Essen. Der Essener Wirt Stefan Romberg legt sich in Sachen Coronahilfen mit dem Branchenverband Dehoga an: „Ich kann das Gemecker nicht mehr hören“.
Der Wirt des EssenerTraditionslokals „Heimliche Liebe“ ist um deutliche Worte nicht verlegen. Stefan Romberg redet gerne Klartext und nimmt dabei auch in Kauf anzuecken. Dieses Mal legt sich der streitbare Gastronom mit dem eigenen Branchenverband Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) an. Er zieht gegen Corona-Kritiker zu Felde und sagt: „Ich kann das Gemecker der Kollegen der Dehoga nicht mehr hören.“ Gleichzeitig bricht der Essener Wirt eine Lanze fürs regierungsamtliche Krisenmanagement. O-Ton Romberg: „Die Coronahilfen für die Gastro sind gut!“.
Schon Mitte November war der Heimliche Liebe-Wirt vorgeprescht, als er von sich aus die 2-G-Regel einführte. Jetzt knöpft er sich jene vor, die in den Chor der Corona-Kritiker mit einstimmen. Sein Credo: Nicht jammern, sondern die Ärmel hochkrempeln und sich was einfallen lassen. Romberg: „Stecke ich den Kopf in den Sand? Nein! Ich bin Gastronom und ich werde in solchen Situationen erfinderisch und mache das Beste draus!“.
„Stecke ich den Kopf in den Sand? Nein! Ich bin Gastronom und mache das Beste draus!“
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In einer in weiten Teilen sehr emotional gehaltenen und bisweilen polternden E-Mail an diese Zeitung räumt Romberg ein, ausgerechnet in den beiden an sich umsatzstärksten Monaten November und Dezember (Weihnachtsfeiern!) einen deprimierenden Umsatzrückgang von 50 Prozent erlebt zu haben. Aber dank staatlicher Corona-Hilfen könne er sich über Wasser halten. Noch ein vollmundiger O-Ton Romberg: „Ist es aktuell eine tolle Lage? Nein! Weiß Gott nicht. Ist es finanziell eng? Oh ja! Gibt es noch Rücklagen? Schon lange nicht mehr! Stecke ich den Kopf in den Sand? Nein!“.
Dank staatlicher Unterstützung durch Überbrückungshilfen, Kurzarbeitergeld und Senkung der Umsatzsteuer von 19 auf sieben Prozent seien ihm die Sorge genommen, Löhne, Pacht, Energiekosten etc. nicht mehr stemmen zu können. Die Überbrückungshilfen seien rasch gezahlt worden und die Beantragung von Kurzarbeitergeld für seine Mitarbeiter habe er als unkompliziert empfunden. Die Unterstützung bewahre ihn vor der Geschäftsaufgabe und vor Hartz IV. Ein Freund in Transsilvanien, so polemisiert Romberg, sei im Vergleich dazu in einer miserablen Lage. Denn dieser erhalte nicht weniger Staatshilfe, sondern gar keine.
Außer-Haus-Verkauf und eigenes Testzentrum als Einnahmequellen
Im Januar und Februar mache es angesichts der aktuellen Coronalage („Es sind beschissene Zeiten“) wirtschaftlich keinen Sinn normal zu öffnen, erläutert der Wirt seine Lage. Als „kämpfender“ Wirt verlagere er seine Aktivitäten deshalb auf den Außer-Haus-Verkauf (ToGo und Lieferung). Außerdem versucht er vom enormen Bedarf an zertifizierten Corona-Schnelltests zu profitieren. „Ich sitze aktuell übrigens in meinem eigenen Testzentrum und teste Leute.“