Essen. Die Stadt diskutiert, ob der alte Schriftzug auf dem Handelshof-Dach noch zeitgemäß ist. Ist er natürlich nicht. Bleiben soll er bitte dennoch.

Mit dem Slogan „Essen - die Einkaufsstadt“ auf dem Handelshof ist es wie mit einer alten „Cinzano“-Werbung auf dem Dach eines Grand Hotels am Mittelmeer: Man weiß, dass die beschwingte Jugend und die Mythen der 1960er Jahre nicht mehr wiederkommen, aber als liebevoll-nostalgische Reminiszenz funktioniert so eine Leuchtreklame perfekt.

Warum also etwas an dem Essener Schriftzug ändern? Das Hotel im Handelshof ist auch schon lange nicht mehr das erste Haus am Platze, aber deshalb wird man ja das Gebäude nicht gleich abreißen wollen.

„Essen - die Einkaufsstadt“ ist einfach eine identitätsstiftender Schriftzug, der natürlich nicht mehr stimmt, aber der für diese Stadt steht, eben weil er schon so lange existiert und an der absolut zentralsten Stelle prangt. Eine Erinnerung an die große Zeit der 1950er und 1960er Jahre, als Leute aus dem Münsterland mit dem Zug nach Essen fuhren, um mal wieder eine wirkliche Großstadt zu erleben und das Jahresbudget für Kleidung auszugeben.

Vielleicht kann man die stolzen drei Worte auch einfach als fortlaufende Verpflichtung sehen, mal wieder mehr aus Essen zu machen. Nötig wäre es.