Essen. Sie ist unheilbar krank, kämpft um jeden Tag mit ihren Zwillingen. Hier berichtet eine junge Mutter, die im Uniklinikum Essen behandelt wird.

Angelina Wastrauk ist 35 Jahre alt und Mutter von Zwillingen: ein Mädchen, ein Junge; im Februar werden sie drei Jahre alt. „Manchmal schaue ich sie an, und dann wird mir bewusst, dass ich nicht sehen werde, wie sie groß werden.“ Die junge Frau ist unheilbar krebskrank. Vor dem Krebs-Tag Ruhr der Uniklinik Essen am Samstag (15.1.) hat sie uns ihre Krankheitsgeschichte erzählt.

Und die beginnt mit der Diagnose schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) im Jahr 2019: Es geht um zwei Muttermale an Kopf und Leiste, die Angelina Wastrauk schon als kleines Kind hatte. „Die müssen sich plötzlich rasend schnell verändert haben.“ Das könne bei einer sehr aggressiven Form von Hautkrebs in wenigen Wochen passieren. Bitter für die Patientin, die wegen ihrer hellen Haut schon seit 15 Jahren zur Hautkrebsvorsorge geht.

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Die Muttermale werden entfernt, eine medikamentöse Therapie soll verhindern, dass sich der Krebs in ihrem Körper weiter ausbreitet. Die Behandlung an der Uniklinik Essen fällt in die erste Zeit mit ihren Babys und ist zunächst erfolgreich: Angelina Wastrauk nimmt sogar die Arbeit bei der Sparkasse – mit 65 Prozent – wieder auf, pendelt von ihrem Wohnort Mülheim nach Solingen, fühlt sich fit. Auch wenn sie nach langen Tagen von sechs bis 22 Uhr naturgemäß manchmal erschöpft ist. Ein Jahr lang ist sie krebsfrei. Doch bei der Kontrolle im Dezember 2020 kommt die niederschmetternde Nachricht: Der Krebs hat gestreut, sie hat Metastasen in Hirn, Lunge und einigen Lymphknoten.

Ihren kleinen Zwillingen erzählt sie altersgerecht von der Krankheit

Es soll nicht der letzte Schicksalsschlag für die junge Mutter sein: Sie verträgt die Immuntherapie nicht, ihr Verdauungstrakt entzündet sich so schlimm, dass sie für drei Wochen ins Krankenhaus muss. Im Juni 2021 werden dann zwei neue Metastasen im Gehirn festgestellt. Angelina Wastrauk hätte allen Grund, mit ihrer Geschichte zu hadern, doch die junge Frau hat eine fröhliche Ausstrahlung, erzählt mit großer Offenheit von ihrem Kampf gegen den Krebs, den sie kaum gewinnen kann.

Auch ihren Kindern verschweigt sie nicht, dass sie schwer krank ist. Sie müsse ihnen doch erklären, warum sie manchmal im Krankenhaus sei oder an anderen Tagen nur auf dem Sofa liegen kann. „Sie wachsen damit auf, und wir erzählen ihnen altersgerecht, was passiert.“ Gleichzeitig wolle sie die beiden natürlich nicht erschrecken oder überfordern: „Dass ich über kurz oder lang nicht mehr da sein werde, habe ich ihnen noch nicht gesagt.“

Der 4. Krebs-Tag findet online statt

Der 4. Krebs-Tag Ruhr des Westdeutschen-Tumorzentrums-Netzwerks findet am Samstag, 15. Januar, statt. Von 10 bis 16 Uhr können Interessierte über die Online-Plattform Zoom teilnehmen und sich mit Expertinnen und Experten zu allen Bereichen der Onkologie austauschen. Die Vortragenden informieren zu Lungenkrebs, Hirn- und Augentumoren, Magen-Darm-Krebs, Melanom und Kinderonkologie. Es kann auch über den Umgang mit Nebenwirkungen und über Sporttherapie gesprochen werden.

Über die Webseite zum Krebstag Ruhr kann man sich am Veranstaltungstag ohne vorherige Anmeldung live einwählen: https://www.krebstag-ruhr.de/

Dass sie unheilbar krank sei, heiße ja auch nicht, dass sie schon bald sterbe. Die Lungenmetastase sei verschwunden. Die Hirnmetastasen können zwar nicht operiert werden, doch die Medikamente, die ihr Wachstum bremsen, scheinen zu wirken: Bisher sind sie konstant geblieben oder kleiner geworden. Sie wisse nicht, ob ihr noch Monate bleiben oder Jahre. „Die kleine Hoffnung bleibt, dass ich so viel Zeit gewinne, dass es einen medizinischen Durchbruch gibt.“

Meist lebt sie im Hier und Jetzt, manchmal fließen Tränen

Angelina Wastrauk bereitet sich aber auch darauf vor, dass es keine Heilung für sie gibt. Sie hat selbst im vergangenen Jahr am Krebs-Tag teilgenommen und es als hilfreich empfunden, aktuelle Informationen von den Krebs-Experten in der Uniklinik zu bekommen. Sie engagiert sich in der Selbsthilfe und hat sich schon 2019 einen Therapeuten gesucht, der ihr hilft, die Situation zu bewältigen. „Meist gelingt es mir ganz gut im Hier und Jetzt zu leben, manchmal fließen die Tränen.“

Sie hat (doppelt geimpft) im November auch noch eine Corona-Infektion durchgestanden und kommt im Alltag gut klar: Ihre Mutter unterstütze die Familie, und die Zwillinge besuchen eine Kita. „Ich bin froh über jeden Tag, den ich mit meinen Kindern verbringen kann.“

Für ihre Kinder hat sie ein Familienhörbuch aufgenommen

Im vergangenen Jahr hat sie für die beiden ein Familienhörbuch aufgenommen, in dem sie ihre Geschichte erzählt. Weil die besonderen Hörbücher für unheilbar kranke Mütter und Väter durch Spenden finanziert werden, hat Angelina Wastrauk selbst dafür getrommelt: 10.000 Euro hatte sie sich als Spendenziel bei der Plattform „Betterplace“ gesetzt: „Das ist viral gegangen, und so kamen durch Hunderte von Kleinstspenden in wenigen Tagen 125.000 Euro zusammen.“