Essen. Das holländische Unternehmen Coolblue eröffnet in der Innenstadt seine zweite deutsche Filiale. Warum es den Onlineversand in die City zieht.

Der Onlinehandel boomt und der innerstädtische Einzelhandel darbt. Das holländische E-Commerce-Unternehmen Coolblue allerdings scheint es nicht mit Sorge zu erfüllen, dass gerade vom Sterben der Innenstädte die Rede ist. Im Gegenteil: Der nach eigenen Angaben „größte Online-Elektronikhändler in den Niederlanden und Belgien“ setzt auf die Zugkraft der Citylagen und wird nach Düsseldorf nun in Essen seine zweite Filiale in Deutschland eröffnen.

„Wir haben in Deutschland ein starkes Wachstum verzeichnet und werden es auch in diesem Jahr weiter vorantreiben, um noch mehr Kunden glücklich zu machen. Unser Ziel ist es, im Jahr 2025 einen Umsatz von einer Milliarde Euro in Deutschland zu erreichen“, teilte Bart van der Vis, Direktor von Coolblue Deutschland mit. Coolblue reagiert mit seiner Expansionsstrategie darauf, dass bereits viele Essener und Essenerinnen bei dem Onlinehändler Waren bestellt haben.

Coolblue zieht ins „Kettwiger Tor“ in Essen

Für ihr stationäres Geschäft haben sich die Holländer den ehemaligen Schuhladen Kämpgen auf der Kettwiger Straße 2 bis 10 - dem sogenannten „Kettwiger Tor“ – ausgeguckt. Kämpgen hatte sich Ende 2021 von dem Standort zurückgezogen. Coolblue will dort noch in diesem Jahr seinen Shop eröffnen. Angepeilt ist das dritte Quartal. Schon in Düsseldorf hatte sich das Unternehmen für die erste Adresse am Platze entschieden: Die Filiale in der Landeshauptstadt ist in den Kö-Bogen II gezogen und liegt damit direkt auf der beliebten Einkaufsmeile Königsallee.

Neben dem großen Online-Shop betreibt Coolblue in den Niederlanden und Belgien bereits 18 eigene Filialen. „Wir sehen Onlinehandel und stationären Handel nicht getrennt“, sagt eine Sprecherin. Denn schon früh hat Coolblue festgestellt: Dort wo es Filialen gibt, sind die Umsätze höher. Über 35 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sucht das Unternehmen für das Geschäft in Essen.

Bart van der Vis, Direktor von Coolblue Deutschland
Bart van der Vis, Direktor von Coolblue Deutschland © Unbekannt | Coolblue

Das Unternehmen reagiert auf den Trend, dass sich Kunden vor dem Kauf im Internet über Produkte informieren möchten, dass sie diese sehen und auch ausprobieren wollen. Service und Beratung stehen daher im Vordergrund. „Oft haben die Kunden schon eine Vorstellung davon, welchen Produkttyp sie haben wollen, möchten das Produkt aber erst selbst in Augenschein nehmen. Wenn sie nach einem Fernseher suchen, möchten sie ihn selbst sehen. Wenn sie sich für einen Kopfhörer interessieren, wollen sie hören, wie er wirklich klingt“, erklärt van der Vis.

Verzahnung von stationärem Handel und Internet

Coolblue hat die Verzahnung von Internetversand und stationärem Handel weit vorangetrieben. So werden Waschmaschinen, Fernseher, Trockner etc. in dem nur 1400 Quadratmeter großen Laden in Essen nicht bis unter die Decke gestapelt sein. Die Kunden finden dort lediglich eine Auswahl von Produkten zur Ansicht und zum Kauf, können sich aber auch Online-Bestellungen vor Ort abholen. Umgekehrt funktioniert dies auch: Kunden bestellen sich Geräte im Laden und lassen sie sich vom Coolblue eigenen Lieferdienst am nächsten Tag nach Hause bringen. Deshalb funktioniere solch ein Standort auch in der Fußgängerzone, sagt die Sprecherin.

Mehr als 1000 Artikel hat Coolblue im Laden

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Etwas über 1000 Artikel wird der Händler auf der Ladenfläche präsentieren, das Onlinesortiment ist vielfach größer. Generell bietet Coolblue acht Produktgruppen an: Laptops & IT, Handys, Tablets & Wearables, Fernseher, Kopfhörer & Lautsprecher, Waschmaschinen & Trockner, Küche & Haushalt, Kaffee sowie Smart Home.

Gründer und CEO Pieter Zwart hat das Unternehmen 1999 mit gegründet und ist damit zum Multimilliardär geworden. Vor über einem Jahr betrat Coolblue erstmals den deutschen Markt, zunächst nur online, dafür aber mit eigenem Liefer- und Montageservice für Haushaltsgroßgeräte und Fernseher am Niederrhein. Im November eröffnete dann die erste deutsche Filiale in Düsseldorf. Das Netz eigener Lieferservices und Stores in Deutschland soll nun Schritt für Schritt ausgebaut werden.