Essen-Vogelheim. Farbeimer, Wasserkocher, Radarfalle, Taube: Mohammed Omairat alias Torten-Boss zaubert Köstlichkeiten. Sein Café finden Fans in Essen-Vogelheim.
Er ist eine Berühmtheit auf den Social-Media-Kanälen Instagram, Facebook und Co. und nennt nun auch ein Café in Essen-Vogelheim sein eigen: Mohammed Omairat alias der Torten-Boss zaubert süße Köstlichkeiten in allen Formen und Farben. Seine Spezialität: Gaumengenuss pur nach gründlicher optischer Täuschung. Für seine Kreationen gilt nämlich oft: Es ist nicht das, nach was es aussieht. Das gilt für den Farbeimer ebenso wie für die Taube.
Rund, mit Schokolade, Marzipan oder Sahne überzogen, garniert mit Früchten oder Zuckerperlen – so kennt man die klassischen Torten und Törtchen, die Konditoren normalerweise anbieten. Doch was Mohammed Omairat zum Gespräch mit dieser Zeitung mitbringt, sprengt all diese Vorstellungen. „Ich muss noch ein bisschen meinen neuen Laden renovieren“, sagt er und stellt lachend einen Eimer mit rosa Farbe auf den Tisch. „Schauen Sie genau hin“, empfiehlt er und tatsächlich: Auf den zweiten, nein eigentlich erst auf den vierten Blick entpuppt sich der Farbeimer als Kuchen.
Radarfallen, Verkehrsampeln, Straßenbegrenzungspfosten oder Spiegelreflexkameras
Unglaublich, wie der 36-jährige Konditor das hinbekommen hat. „Das ist halt meine Kunst“, sagt Omairat und zeigt auf Instagram eine kleine Auswahl seiner 3-D-Kuchen, die er in witzigen Videos in Szene gesetzt hat: Ob Radarfallen, Verkehrsampeln oder Straßenbegrenzungspfosten, ob Spiegelreflexkameras, Rasierer oder Shishas – es scheint nichts zu geben, was der Torten-Boss nicht aus Wiener Boden und Sahnecreme kreieren kann.
Angefangen hat alles mit einem Schulpraktikum beim Konditor in seiner Heimatstadt Krefeld. „Das hat mir großen Spaß gemacht, und nach dem Schulabschluss habe ich dort eine Ausbildung als Konditoreiverkäufer gemacht. Ich war der einzige Mann unter 35 Mädchen und der erste Konditoreifachverkäufer in ganz Krefeld“, erzählt der Torten-Boss. Und weil er die cremigen Köstlichkeiten nicht nur verkaufen, sondern selbst herstellen wollte, hat er direkt im Anschluss noch eine Lehre zum Konditor absolviert. Bereits kurze Zeit später ergab sich die Gelegenheit, das alteingesessene Wiener Café zu übernehmen.
Herstellung von überdimensionalen Hochzeitstorten
Dort hat Omairat nicht nur Gebäck, Kuchen und Kaffee verkauft, sondern sich auf die Herstellung von überdimensionalen Hochzeitstorten spezialisiert, „das wurde dann schnell meine Haupteinnahmequelle“. Seine Riesentorten gibt es als mehrstufige Pyramiden, in Herzform oder als kleine Paläste, dekoriert mit Herzen, Rosen, Goldstaub und was immer der Kunde sich wünscht: „Es gibt nichts, was ich nicht machen kann.“ Die größte Torte, die er bislang verkauft hat, maß sechs mal sechs Meter.
In ganz Deutschland standen diese Kunstwerke schon als Attraktion auf den Hochzeitstischen; zu seinen Kunden gehören Stars und Sternchen, Fußballer und Rapper. In dieser Phase legte sich der Konditor auch den Namen Torten-Boss zu und startete seine zweite Karriere als Social-Media-Star.
Statt Hochzeitstorten zu kreieren, musste der Torten-Boss Mitarbeiter entlassen
Videospaß in den sozialen Netzwerken
Für die Hochzeitstorten und die 3-D-Torten vom Torten-Boss muss man schon kräftig in die Tasche greifen: Diese gibt es ab 200 Euro aufwärts. Kinder-Torten und andere Motivtorten bewegen sich im zweistelligen Eurobereich.
Sein erster 3-D-Kuchen war übrigens die Radarfalle, berichtet der Konditor. „Es machte mir großen Spaß, da hineinzubeißen.“ Zu sehen ist das Video wie auch die vielen anderen auf seinem Instagram-Kanal.
Zu finden ist der Torten-Boss im Haus Vogelheimer Straße 133 in Essen, 0177 88 096 94. Im Internet gibt es auf www.tortenboss.de alle Informationen zu den Kreationen.
Alles lief perfekt, doch dann kam die Pandemie. Statt Hochzeitstorten zu kreieren, musste der Torten-Boss Mitarbeiter entlassen, „das war bitter“. Gleichzeitig entstand die Idee, 3-D-Torten herzustellen, die wie Alltagsgegenstände daherkommen. „Ich hatte plötzlich viel Zeit und wollte mein Talent weiter ausbauen.“ In seiner 1000 Quadratmeter großen Konditorei konnte er sich gut austoben. „Ich lasse mir die originalen Gegenstände bringen und forme sie nach“, sagt er, als wäre es das Einfachste auf der Welt.
In der Regel fünf bis sechs Stunden braucht der Torten-Boss, um Wasserkocher und Bügeleisen, Garten Clogs und Fußbälle, Zimmerpflanzen und Autoreifen in Originalgröße täuschend echt zu imitieren. Letzterer war ein Überraschungsgag eines Autohändlers, der mit seinen Mitarbeitern ein Jubiläum feierte.
Täglich werden Unmengen von Butter, Sahne, Zucker und Marzipan verarbeitet
Klar, dass Omairat mit seiner Backkunst nicht hinter dem Berg hielt: Zwei seiner Cousins halfen ihm nicht nur, humorige Videos zu drehen, sie lockten ihn auch nach Essen. „Den beiden gehört das Restaurant direkt gegenüber und das Haus, in dem ich am 1. November mein zweites Café eröffnet habe.“ Viele seiner Kunden kämen aus dem Ruhrgebiet, „da macht es Sinn, auch hier präsent zu sein“. Dass die Besucher noch nicht in Scharen zum Kaffeetrinken in Essens Norden kommen, stört ihn wenig: „Mein Hauptgeschäft mache ich online.“
Auch wenn der Torten-Boss täglich Unmengen von Butter, Sahne, Zucker und Marzipan verarbeitet, die Lust auf Süßes ist ihm noch nicht völlig vergangen: „Meinen Käsekuchen kann ich immer essen“, sagt der Café-Betreiber. Auch daraus hat der clevere Konditor, der gerade zum fünften Mal Vater wird, ein Geschäft gemacht: Seit Mitte des Jahres gibt es seinen Lieblingskuchen als Fertigbackmischung direkt vor Ort.