümmern“. Man habe gar den Eindruck, dass die Stadt alteingesessene Schonnebecker aus der Straße vertreiben will, sagte ein Anwohner in der Einwohnerfragestunde der Bezirksvertretung im vergangenen Jahr.

Stadt Essen hat Arbeitskreis Problemimmobilien wieder einberufen

Jetzt hat die Stadt reagiert und erklärt, dass in der Zwischenzeit ein Gespräch mit der Hausverwaltung stattgefunden habe. Außerdem habe es „verschiedene Begehungen und Kontrollen diverser Fachämter“ gegeben. Der Arbeitskreis „Problemimmobilien“ sei wieder einberufen worden, nachdem er zwischendurch aufgrund der Coronapandemie geruht hatte.

Das Haus an der Gareisstraße ist schließlich nicht das einzige, was der Stadt Kopfzerbrechen und jede Menge Arbeit beschert. Auch an der Rahmstraße in Altenessen und an der Katernberger Straße waren verschiedene Fachämter wie Wohnungsaufsicht, Jugendamt und Meldebehörde in den vergangenen Jahren im Einsatz.

An der Ecke Karlstraße/Heßlerstraße in Altenessen wurde eine Immobilie beispielsweise schon mehrmals geräumt und war vor einigen Jahren Ziel einer großangelegten Razzia von Stadt und Polizei. Letztere ermittelte gegen den Inhaber einer im Erdgeschoss ansässigen Bau- und Gebäudeservicefirma wegen des Verdachts des Sozialbetruges. Der Inhaber soll damals nach Erkenntnissen der Abteilung für Wirtschaftskriminalität Sozialabgaben in sechsstelliger Höhe hinterzogen haben. Sein Geschäftsmodell: Die Bewohner der Schrottimmobilie, überwiegend Armutszuwanderer aus den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien, schufteten offenbar in seiner Firma zu prekären Bedingungen. Großeinsätze wie diese haben aber nach Angaben der Stadt zuletzt nur wenig stattgefunden – einmal mehr verweist die Verwaltung auf die Corona-Pandemie.

Bewohner von Schrottimmobilien sind oft Armutszuwanderer

Für die Gareisstraße bitten die Bezirksvertreter jetzt um Teilnahme an dem städtischen Arbeitskreis, wenn es um Problemimmobilien in ihrem Bereich geht. Sie begrüßen, dass die Stadt dem Schonnebecker Haus eine „hohe Priorität“ zuweist und der Druck durch die Behörden aufrechterhalten werden soll. Nach Angaben der Verwaltung konnten einige Probleme „durch unbürokratisches Herantreten an den Eigentümer“ bereits zeitnah gelöst werden konnten. Doch die Verantwortlichen wissen, dass damit oft nur die Symptome, nicht aber die Ursachen bekämpft werden.

Diese sind bei sogenannten Schrottimmobilien vielfältig; eine schlecht gepflegte Gebäudesubstanz in Verbindung mit unverhältnismäßig hohen Mieten gehören dazu. Hinzu kommt oft eine mangelnde Integration der Bewohner und Bewohnerinnen, die oft Armutszuwanderer sind und damit einhergehende Probleme wie mangelhafte Müllentsorgung. Eine Lösung für die Stadt wäre, diese Immobilien anzukaufen. Das passiert laut Presseamt auch immer wieder, sei im Fall der Gareisstraße aber schwierig, weil „grundbuchliche Rechte“ dagegen sprächen. Hinzu kommt: Ein Kauf setzt eine Verkaufsabsicht durch den Eigentümer voraus. Die ist nicht immer gegeben.