Essen-Holsterhausen. Der sechsjährige Giorgi aus Georgien hat Krebs. Derzeit wird er in der Uniklinik Essen behandelt. Bei der Finanzierung gibt es Engpässe.
- Der sechsjährige Giorgi aus Georgien hat einen Tumor im Beckenbereich. Sein Leben hängt am seidenen Faden. Er wird derzeit in der Essener Uniklinik behandelt.
- Ein Geschäftsmann und seine Tochter, von Beruf Kinderärztin, haben mit der Familie eine Spendenaktion gestartet, um die Behandlung finanzieren zu können.
- Denn vom Gesundheitssystem des Heimatlandes ist kein Geld mehr zu erwarten. Hier in Essen kümmert sich die Elterninitiative krebskranker Kinder um die Familie.
Giorgi ist sechs Jahre alt und sein Leben hängt an einem seidenen Faden. Der Junge aus Georgien hat einen Tumor im Beckenbereich. Nur noch eine Bestrahlung in einem Protonenzentrum verspricht Hilfe.
Familie hat bereits für krebskranken Jungen Spenden gesammelt
Die Essener Uniklinik zählt zu den wenigen Standorten, die die so spezialisierte wie kostspielige Behandlung anbieten. Ein deutscher Manager hat Giorgis Eltern geholfen, dass ihr kleiner Sohn hier behandelt werden kann. „Doch nun gehen die Spenden, die wir gesammelt haben, zur Neige“, sagt Burkhard Schuchmann, der auf die Unterstützung der Essener hofft.
Der Geschäftsmann betreibt heute ein Weingut in Georgien, Giorgis Vater war bei ihm beschäftigt. So hat Schuchmann miterlebt, wie der Junge erkrankte und zunächst in seinem Heimatland behandelt wurde. Die von der heimischen Krankenkasse finanzierte Therapie hatte jedoch nicht den gewünschten Erfolg. Schuchmann entschloss sich zu helfen, trug im Schulterschluss mit Familie und Freunden durch Spendenaufrufe 25.000 Euro zusammen.
Man brauche aber mindestens das Doppelte der Summe, erläutert Tochter Pia Schuchmann. Sie ist von Beruf Kinderärztin und kümmert sich um die Familie während des Aufenthaltes in Deutschland.
Die Leidensgeschichte des kleinen Giorgi begann im Mai dieses Jahres, als er über Schmerzen im Beckenbereich klagte. Untersuchungen erbrachten die niederschmetterende Diagnose und sofort wurde in mehreren Zyklen mit einer Chemotherapie begonnen, durch die der Tumor etwas kleiner wurde. Doch es zeigte sich, dass das Leben des Jungen so nicht gerettet werden kann.
Tumor lässt sich nicht durch eine Operation entfernen
Giorgis Kinderärztin in der Kinderklinik Tiflis nahm daher Kontakt zur Uniklinik Tübingen auf – und die empfahl eine Behandlung im Westdeutschen Protonenzentrum (WPE) am Uniklinikum Essen: Der Tumor könne nicht operativ entfernt, dort aber durch Bestrahlung behandelt werden. Das WPE nahm Giorgi sofort auf, die Behandlung begann Anfang November und soll bis zum Jahresende dauern: 31 Behandlungstage sind vorgesehen, dazu kommen Chemotherapien. Eine enorme Belastung für den Jungen, doch ist es seine einzige Heilungschance.
Kontakt über die Elterninitiative
Kontakt zu Pia und Burkhard Schuchmann sowie zur Familie selbst kann über die Elterninitiative krebskranker Kinder aufgenommen werden: 0201/878570, Mail: info@krebskranke-kinder-essen.de. In die Unterstützung eingeschaltet hat sich auch der in Hamburg gegründete Verein Sonnenschein für Kinder in Georgien.Bei der Protonentherapie handelt es sich um eine moderne Form der Strahlentherapie. Dabei werden positiv geladene Teilchen (Protonen) frei gesetzt, die den Tumor zerstören sollen. Nach Angaben der Universitätsmedizin Essen wurden weltweit bereits 200.000 Patienten erfolgreich mit der Therapie behandelt.Im Essener Zentrum wurden bereits 2500 Menschen therapiert, ein Schwerpunkt bildet die Behandlung von Kindern. Aktuell stammt ein Drittel aus dem Ausland. 2019 waren es 45 Prozent.
Die Familie ist für die Dauer der Behandlung im Elternhaus der Essener Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder an der Kaulbachstraße in Holsterhausen untergebracht. Während der Strahlentherapie kann Giorgi dort mit seinen Eltern wohnen und wird lediglich für die Chemotherapie und bei medizinischer Notwendigkeit stationär in der Kinderklinik der Uniklinik aufgenommen.
Rund ein Viertel aller Familien, die vorübergehend im Elternhaus leben, stammt aus nicht-europäischen Ländern wie Georgien. Es passiere immer wieder, dass die Gesundheitssysteme solcher Staaten die Behandlungskosten nicht tragen, berichtet Geschäftsführerin Lara Krieger, die Eltern aber alle Hebel in Bewegung setzen, um das Geld für die Behandlungen aufzubringen. Manchmal würden Familien ihr gesamtes Hab und Gut verkaufen, damit sie die Kosten bezahlen können.
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Elterninitiative unterstützt die Familie während des Aufenthalts in Essen
Auch Giorgis Eltern hoffen, dass sie das notwendige Geld zusammenbekommen, erzählen Pia und Burkhard Schuchmann. Die Essener Elterninitiative setze derzeit alles daran, der Familie bei den Unterbringungskosten entgegenzukommen. Der Verein, der sich weitgehend über Spenden finanziert, bietet pro Jahr rund 350 Familien eine Unterkunft. Heimische Krankenkassen zahlen nur dann für eine Unterkunft im Elternhaus, wenn das Kind stationär in der Klinik bleibt. Allerdings sei mit den 22,50 Euro pro Nacht auch nur die Hälfte der entstehenden Kosten gedeckt, berichtet Krieger.
Der Uniklinik seien hier die Hände gebunden, bedauert Sprecher Thorsten Schabelon. Wenn sie nun Giorgi helfe, müsste sie bald für viele Kinder aus dem Ausland in Bresche springen. Dadurch würden pro Jahr mehrere Millionen an zusätzlichen Ausgaben entstehen – Kosten, für die das deutsche Gesundheitssystem nicht aufkomme.