Essen. Zum Start der Impf-Aktionen für Fünf- bis Elfjährige reagieren viele Väter und Mütter im Essener Stadtgebiet mit Erleichterung.

Die Corona-Impfungen für Kinder zwischen fünf und elf Jahren haben am Freitag (17. Dezember) begonnen. Mütter und Väter, die an diesem Tag ihre Kinder zum Impfen begleiten, reagieren mit Erleichterung auf den Start der Behandlungen – dabei spielt es keine Rolle, ob ihre Kinder gesund sind oder unter schweren Vorerkrankungen leiden.

„Endlich geht es los“, sagt Silja Lux, „wir sind total froh“. Die Mutter von Sohn Pieter (7) steht in der Kinderklinik der Uniklinik in Holsterhausen, sie kommen alle drei Monate aus Soest zur Kontrolle, denn Pieter leidet seit seiner Geburt an einer chronischen Nieren-Insuffizienz. Fünf Operationen hat er in seinem Leben schon hinter sich gebracht, und irgendwann wird der Erstklässler wohl eine Spender-Niere benötigen. „Daran“, erklärt die Mutter, „müssen wir dank der letzten Operationen jetzt noch nicht denken.“

Warum eine Corona-Impfung für Patienten wie Pieter (7) besonders wichtig ist

Für Pieter, sagt Oberarzt Rainer Büscher, ist die Corona-Impfung jetzt „überlebenswichtig“, denn es ist nicht entscheidend, wann Pieter irgendwann mal eine Organtransplantation über sich ergehen lassen muss. Dann aber, wenn es so weit ist, wird sein Immunsystem für eine gewisse Zeit mit Medikamenten heruntergefahren werden müssen, damit der Körper das fremde Organ nicht abstößt, und wenn dann Corona käme . . . „Nach einer Transplantation wäre es für die Impfung zu spät“, erklärt der Mediziner. „Deshalb ist jeder Nieren-Patient, egal, ob eine Transplantation ansteht oder nicht, ein Risiko-Patient.“

Die nächsten Kinderimpf-Termine der Stadt Essen

Die nächsten Impf-Angebote der Stadt Essen, bei denen Kinder (fünf bis elf Jahre) geimpft werden – Termine sind noch verfügbar und im Internet (www.essen.de) zu buchen. Wichtig: An den genannten Tagen werden vor Ort ausschließlich Kinder zwischen fünf und elf Jahren geimpft. Pro Kind muss ein einzelner Termin gebucht werden. Montag, 27. Dezember, 10 bis 18 UhrDienstag, 28. Dezember, 10 bis 18 UhrMittwoch, 29. Dezember, 10 bis 18 UhrDonnerstag, 30. Dezember, 10 bis 18 Uhr – alle in der Grugahalle Essen

Mutter Silja Lux bedauert sehr, „dass man jetzt schon wieder den Eindruck hat, es gibt ein Hauen und Stechen um die Impfdosen“, bei den Kindern sei es jetzt so ähnlich wie bei den Impfungen für Erwachsene, die Weihnachten 2020 in den Altenheimen starteten.

Seit Anfang der Woche wird auch in den Essener Kinderarzt-Praxen geimpft, sofern der Impfstoff angekommen ist, und an diesem Freitag beginnt die Stadt Essen damit, ihre 4.000 Impf-Dosen mit dem speziellen Biontech-Wirkstoff für Kinder zu verabreichen: Ein Großteil der Termine, die am Montag ins Netz gestellt wurden, sind schon weg, „es sind nach Weihnachten aber noch genügend Kapazitäten bei unseren Impf-Angeboten für Kinder in der Grugahalle“, sagt Jasmin Trilling, Sprecherin der Stadt Essen.

Mütter sind entschlossen: Die Kinder sollen möglichst schnell geimpft werden

Zeitgleich, während der nierenkranke Pieter im Uniklinikum gegen Corona geimpft wird, stehen Mütter und Väter in Altenessen Schlange, wo im Verwaltungstrakt des ehemaligen Marien-Hospitals die Stadt ihre Kinderimpfungs-Aktion startet. Wer hier einen der ersten Termine online ergatterte, der ist sich seiner Sache sehr sicher: „Für uns war es keine Frage, dass wir unsere Kinder impfen lassen“, sagt eine Mutter (34) aus Werden, die ihre Söhne (8 und 7) hier und heute impfen lässt. „Mein Mann und ich sind beide in der Gesundheits-Branche tätig, uns war die Notwendigkeit einer Impfung von Anfang an klar.“ Besonders erleichtert, dass die Kinder jetzt geimpft werden können, ist auch eine Mutter (47) aus Rellinghausen, die ihre fünfjährige Tochter jetzt behandeln lässt: „Sie hat zwei Schwestern, von denen eins eine Behinderung hat. Da ist es um so wichtiger, dass wir alle geschützt sind und uns gegenseitig schützen.“ Die Kinder impfen lassen oder nicht? „Das war eine einfache Entscheidung.“

Nach der Impfung muss man 15 Minuten abwarten wegen möglicher Nebenwirkungen: Blick ins Verwaltungsgebäude des ehemaligen Marienhospitals in Altenessen, wo die Stadt am Freitag erstmals Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen Corona geimpft hat.
Nach der Impfung muss man 15 Minuten abwarten wegen möglicher Nebenwirkungen: Blick ins Verwaltungsgebäude des ehemaligen Marienhospitals in Altenessen, wo die Stadt am Freitag erstmals Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen Corona geimpft hat. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Das sieht eine Mutter (26) aus Altenessen etwas anders: „Obwohl meine Tochter vorerkrankt ist, habe ich lange mit mir gerungen“, sagt sie. Die Siebenjährige leide an Asthma, muss täglich Spray und Tabletten nehmen, auch sie selbst, die Mutter, leide unter der Atemwegserkrankung. „Ich selbst habe mich natürlich auch impfen lassen, doch auf die Impfung habe ich allergisch reagiert.“ Entsprechend groß war jetzt die Sorge, dass auch dem Kind die Spritze nicht gut bekommt. Doch jetzt gerade, zehn Minuten nach der Impfung im Warteraum in Altenessen, scheint alles ganz gut auszusehen.

Wie bei den Erwachsenen, ist auch für Kinder eine Zweitimpfung vorgesehen. Sie soll im Abstand von drei bis sechs Wochen zur Erstimpfung erfolgen. Die Termine für die Zweitimpfungen, kündigt Jasmin Trilling an, Sprecherin der Stadt Essen, werden am Montag, 20. Dezember, ins Netz gestellt.