Essen. Viele Mieter bekommen nun monatlich eine Info über ihren Heizkostenverbrauch. Damit kommen mehr Kosten auf sie zu. Wer betroffen ist.

Die neue Heizkostenverordnung sorgt bei Mietern wie bei Vermietern gleichermaßen für großen Verdruss. Auf viele Essener Haushalte kommen damit ungeachtet der ohnehin explosionsartig steigenden Energiepreise noch einmal mehr Kosten auf sie zu. Vermieter dagegen rechnen mit einem enormen Arbeitsaufwand.

Seit Anfang des Jahres müssen Wohnungseigentümer ihre Mieter monatlich über den Heizkostenverbrauch informieren. Das gilt für Wohnungen, deren Messgeräte fernablesbar sind. Damit sind die meisten Mieter der großen Wohnungsunternehmen betroffen, schätzt der Eigentümerverband Haus&Grund. Allein der Allbau muss ab sofort 13.000 seiner rund 18.000 Mieterhaushalte regelmäßig über deren Verbrauch informieren.

„Für viele Mieter, die sich bei uns melden und ihrem Ärger Luft machen, ist dies das berühmte i-Tüpfelchen. Viele fragen sich, warum das jetzt auch noch sein muss“, berichtet Siw Mammitzsch, Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft Essen.

Heizinformationen per Post werden teurer

Teuerer wird die neue Regelung besonders für Haushalte, die keinen Zugang zu elektronischen Informationen haben. Diesen müssen die Vermieter die Verbräuche per Post übermitteln. „Das betrifft in der Regel ältere Personen“, weiß Mammitzsch.

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Für diesen Aufwand würden Wohnungseigentümer sehr unterschiedliche Kosten ansetzen. „Mieter werden teils ordentlich zur Kasse gebeten“, sagt Mammitzsch mit Verweis auf Schreiben, die der Mietergemeinschaft vorliegen. Zwischen 35 und 80 Euro pro Jahr verlangen Vermieter demnach. Das Geld kommt auf die Heizkostenabrechnung oben drauf. „Mieter sollten auf jeden Fall hinterfragen, ob das in ihrem Fall angemessen ist“, meint Mammitzsch. Richtgrößen gebe es allerdings noch nicht.

Auch wenn die Beträge angesichts stark gestiegener Energiepreise eher gering erscheinen, dürften die zusätzlichen Kosten gerade einkommensschwache Haushalte belasten, zumal neben der Energie auch andere Lebenshaltungskosten momentan deutlich anziehen.

Vermieter: Viel Bürokratie, kein Nutzen

Mieter wie Vermieter zweifeln derweil daran, dass die Verordnung den erhofften Effekt bringt. Sie soll Mieter anhalten, Heizkosten und damit CO2 einzusparen. „Die Mieter sind wegen der hohen Energiepreise ohnehin schon bemüht zu sparen“, meint der Geschäftsführer von Haus&Grund in Essen, Werner Weskamp. Daher stehe der bürokratische Aufwand, der mit der neuen Verordnung verbunden sei, in keinem Verhältnis zum Nutzen. „Das bringt nichts“, sagt Weskamp. Er befürchtet jedoch, dass die neue Informationspflicht gerade kleine Eigentümer überfordern wird. „Wir haben viele Anfragen dazu“, berichtet Weskamp.

Aber auch auf die großen Wohnungsunternehmen kommen derzeit eine Menge Arbeit und Kosten zu. Der Allbau als größter Wohnungsvermieter in Essen spricht von einem „Riesenaufwand“. Um die Kosten für die Mieter so gering wie möglich zu halten, setzt der Allbau auf eine Online-Plattform in Zusammenarbeit mit dem Messdienstleister Ista. „Wir hoffen, dass sich so viele Mieter wie möglich dort anmelden“, sagt Allbau-Prokurist Samuel Serifi. Wer dies nicht will oder technisch keine Möglichkeiten dazu hat, dem muss der Allbau die Verbrauchsinfos per Post schicken. „Wir müssen dies tun, auch wenn der Mieter das gar nicht möchte“, betont Serifi.

Allbau muss 13.000 Haushalte anschreiben

In den kommenden Wochen wird der Allbau alle 13.000 betroffenen Haushalte gleich mehrfach anschreiben, um für die Online-Registrierung zu werben. Serifi schätzt, dass für diese Haushalte dann nur 5 bis 10 Euro pro Jahr anfallen werden. Wer jedoch per Post informiert wird, muss mit 20 bis 30 Euro im Jahr rechnen. Spitz gerechnet hat der Allbau allerdings noch nicht.

Das muss die Heizinfo beinhalten

Die neue Verordnung gilt für Wohnungen, die mit fernauslesbaren Messgeräten ausgestattet sind. Ausgenommen von der Informationspflicht sind nur Vermieter, die in ihrem Haus eine weitere Wohnung vermietet haben, also typischerweise eine Zweifamilienhaus-Situation. Die Verbrauchsinformationen müssen mindestens folgende Informationen enthalten: 1. Verbrauch des Nutzers im letzten Monat in Kilowattstunden 2. einen Vergleich dieses Verbrauchs mit dem Verbrauch des Vormonats desselben Nutzers sowie mit dem entsprechenden Monat des Vorjahres desselben Nutzers, soweit diese Daten erhoben worden sind. 3. einen Vergleich mit dem Verbrauch eines normierten oder durch Vergleichstests ermittelten Durchschnittsnutzers derselben NutzerkategorieDie Verordnung soll nach drei Jahren überprüft werden.

Trotz der großen Bürokratie halte der Allbau das Thema Klimaschutz für richtig und wolle dies auch unterstützen, so Serifi. Daher hofft er, dass die Mieter künftig regelmäßig ihre Verbräuche im Blick behalten. „Aber die Erfahrung zeigt, dass viele diese Schreiben wohl einfach wegwerfen werden.“

Auch die Mietergemeinschaft zweifelt am Nutzen der monatlichen Informationen. Besonders aber verärgert sie, dass die Kosten dafür vollständig auf die Mieter umgelegt werden dürfen. Siw Mammitzsch fordert dagegen eine Beteiligung der Vermieter. Schließlich sei Klimaschutz nicht allein Aufgabe der Mieter.