Essen. Nach der Sprengung eines Geldautomaten in Kupferdreh verlässt die Deutsche Bank den Stadtteil. Immer mehr Geschäfte bieten Bargeld-Auszahlung an.

Nach der dramatischen Sprengung eines Geld-Automaten im Essener Stadtteil Kupferdreh in der Nacht auf Montag, 24. Januar, zieht sich die betroffene Deutsche Bank dauerhaft aus dem Stadtteil zurück.

Das Finanzunternehmen werde das Selbstbedienungs-Center an der Kupferdreher Straße aufgeben und die Geräte nicht wieder aufbauen, bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bank am Montagvormittag (31. Januar).

Geldautomat in Essen-Kupferdreh gesprengt: Es gab zwei Detonationen

Mit zwei Detonationen hatten Unbekannte in den frühen Morgenstunden des 24. Januar das komplette Ladenlokal an der Kupferdreher Straße verwüstet. Die Sprengungen waren so stark, dass auch benachbarte und gegenüber liegende Geschäfte beschädigt, ganze Fensterfronten zerstört wurden. Das Haus, in dem sich das Ladenlokal befand, gilt jetzt als einsturzgefährdet; die betroffene Familie, die im ersten Stock lebte, sucht ein neues Zuhause.

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Der Fall erregte so viel Aufmerksamkeit, dass auch Oberbürgermeister Thomas Kufen am vergangenen Wochenende den Tatort besichtigte und mit der Familie ins Gespräch kam. Es handelt sich um Kriegs-Flüchtlinge aus Tschetschenien, die vor acht Jahren nach Essen kamen.

Kein Geldautomat mehr auf der Kupferdreher Straße

Mit dem dauerhaften Weggang der Deutschen Bank verliert die Kupferdreher Straße ihren letzten Bank-Automaten. Zuvor hatte sich die Commerzbank nach zwei Attacken auf die örtlichen Geldautomaten ebenfalls aus dem Stadtteil verabschiedet. Bürger und Kunden, die nicht bei der Sparkasse ihr Konto haben, müssen jetzt auf die Services zurückgreifen, die immer mehr Geschäfte anbieten: Bargeld-Abholung beim Einkauf – so wie es seit Jahren viele Lebensmittel-Märkte anbieten.

Rewe gehörte eigenen Angaben zufolge zu den ersten Märkten, die Bargeld an der Kasse auszahlen - seit 2003. Es folgte Penny im Jahr 2008. Bei Netto kann man seit 2013 Bargeld abheben. Bis auf Aldi-Nord haben mittlerweile alle namhaften Lebensmittel-Händler diesen gebührenfreien Service im Angebot. Aldi-Nord sagt: Man beobachte den Markt, behandle das Thema derzeit aber nicht mit Priorität.

In der Regel müssen Kunden einen Mindest-Einkaufswert von 10 oder 20 Euro erzielen, damit sie von dem Service profitieren können. Beim Drogeriemarkt dm gibt es keinen Mindest-Einkaufswert.

Handelsverband: „Geschäfte übernehmen wichtige Funktion der Bargeldversorgung“

„Es ist eine Win-Win-Situation für alle“, sagt Marc Heistermann, Geschäftsführer des Handelsverbandes Ruhr. Im Zuge einer geringer werdenden Anzahl von Geldautomaten übernehme der Handel die wichtige Funktion der Bargeldversorgung der Bürger. Die Geschäfte profitierten von den geringeren Bargeldbeständen in ihren Kassen: Die verursachten weniger Logistik-Kosten, ganz abgesehen von dem Sicherheits-Risiko, das umso kleiner werde, je weniger Bargeld in den Ladenkassen liege.

Auch Tankstellen und Baumärkte zahlen an der Kasse Bargeld an Kunden aus – erst an diesem Wochenende (29./30.1.) kündigte die Baumarkt-Kette Hellweg an (Filiale Frankenstraße, Stadtwald), dass Kunden ab sofort täglich bis zu 200 Euro Bargeld bekommen und sich so den Gang zum Geldautomaten sparen können.