Aus „Essen. Die Einkaufsstadt“ wird „Essen. Die Folkwangstadt“ Der Rat der Stadt gibt dafür grünes Licht. Die Debatte aber geht weiter.

Aus „Essen. Die Einkaufsstadt“ wird „Essen. Die Folkwangstadt“. Der Rat der Stadt stimmte dem neuen Slogan auf dem Dach des Handelshof in seiner Sitzung am Mittwoch zu. Allein die SPD und die Ratsgruppe „Die Partei“ stimmten dagegen. Die Debatte um eine neue „Dachmarke“ für die Stadt Essen geht auch nach dem Votum des Rates weiter.

Der Vorschlag der Stadtverwaltung, den altbekannten Slogan „Essen, die Einkaufsstadt“ auszutauschen und zum 100-jährigen Jubiläum des Museum Folkwang in diesem Jahr durch „Essen. Die Folkwangstadt“ zu ersetzen, hatte in der Öffentlichkeit eine breite Debatte ausgelöst. Eine Diskussion, „die uns insgesamt gut getan hat“, sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen, als er den Rat der Stadt um Zustimmung bat.

Leuchtschrift auf dem Handelshofist seit Jahren störanfällig

Dabei war der Anlass, sich mit dem Slogan intensiver zu befassen, vergleichsweise profan. Die Leuchtschrift ist störanfällig, immer fallen Neonröhren komplett aus. Perspektivisch muss die veraltete Technik durch eine zeitgemäße ersetzt werden.

Aus „Essen. Die Einkaufsstadt“ nun „Essen. Die Folkwangstadt“ zu machen, ist nicht schwer. Dafür genügt es, vier Buchstaben auszutauschen. Aber ist der neue Slogan der Richtige? Daran schieden sich auch im Rat die Geister. Geht es doch um das, „wofür Essen stehen soll“, so Kufen.

Essen mag als Einkaufsstadt nicht mehr die Bedeutung haben, die sie früher einmal hatte. Wofür steht Essen heute? OB Kufen wie auch Vertreter von CDU und Grünen warben dafür, das Folkwang-Jubiläum zu nutzen, um den Folkwang-Gedanken für alle sichtbar herauszustellen: Kunst für alle zugänglich machen – das sei die Stärke dieser Region. Oder wie es Stephan Neumann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen formulierte: Kunst sei eben keine „Spielwiese einer schmalen Elite“.

Den neuen Slogan auf dem Handelshof, so räumte Neumann ein, werde vielleicht nicht jeder, der am Essener Hauptbahnhof ankommt, auf Anhieb verstehen. „Aber er wird neugierig machen.“

Eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger sehe das offensichtlich anders, sagte Ingo Vogel. Der Fraktionsvorsitzende der SPD schloss dies aus den zahlreichen Reaktionen aus der Stadtbevölkerung auf den Vorschlag der Verwaltung. Ein Slogan müsse „für alle identitätsstiftend und verständlich sein“, forderte Vogel. Vielleicht sei das nicht mehr „Die Einkaufsstadt“, vielleicht sei Essen auch viel mehr.

Aber was? Eine Antwort darauf gab Vogel nicht. Die SPD hätte die Diskussion über einen Schriftzug gerne früher geführt, bevor die Verwaltung ihren Vorschlag präsentierte. Es stelle sich die Frage, so Vogel, „ob wir bis hin zur Beliebigkeit einen neuen Schriftzug installieren werden“. Zuvor hatte Ratsfrau Christine Moos (CDU) eine LED-Wand ins Spiel gebracht, die auf „Essen. Die Folkwangstadt“ folgen könnte und auf der für die Einkaufsstadt geworben werden könnte wie auch für andere Anlässe.

Die SPD verzichtete darauf, einen eigenen Antrag zur Abstimmung zu stellen. Die Ratsgruppe „Die Partei“ warb dafür, es bei „Essen. Die Einkaufsstadt“ zu belassen und die Bürger bei der Suche nach einem neuen Slogan zu beteiligen. Durchsetzen konnte sich die Ratsgruppe mit ihrem Antrag nicht.

Leuchtschrift auf dem Handelshof

Der 28 Meter lange Schriftzug „Essen. Die Einkaufsstadt“ ziert seit dem 3. Dezember 1950 den Handelshof. Die Leuchtschrift war ein Geschenk der Werbegemeinschaft an die Stadt Essen. Der Slogan stand für den Aufbruch Essens in die Wirtschaftswunderzeit.Angesichts des Bedeutungsverlustes, den Essen als Einkaufsstadt für das Ruhrgebiet und darüber hinaus, in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach erlitten hat, ist die Debatte über einen neuen, treffenderen Slogan entbrannt.´

Auch das Essener Bürgerbündnis (EBB) warb für eine umfassende Bürgerbeteiligung, stimmte aber dem Vorschlag der Verwaltung zu.

Der Schriftzug auf dem Handelshof wird nun wie vom Rat beschlossen ausgetauscht. Ob mit Ablauf des Jahres dann „Essen. Die Einkaufsstadt“ aufs Dach zurückkehrt oder ein anderer Leitgedanke, bleibt abzuwarten. Die Debatte hat gerade erst begonnen.