Essen-Kettwig. In Essen-Kettwig hat eine neue Ergotherapiepraxis eröffnet. Hier unterstützen Hunde Kinder und Erwachsene bei der Therapie. Ein Besuch.

Ungestüm tobt Hündin Frieda durch den Therapieraum. Der Mix aus Australian Shepard und Deutschem Schäferhund ist erst neun Monate alt und liebt es, herumzutollen. Jetzt soll aber gearbeitet werden. Sarah (8), heute Klientin der neuen Ergotherapiepraxis Rode in Kettwig, möchte Frieda und ihren Hundekollegen Tomi begrüßen. So beginnen in der Regel die Stunden in der Praxis.

Lara Rode ist seit acht Jahren Ergotherapeutin. Im September 2021 hat sie sich mit ihrer eigenen Praxis selbstständig gemacht – und sich damit einen Traum erfüllt. Ihre beiden Hunde sind ein wesentlicher Grund dafür, warum sie jeden Tag so gerne zur Arbeit geht. „Ich bin als Kind mit einem Hund aufgewachsen und wollte schon immer mit Hunden arbeiten“, erzählt sie.

Essen: Hunde wirken auf Kinder als Motivatoren für die Ergotherapie

Seit fünf Jahren ist Australian Shepard Tomi nun an ihrer Seite. Er ist ausgebildeter Therapiehund, was bedeutet, dass er eine entsprechende Prüfung bestanden hat, besonders stressresistent, menschenfreundlich und ausgeglichen ist. Seinen eigenen Kopf hat er aber trotzdem: „Australian Shepards sind sehr kluge Hunde, die eigentlich fürs Schafehüten gezüchtet wurden. Sie sind also darauf trainiert, eigene Entscheidungen zu treffen“, erklärt Rode. Vor einigen Monaten kam dann Frieda dazu, damals noch als Welpe.

Die beiden Therapiehunde Tomi (braun-weiß gefleckt) und Frieda unterstützen die Essener Ergotherapeutin Lara Rode bei der Arbeit.
Die beiden Therapiehunde Tomi (braun-weiß gefleckt) und Frieda unterstützen die Essener Ergotherapeutin Lara Rode bei der Arbeit. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

In der Therapie eingesetzt werden die beiden flauschigen Mitarbeiter vor allem bei Kindern. Manche von ihnen haben ADHS oder andere Konzentrationsschwierigkeiten, andere Entwicklungsverzögerungen oder sind sozial-emotional gehandicapt. Rode beschreibt, dass die Tiere auf ihre kleinen Patienten in erster Linie als Motivatoren wirken: Haben sie auf eine Therapiestunde eigentlich keine Lust, sieht das schon ganz anders aus, wenn die Hunde dabei sind.

Essener Praxis hilft Kindern mit Konzentrationsschwierigkeiten

Auch Sarah ist voll fokussiert auf die beiden Fellnasen. Sie soll nämlich nun mit ihnen trainieren. Sarah bricht ein paar Leckerlis in kleine Stücke, denn: „Wir müssen ja auch auf die Bikinifigur achten“, wirft Rode mit einem Lachen ein. Mit einer vorsichtigen Bewegung hält die Achtjährige den Hunden je eine Hand hin, sie sollen zur Begrüßung dagegen stupsen. Geschafft. Zur Belohnung gibt es ein Leckerli.

Sarah (8) beim Training mit Hündin Frieda in der Essener Ergotherapiepraxis Rode: Nach getaner Arbeit gibt es ein Leckerli.
Sarah (8) beim Training mit Hündin Frieda in der Essener Ergotherapiepraxis Rode: Nach getaner Arbeit gibt es ein Leckerli. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Arbeit mit den Tieren hilft Kindern wie Sarah, sich besser zu konzentrieren. Der Achtjährigen fiel besonders im Distanzunterricht das Lernen schwer, doch auch im Klassenzimmer kann sie Störreize häufig nicht so einfach ausblenden. „Kinder, die reizüberflutet sind oder zum Beispiel ADHS haben, lernen beim Training, Handlungsabläufe einzuhalten“, erklärt Rode. „Ganz simpel: Erst mache ich das, danach das andere.“

Auch Demenzkranke und Schlaganfall-Patienten betreut die Essener Ergotherapeutin

Neue Patienten sind willkommen

Die Ergotherapiepraxis Rode freut sich noch über neue Patientinnen und Patienten. Deshalb hat Lara Rode gerade eine zweite Ergotherapeutin eingestellt. Zu erreichen ist die Praxis unter 01573 820 2207 oder 02054 9633212.Zu den Leistungen für Kinder und Jugendliche zählen unter anderem verhaltenstherapeutisches Training, Stifthalte- und Konzentrationstraining, Hilfe bei Hundephobie, Unterstützung bei Lern- und Leistungsstörungen sowie Entwicklungsverzögerungen und die Förderung der Körperwahrnehmung.

Das kann dann zum Beispiel so aussehen: Sarah übt mit Tomi, sich durch einen Parcours mit Hütchen zu schlängeln. Zunächst signalisiert sie ihm mit einem Handzeichen und fester Stimme, „Sitz“ zu machen. Dann zeigt sie ihm den Weg durch die Pylonen, vorsichtig und bedacht. Zur Belohnung gibt es ein Leckerli.

Es sind allerdings nicht nur Kinder, die mit den Hunden trainieren. Rode macht beispielsweise auch Besuche in Altenheimen und arbeitet mit Demenzkranken. „Viele dort sind einsam. Da ist der Hund in erster Linie Seelentröster“, berichtet sie. Und für einen Schlaganfall-Patienten sei es einfach etwas anderes, ob er in der Reha mit einem Ball trainiere, oder ob er den Arm ausstrecke, um ein Tier zu streicheln. Für alle ihre Schützlinge gelte: „Ein Hund gibt einem bedingungslose Liebe.“